gehen können; will ich ihnen keine Krükke ge- ben, wenn sie selbst eine Dose haben; warum soll ich ihnen mit meinem St. Omer an die Hand gehen (es braucht vielleicht mancher Espagniol, Tonka, Havana Rapee) und wenn sie selbst wissen daß sie Menschen sind, wie solt' ich sie wol all' Augenblick mit einem Stehe Wanderer oder Leser pfänden, und ihnen widerholen, daß sie sterben müssen auf daß sie klug werden. Mein Wahlspruch ist I licet: So wie aber die Grabmäler der Alten, wo man seit einiger Zeit (einige sezten hiezu Gott! sei gelobt, andere Gott! sei's geklagt) auch in Gott ruhet, nachdem man sich vor diesem scheute der seelige L. Annaeus Florus der wohlseelige C. Plinius Caec. Sec. der hochseelige M. Tullius Cicero und der höchst- seelige Marcus Aurelius Antoninus. Armenia- cus. Parthicus. Maximus zu sagen.
So wie die Grabstäten der Alten mit den allgemeinen Landstraßen verbunden wa- ren, um den Reisenden anzuhalten, so ist es zwar Regel für mich den geneigten Leser sich selbst zu überlassen, coelo tegitur qui non habet urnam.
Doch
gehen koͤnnen; will ich ihnen keine Kruͤkke ge- ben, wenn ſie ſelbſt eine Doſe haben; warum ſoll ich ihnen mit meinem St. Omer an die Hand gehen (es braucht vielleicht mancher Eſpagniol, Tonka, Havana Rapee) und wenn ſie ſelbſt wiſſen daß ſie Menſchen ſind, wie ſolt’ ich ſie wol all’ Augenblick mit einem Stehe Wanderer oder Leſer pfaͤnden, und ihnen widerholen, daß ſie ſterben muͤſſen auf daß ſie klug werden. Mein Wahlſpruch iſt I licet: So wie aber die Grabmaͤler der Alten, wo man ſeit einiger Zeit (einige ſezten hiezu Gott! ſei gelobt, andere Gott! ſei’s geklagt) auch in Gott ruhet, nachdem man ſich vor dieſem ſcheute der ſeelige L. Annaeus Florus der wohlſeelige C. Plinius Caec. Sec. der hochſeelige M. Tullius Cicero und der hoͤchſt- ſeelige Marcus Aurelius Antoninus. Armenia- cus. Parthicus. Maximus zu ſagen.
So wie die Grabſtaͤten der Alten mit den allgemeinen Landſtraßen verbunden wa- ren, um den Reiſenden anzuhalten, ſo iſt es zwar Regel fuͤr mich den geneigten Leſer ſich ſelbſt zu uͤberlaſſen, coelo tegitur qui non habet urnam.
Doch
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gehen koͤnnen; will ich ihnen keine Kruͤkke ge-
ben, wenn ſie ſelbſt eine Doſe haben; warum
ſoll ich ihnen mit meinem St. Omer an die
Hand gehen (es braucht vielleicht mancher
Eſpagniol, Tonka, Havana Rapee) und wenn
ſie ſelbſt wiſſen daß ſie Menſchen ſind, wie
ſolt’ ich ſie wol all’ Augenblick mit einem
Stehe Wanderer oder Leſer pfaͤnden, und
ihnen widerholen, daß ſie ſterben muͤſſen auf
daß ſie klug werden.
Mein Wahlſpruch iſt I licet:
So wie aber die Grabmaͤler der Alten, wo
man ſeit einiger Zeit (einige ſezten hiezu
Gott! ſei gelobt, andere Gott! ſei’s geklagt)
auch in Gott ruhet, nachdem man ſich vor
dieſem ſcheute der ſeelige L. Annaeus Florus
der wohlſeelige C. Plinius Caec. Sec. der
hochſeelige M. Tullius Cicero und der hoͤchſt-
ſeelige Marcus Aurelius Antoninus. Armenia-
cus. Parthicus. Maximus zu ſagen.
So wie die Grabſtaͤten der Alten mit
den allgemeinen Landſtraßen verbunden wa-
ren, um den Reiſenden anzuhalten, ſo iſt es
zwar Regel fuͤr mich den geneigten Leſer ſich
ſelbſt zu uͤberlaſſen,
coelo tegitur qui non habet urnam.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/14>, abgerufen am 24.11.2024.
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