und sahen ihm mit einer Miene, in der sich Mitleid, Respect und eine Art von Grauen mischten, eine Strecke weit nach. Er selbst schien das nicht zu ge¬ wahren; er sah nur voraus, oft über die Menschen fort nach den Villen vorm Thor und der Campagne dahinter, und seine Augen blitzten. Woran denkt Ihr? fragte Theodor. -- Ich denke, wie meine Mäuse das Schicksal überstehen werden, daß ihnen der Palazzo überm Kopf abgetragen wird und über kurz der Him¬ mel in ihre Heimlichkeiten und Schlupflöcher eindringt. Ich weiß, sie haben Familie bekommen. Arme Tröpfe! das lebt so lange unter Einem Dach mit einem, ohne einem was abzulernen. Wie mir zu Muth ist, daß ich arm und frei und allein bin und meinen Umzug auf einem Karren zu Stande bringen kann! -- Er streckte seine Arme aus und wiegte sie so in der Höhe, als biete er sie jeder Last, die ihrer warte. Er sah jünger und frischer aus als je.
Am Abend bat er Theodor, ihn in eine Schenke zu begleiten, in der er vor seiner Verwundung manche Nacht zugebracht habe. Ihr sollt erführen, was gute römische Gesellschaft ist und ein Rest besserer Ge¬ schlechter, sagte er. Sie sind ein wenig mißtrauisch gegen fremde Elemente, die so hineinschneien, ohne zu wissen was sie wollen, oder gar, die's nur zu gut wissen. Das soll ja in vornehmen Häusern nicht viel besser sein. Laßt sie treiben was sie wollen und
und ſahen ihm mit einer Miene, in der ſich Mitleid, Reſpect und eine Art von Grauen miſchten, eine Strecke weit nach. Er ſelbſt ſchien das nicht zu ge¬ wahren; er ſah nur voraus, oft über die Menſchen fort nach den Villen vorm Thor und der Campagne dahinter, und ſeine Augen blitzten. Woran denkt Ihr? fragte Theodor. — Ich denke, wie meine Mäuſe das Schickſal überſtehen werden, daß ihnen der Palazzo überm Kopf abgetragen wird und über kurz der Him¬ mel in ihre Heimlichkeiten und Schlupflöcher eindringt. Ich weiß, ſie haben Familie bekommen. Arme Tröpfe! das lebt ſo lange unter Einem Dach mit einem, ohne einem was abzulernen. Wie mir zu Muth iſt, daß ich arm und frei und allein bin und meinen Umzug auf einem Karren zu Stande bringen kann! — Er ſtreckte ſeine Arme aus und wiegte ſie ſo in der Höhe, als biete er ſie jeder Laſt, die ihrer warte. Er ſah jünger und friſcher aus als je.
Am Abend bat er Theodor, ihn in eine Schenke zu begleiten, in der er vor ſeiner Verwundung manche Nacht zugebracht habe. Ihr ſollt erführen, was gute römiſche Geſellſchaft iſt und ein Reſt beſſerer Ge¬ ſchlechter, ſagte er. Sie ſind ein wenig mißtrauiſch gegen fremde Elemente, die ſo hineinſchneien, ohne zu wiſſen was ſie wollen, oder gar, die's nur zu gut wiſſen. Das ſoll ja in vornehmen Häuſern nicht viel beſſer ſein. Laßt ſie treiben was ſie wollen und
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und ſahen ihm mit einer Miene, in der ſich Mitleid,
Reſpect und eine Art von Grauen miſchten, eine
Strecke weit nach. Er ſelbſt ſchien das nicht zu ge¬
wahren; er ſah nur voraus, oft über die Menſchen
fort nach den Villen vorm Thor und der Campagne
dahinter, und ſeine Augen blitzten. Woran denkt Ihr?
fragte Theodor. — Ich denke, wie meine Mäuſe das
Schickſal überſtehen werden, daß ihnen der Palazzo
überm Kopf abgetragen wird und über kurz der Him¬
mel in ihre Heimlichkeiten und Schlupflöcher eindringt.
Ich weiß, ſie haben Familie bekommen. Arme Tröpfe!
das lebt ſo lange unter Einem Dach mit einem, ohne
einem was abzulernen. Wie mir zu Muth iſt, daß
ich arm und frei und allein bin und meinen Umzug
auf einem Karren zu Stande bringen kann! — Er
ſtreckte ſeine Arme aus und wiegte ſie ſo in der Höhe,
als biete er ſie jeder Laſt, die ihrer warte. Er ſah
jünger und friſcher aus als je.
Am Abend bat er Theodor, ihn in eine Schenke
zu begleiten, in der er vor ſeiner Verwundung manche
Nacht zugebracht habe. Ihr ſollt erführen, was gute
römiſche Geſellſchaft iſt und ein Reſt beſſerer Ge¬
ſchlechter, ſagte er. Sie ſind ein wenig mißtrauiſch
gegen fremde Elemente, die ſo hineinſchneien, ohne
zu wiſſen was ſie wollen, oder gar, die's nur zu gut
wiſſen. Das ſoll ja in vornehmen Häuſern nicht
viel beſſer ſein. Laßt ſie treiben was ſie wollen und
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Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/180>, abgerufen am 25.07.2024.
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