Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.ser lieben Mutter, um sie zu drücken und zu Des Morgens erfuhr ich den Aufschluß Ich hielte meine Predigt mit erwünsch- Ich sahe ein was mein Vater oft zu be- Meine M 4
ſer lieben Mutter, um ſie zu druͤcken und zu Des Morgens erfuhr ich den Aufſchluß Ich hielte meine Predigt mit erwuͤnſch- Ich ſahe ein was mein Vater oft zu be- Meine M 4
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ſer lieben Mutter, um ſie zu druͤcken und zu
kuͤſſen. Ich konnte dieſe — ich will ſie
Brautnacht nennen nicht ſchlafen und war
alſo ein Augenzeuge von dieſem Vorgange
wenn ich gleich meine Augen bis auf ein klein
Ritzchen verriegelt hatte.
Des Morgens erfuhr ich den Aufſchluß
dieſer Ceremonie, die ſich von der Schweſter
der Mutter meiner Mutter herſchrieb, welche
behauptet hatte daß das Concept unterm Kuͤſ-
ſen ſehr das Gedaͤchtnis ſtaͤrcke. Ich glaub’s
nicht fuͤgte meine Mutter hinzu indeſſen iſt’s
in der Familie beybehalten bis auf die vorige
Nacht.
Ich hielte meine Predigt mit erwuͤnſch-
tem Gluͤcke, allein ohne Ruͤhrung, indem
wie ich ſchon bemerkt habe mein Auge herum
wanckte und bey N. 5. ſich lagerte.
Ich ſahe ein was mein Vater oft zu be-
haupten pflegte. Ein Geiſtlicher muß wie
ein Vater zu ſeinen Kindern reden. Wenn
er ſich’s aufſchreibt muß ers nicht der Ge-
meine ſondern ſeines Gedaͤchtniſſes wegen
thun. Auch ein Vater macht ſich wol ein
Promemoria wenn er viel mit ſeinem Sohne
zu ſprechen hat.
Meine
M 4
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Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/189>, abgerufen am 15.08.2024. |