Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.wollten, wenn er ging, daß sie ihm völlig und ohne Als habe er ihr Alles abzubitten, womit er sich Wenige Augenblicke vorher war in Mariens Zim¬ Folgt meinem Rath, Kind, schloß die kleine Dame wollten, wenn er ging, daß ſie ihm völlig und ohne Als habe er ihr Alles abzubitten, womit er ſich Wenige Augenblicke vorher war in Mariens Zim¬ Folgt meinem Rath, Kind, ſchloß die kleine Dame <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0211" n="199"/> wollten, wenn er ging, daß ſie ihm völlig und ohne<lb/> Vorbehalt hingegeben war. Kann ich ihr vorwerfen,<lb/> ſagte er, daß ſie noch im Bann der puritaniſchen<lb/> Mutter iſt? daß ſie nicht das Band dieſer Ehrfurcht<lb/> zerriß, ſobald ſie ſich an mich knüpfte? Und ich konnte<lb/> wollen, daß ſie wie eine zügelloſe Minente aus Tras¬<lb/> tevere, die Niemanden zu fragen hat, als ihre Leiden¬<lb/> ſchaft, mir an den Hals ſtürze!</p><lb/> <p>Als habe er ihr Alles abzubitten, womit er ſich<lb/> ſeit Wochen das Leben zerſtört hatte, treibt es ihn<lb/> jetzt nach ihrem Hauſe. Er weiß, daß der Beſuch<lb/> aus England, der ihn verdroſſen, geſtern Rom ver¬<lb/> laſſen hat. Es iſt ihm, wie wenn nun Alles von<lb/> neuem beginnen ſolle. In dieſer aufwachenden glück¬<lb/> ſeligen Stimmung ſpringt er die Treppen hinauf.</p><lb/> <p>Wenige Augenblicke vorher war in Mariens Zim¬<lb/> mer Miß Betſy aufgeſtanden, um zu gehen. Das<lb/> Mädchen blieb am Clavier ſitzen, im Dunkeln mit den<lb/> Händen ſich an die Arme des Seſſels klammernd,<lb/> denn es war ihr als müſſe ſie zu Boden gleiten, wenn<lb/> ſie ſich nicht halte.</p><lb/> <p>Folgt meinem Rath, Kind, ſchloß die kleine Dame<lb/> ein langes Geſpräch, das ſie faſt allein geführt hatte.<lb/> Gleich wenn er wiederkommt und ohne Umſchweife<lb/> ſtellt ihn zur Rede, daß er nicht Zeit gewinnt, auf<lb/> Ausflüchte zu ſinnen. Mary, thut das, ſag' ich Euch;<lb/> er iſt noch in den Jahren ſich zu beſſern, wenn man's<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0211]
wollten, wenn er ging, daß ſie ihm völlig und ohne
Vorbehalt hingegeben war. Kann ich ihr vorwerfen,
ſagte er, daß ſie noch im Bann der puritaniſchen
Mutter iſt? daß ſie nicht das Band dieſer Ehrfurcht
zerriß, ſobald ſie ſich an mich knüpfte? Und ich konnte
wollen, daß ſie wie eine zügelloſe Minente aus Tras¬
tevere, die Niemanden zu fragen hat, als ihre Leiden¬
ſchaft, mir an den Hals ſtürze!
Als habe er ihr Alles abzubitten, womit er ſich
ſeit Wochen das Leben zerſtört hatte, treibt es ihn
jetzt nach ihrem Hauſe. Er weiß, daß der Beſuch
aus England, der ihn verdroſſen, geſtern Rom ver¬
laſſen hat. Es iſt ihm, wie wenn nun Alles von
neuem beginnen ſolle. In dieſer aufwachenden glück¬
ſeligen Stimmung ſpringt er die Treppen hinauf.
Wenige Augenblicke vorher war in Mariens Zim¬
mer Miß Betſy aufgeſtanden, um zu gehen. Das
Mädchen blieb am Clavier ſitzen, im Dunkeln mit den
Händen ſich an die Arme des Seſſels klammernd,
denn es war ihr als müſſe ſie zu Boden gleiten, wenn
ſie ſich nicht halte.
Folgt meinem Rath, Kind, ſchloß die kleine Dame
ein langes Geſpräch, das ſie faſt allein geführt hatte.
Gleich wenn er wiederkommt und ohne Umſchweife
ſtellt ihn zur Rede, daß er nicht Zeit gewinnt, auf
Ausflüchte zu ſinnen. Mary, thut das, ſag' ich Euch;
er iſt noch in den Jahren ſich zu beſſern, wenn man's
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