nun weiter? Wenn Ihr nicht den Lärm darum mach¬ tet, so hätte sie auch einmal ein Vergnügen gehabt. Und steht sie nicht da wie sie war, kein Härchen an¬ ders? Denn was Ihr da sagt, Sor Carlo, solltet Ihr Euch schämen zu sagen, einer armen ehrlichen Alten ins Gesicht, die keinen Gedanken hat, als Euch gefällig zu sein und Caterina.
Du gehst, sagte Bianchi mit unerbittlicher Ruhe, und weiter kein Wort mit dir!
Die Alte sah ihn scharf an, während er am Tische stand, auf die Platte niedersah und die Faust da¬ gegenstemmte, als dächte er an Anderes. Sie schlich zu dem Mädchen, das auf einem Schemel in der Ecke saß mit gesenkten Augen. Tochter, flüsterte sie, bitte du ihn! -- Caterina warf einen Blick auf Bianchi's Gesicht und schüttelte dann den Kopf. Es hilft nichts, sagte sie.
Laßt mich wenigstens diese Nacht hier, bat die Alte und trat dem Manne einen Schritt näher. Wo soll ich mein Haupt niederlegen? Wie mein bischen Habe zusammenraffen? Um der allerheiligsten Jung¬ frau willen, Sor Carlo, stoßt mich nicht aus wie --
Du gehst, wiederholte der Mann. Habe? Du hast keine, als von mir. Du gehst, oder --
Er hob seine Faust. Das Weib schrak zusammen. Flüche, Bitten, Drohungen wüst durcheinandermur¬ melnd verließ sie leise das Gemach.
13 *
nun weiter? Wenn Ihr nicht den Lärm darum mach¬ tet, ſo hätte ſie auch einmal ein Vergnügen gehabt. Und ſteht ſie nicht da wie ſie war, kein Härchen an¬ ders? Denn was Ihr da ſagt, Sor Carlo, ſolltet Ihr Euch ſchämen zu ſagen, einer armen ehrlichen Alten ins Geſicht, die keinen Gedanken hat, als Euch gefällig zu ſein und Caterina.
Du gehſt, ſagte Bianchi mit unerbittlicher Ruhe, und weiter kein Wort mit dir!
Die Alte ſah ihn ſcharf an, während er am Tiſche ſtand, auf die Platte niederſah und die Fauſt da¬ gegenſtemmte, als dächte er an Anderes. Sie ſchlich zu dem Mädchen, das auf einem Schemel in der Ecke ſaß mit geſenkten Augen. Tochter, flüſterte ſie, bitte du ihn! — Caterina warf einen Blick auf Bianchi's Geſicht und ſchüttelte dann den Kopf. Es hilft nichts, ſagte ſie.
Laßt mich wenigſtens dieſe Nacht hier, bat die Alte und trat dem Manne einen Schritt näher. Wo ſoll ich mein Haupt niederlegen? Wie mein bischen Habe zuſammenraffen? Um der allerheiligſten Jung¬ frau willen, Sor Carlo, ſtoßt mich nicht aus wie —
Du gehſt, wiederholte der Mann. Habe? Du haſt keine, als von mir. Du gehſt, oder —
Er hob ſeine Fauſt. Das Weib ſchrak zuſammen. Flüche, Bitten, Drohungen wüſt durcheinandermur¬ melnd verließ ſie leiſe das Gemach.
13 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0207"n="195"/>
nun weiter? Wenn Ihr nicht den Lärm darum mach¬<lb/>
tet, ſo hätte ſie auch einmal ein Vergnügen gehabt.<lb/>
Und ſteht ſie nicht da wie ſie war, kein Härchen an¬<lb/>
ders? Denn was Ihr da ſagt, Sor Carlo, ſolltet<lb/>
Ihr Euch ſchämen zu ſagen, einer armen ehrlichen<lb/>
Alten ins Geſicht, die keinen Gedanken hat, als<lb/>
Euch gefällig zu ſein und Caterina.</p><lb/><p>Du gehſt, ſagte Bianchi mit unerbittlicher Ruhe,<lb/>
und weiter kein Wort mit dir!</p><lb/><p>Die Alte ſah ihn ſcharf an, während er am Tiſche<lb/>ſtand, auf die Platte niederſah und die Fauſt da¬<lb/>
gegenſtemmte, als dächte er an Anderes. Sie ſchlich<lb/>
zu dem Mädchen, das auf einem Schemel in der<lb/>
Ecke ſaß mit geſenkten Augen. Tochter, flüſterte ſie,<lb/>
bitte <hirendition="#g">du</hi> ihn! — Caterina warf einen Blick auf<lb/>
Bianchi's Geſicht und ſchüttelte dann den Kopf. Es<lb/>
hilft nichts, ſagte ſie.</p><lb/><p>Laßt mich wenigſtens dieſe Nacht hier, bat die<lb/>
Alte und trat dem Manne einen Schritt näher. Wo<lb/>ſoll ich mein Haupt niederlegen? Wie mein bischen<lb/>
Habe zuſammenraffen? Um der allerheiligſten Jung¬<lb/>
frau willen, Sor Carlo, ſtoßt mich nicht aus wie —</p><lb/><p>Du gehſt, wiederholte der Mann. Habe? Du<lb/>
haſt keine, als von mir. Du gehſt, oder —</p><lb/><p>Er hob ſeine Fauſt. Das Weib ſchrak zuſammen.<lb/>
Flüche, Bitten, Drohungen wüſt durcheinandermur¬<lb/>
melnd verließ ſie leiſe das Gemach.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">13 *<lb/></fw></div></body></text></TEI>
[195/0207]
nun weiter? Wenn Ihr nicht den Lärm darum mach¬
tet, ſo hätte ſie auch einmal ein Vergnügen gehabt.
Und ſteht ſie nicht da wie ſie war, kein Härchen an¬
ders? Denn was Ihr da ſagt, Sor Carlo, ſolltet
Ihr Euch ſchämen zu ſagen, einer armen ehrlichen
Alten ins Geſicht, die keinen Gedanken hat, als
Euch gefällig zu ſein und Caterina.
Du gehſt, ſagte Bianchi mit unerbittlicher Ruhe,
und weiter kein Wort mit dir!
Die Alte ſah ihn ſcharf an, während er am Tiſche
ſtand, auf die Platte niederſah und die Fauſt da¬
gegenſtemmte, als dächte er an Anderes. Sie ſchlich
zu dem Mädchen, das auf einem Schemel in der
Ecke ſaß mit geſenkten Augen. Tochter, flüſterte ſie,
bitte du ihn! — Caterina warf einen Blick auf
Bianchi's Geſicht und ſchüttelte dann den Kopf. Es
hilft nichts, ſagte ſie.
Laßt mich wenigſtens dieſe Nacht hier, bat die
Alte und trat dem Manne einen Schritt näher. Wo
ſoll ich mein Haupt niederlegen? Wie mein bischen
Habe zuſammenraffen? Um der allerheiligſten Jung¬
frau willen, Sor Carlo, ſtoßt mich nicht aus wie —
Du gehſt, wiederholte der Mann. Habe? Du
haſt keine, als von mir. Du gehſt, oder —
Er hob ſeine Fauſt. Das Weib ſchrak zuſammen.
Flüche, Bitten, Drohungen wüſt durcheinandermur¬
melnd verließ ſie leiſe das Gemach.
13 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/207>, abgerufen am 25.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.