Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.den Boden der Barke und bemerkte jetzt das Blut. Die Sonne stand noch ziemlich hoch über Pro¬ 's ist nichts, Commare, erwiederte der Bursch. 8 *
den Boden der Barke und bemerkte jetzt das Blut. Die Sonne ſtand noch ziemlich hoch über Pro¬ 's iſt nichts, Commare, erwiederte der Burſch. 8 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="115"/> den Boden der Barke und bemerkte jetzt das Blut.<lb/> Sie warf einen raſchen Blick nach der Hand, die,<lb/> als ſei ſie unverwundet, das Ruder führte. Da,<lb/> ſagte ſie und reichte ihm ihr Tuch. Er ſchüttelte<lb/> den Kopf und ruderte vorwärts. Sie ſtand endlich<lb/> auf, trat zu ihm und band ihm das Tuch feſt um<lb/> die tiefe Wunde. Darauf nahm ſie ihm, ſo viel er<lb/> auch abwehrte, das eine Ruder aus der Hand und<lb/> ſetzte ſich ihm gegenüber, doch ohne ihn anzuſehn,<lb/> feſt auf das Ruder blickend, das vom Blut geröthet<lb/> war, und mit kräftigen Stößen die Barke forttrei¬<lb/> bend. Sie waren beide blaß und ſtill. Als ſie näher<lb/> ans Land kamen, begegneten ihnen Fiſcher, die ihre<lb/> Netze auf die Nacht auswerfen wollten. Sie riefen<lb/> Antonino an und neckten Laurella. Keins ſah auf<lb/> oder erwiederte ein Wort.</p><lb/> <p>Die Sonne ſtand noch ziemlich hoch über Pro¬<lb/> cida, als ſie die Marine erreichten, Laurella ſchüt¬<lb/> telte ihr Röckchen, das faſt völlig überm Meer ge¬<lb/> trocknet war, und ſprang ans Land. Die alte ſpin¬<lb/> nende Frau, die ſie ſchon am Morgen hatte abfahren<lb/> ſehen, ſtand wieder auf dem Dach. Was haſt du an<lb/> der Hand, Tonino? rief ſie hinunter. Jeſus Chriſtus,<lb/> die Barke ſchwimmt ja in Blut!</p><lb/> <p>'s iſt nichts, Commare, erwiederte der Burſch.<lb/> Ich riß mich an einem Nagel, der zu weit vorſah.<lb/> Morgen iſt's vorbei. Das verwünſchte Blut iſt nur<lb/> <fw place="bottom" type="sig">8 *<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [115/0127]
den Boden der Barke und bemerkte jetzt das Blut.
Sie warf einen raſchen Blick nach der Hand, die,
als ſei ſie unverwundet, das Ruder führte. Da,
ſagte ſie und reichte ihm ihr Tuch. Er ſchüttelte
den Kopf und ruderte vorwärts. Sie ſtand endlich
auf, trat zu ihm und band ihm das Tuch feſt um
die tiefe Wunde. Darauf nahm ſie ihm, ſo viel er
auch abwehrte, das eine Ruder aus der Hand und
ſetzte ſich ihm gegenüber, doch ohne ihn anzuſehn,
feſt auf das Ruder blickend, das vom Blut geröthet
war, und mit kräftigen Stößen die Barke forttrei¬
bend. Sie waren beide blaß und ſtill. Als ſie näher
ans Land kamen, begegneten ihnen Fiſcher, die ihre
Netze auf die Nacht auswerfen wollten. Sie riefen
Antonino an und neckten Laurella. Keins ſah auf
oder erwiederte ein Wort.
Die Sonne ſtand noch ziemlich hoch über Pro¬
cida, als ſie die Marine erreichten, Laurella ſchüt¬
telte ihr Röckchen, das faſt völlig überm Meer ge¬
trocknet war, und ſprang ans Land. Die alte ſpin¬
nende Frau, die ſie ſchon am Morgen hatte abfahren
ſehen, ſtand wieder auf dem Dach. Was haſt du an
der Hand, Tonino? rief ſie hinunter. Jeſus Chriſtus,
die Barke ſchwimmt ja in Blut!
's iſt nichts, Commare, erwiederte der Burſch.
Ich riß mich an einem Nagel, der zu weit vorſah.
Morgen iſt's vorbei. Das verwünſchte Blut iſt nur
8 *
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