lichen Fragen bescheiden und klar antwortete mit jener süßen dunkeln Stimme -- es ist über alle Worte! Ich saß hingerissen, blind für Alles umher, unter dem kleinen Dach wie mit ihr allein, und baute es zu einem Haus für uns um, in dem ich Stunden, Tage und Jahre an mir vorbeirinnen hörte so gleichgültig, als gehörte ich schon der Ewigkeit an. Wie hätt' ich Augen für die Spiele gehabt! Aber ich folgte dem Eindruck, den die wilde Jagd auf Caterinen machte, wie ihr die Freude hoch aufschlug, wenn eine kühne Wendung geschah oder ein Wagen den andern weit voraus sausend um die Ecke bog, wie sie frohlockte, wenn eins der schönen Thiere rauchend und schäu¬ mend vom Siege im Triumph nahe vorübergeführt wurde. Heilige Natur! rief ich in mir aus, wie lachst du unverfälscht und unverbildet aus diesen Augen! Wie muß der mit Leib und Seele dir wieder zuge¬ wendet werden, den diese Augen anlachen ! Laßt mich verschweigen, was ich weiter in mir ras'te und jubelte. Es nahm ein Ende. Das Volk verließ die Schran¬ ken, meine Nachbarinnen standen auf. Als ich mich erbot, sie durch den Strudel der Menschen nach Haus zu führen, lehnte es die Junge ruhig, aber bestimmt ab. Die Alte machte mir hinter ihrem Rücken mit Augenwinken und Grinsen Zeichen, die ich nicht völ¬ lig verstand. Ich aber hielt mich in einiger Ferne hinter ihnen und ging die Höhe hinunter ihnen nach
lichen Fragen beſcheiden und klar antwortete mit jener ſüßen dunkeln Stimme — es iſt über alle Worte! Ich ſaß hingeriſſen, blind für Alles umher, unter dem kleinen Dach wie mit ihr allein, und baute es zu einem Haus für uns um, in dem ich Stunden, Tage und Jahre an mir vorbeirinnen hörte ſo gleichgültig, als gehörte ich ſchon der Ewigkeit an. Wie hätt' ich Augen für die Spiele gehabt! Aber ich folgte dem Eindruck, den die wilde Jagd auf Caterinen machte, wie ihr die Freude hoch aufſchlug, wenn eine kühne Wendung geſchah oder ein Wagen den andern weit voraus ſauſend um die Ecke bog, wie ſie frohlockte, wenn eins der ſchönen Thiere rauchend und ſchäu¬ mend vom Siege im Triumph nahe vorübergeführt wurde. Heilige Natur! rief ich in mir aus, wie lachſt du unverfälſcht und unverbildet aus dieſen Augen! Wie muß der mit Leib und Seele dir wieder zuge¬ wendet werden, den dieſe Augen anlachen ! Laßt mich verſchweigen, was ich weiter in mir raſ'te und jubelte. Es nahm ein Ende. Das Volk verließ die Schran¬ ken, meine Nachbarinnen ſtanden auf. Als ich mich erbot, ſie durch den Strudel der Menſchen nach Haus zu führen, lehnte es die Junge ruhig, aber beſtimmt ab. Die Alte machte mir hinter ihrem Rücken mit Augenwinken und Grinſen Zeichen, die ich nicht völ¬ lig verſtand. Ich aber hielt mich in einiger Ferne hinter ihnen und ging die Höhe hinunter ihnen nach
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lichen Fragen beſcheiden und klar antwortete mit jener
ſüßen dunkeln Stimme — es iſt über alle Worte!
Ich ſaß hingeriſſen, blind für Alles umher, unter
dem kleinen Dach wie mit ihr allein, und baute es zu
einem Haus für uns um, in dem ich Stunden, Tage
und Jahre an mir vorbeirinnen hörte ſo gleichgültig,
als gehörte ich ſchon der Ewigkeit an. Wie hätt' ich
Augen für die Spiele gehabt! Aber ich folgte dem
Eindruck, den die wilde Jagd auf Caterinen machte,
wie ihr die Freude hoch aufſchlug, wenn eine kühne
Wendung geſchah oder ein Wagen den andern weit
voraus ſauſend um die Ecke bog, wie ſie frohlockte,
wenn eins der ſchönen Thiere rauchend und ſchäu¬
mend vom Siege im Triumph nahe vorübergeführt
wurde. Heilige Natur! rief ich in mir aus, wie lachſt
du unverfälſcht und unverbildet aus dieſen Augen!
Wie muß der mit Leib und Seele dir wieder zuge¬
wendet werden, den dieſe Augen anlachen ! Laßt mich
verſchweigen, was ich weiter in mir raſ'te und jubelte.
Es nahm ein Ende. Das Volk verließ die Schran¬
ken, meine Nachbarinnen ſtanden auf. Als ich mich
erbot, ſie durch den Strudel der Menſchen nach Haus
zu führen, lehnte es die Junge ruhig, aber beſtimmt
ab. Die Alte machte mir hinter ihrem Rücken mit
Augenwinken und Grinſen Zeichen, die ich nicht völ¬
lig verſtand. Ich aber hielt mich in einiger Ferne
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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/200>, abgerufen am 25.07.2024.
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