Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.blos von regierenden Herren bezahlt werden; Ein Professor spickt (lardirt) seinen Vor- und dem academischen Jüngling! was legt empor
blos von regierenden Herren bezahlt werden; Ein Profeſſor ſpickt (lardirt) ſeinen Vor- und dem academiſchen Juͤngling! was legt empor
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blos von regierenden Herren bezahlt werden;
ſo duͤrften die Wiſſenſchaften zwar gewinnen,
allein die Lehrlinge wuͤrden alles verlieren.
Wie die Nonne den Pſalter ſingt wuͤrd gele-
ſen werden. Die Lehrer wuͤrden nur auf
das dencken was gedruckt werden ſoll. Jezt
aber die Metaphyſik fuͤr wenige Thaler kau-
fen iſt unſchicklich. Ein Profeſſor der ein
Autor iſt, und wer iſt nicht beides? haͤlt es
nicht der Muͤhe werth junge Leute zu unter-
richten. Die Welt iſt ſein Auditorium und
da ſitzen Kayſer Koͤnige Fuͤrſten u. ſ. w. auf
den Baͤncken. Ein Autor iſt ein ſo ſtolzes
Ding daß er mit dem ganzen menſchlichen
Geſchlechte ſpricht.
Ein Profeſſor ſpickt (lardirt) ſeinen Vor-
trag. Er iſt oft gezwungen uͤber geſunde
Speiſen ungeſunde und unſchmackhafte Bruͤ-
hen zu guͤßen —
und dem academiſchen Juͤngling! was legt
ſich nicht in den Weg ihn zu ſtoͤren! da iſt
ein Staͤndchen zu bringen! da kommt ein
Landsmann! da hat er ſich zu ſchlagen, da
dem Profeſſor der die Privilegien ſchmaͤhlern
will die Fenſter einzuſchlagen — Die Frei-
heit iſt ihm der Weg zur Ungezogenheit. Seine
Mitbruͤder erſticken bey ihm den Trieb ſich
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/209>, abgerufen am 16.02.2025. |