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Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9).

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von Sir William Fox teilt, der Gelegenheit hatte, die politische
Betätigung der Frauen 14 Jahre hindurch zu beobachten und
dann schrieb:

"Die Frauen stehen den Männern gleich an Jntellekt und Einfluß:
sie sind ihnen mehr als gleich in ihrem Einfluß auf weise Gesetzgebung
jeder Art; Frauen sind den Männern überlegen in all
den Empfindungen, die von größtem Einfluß auf die
Forderung wahrer Wohlfahrt im Staate sind. Sie
sind weniger geneigt, ihre Stimmen gegen ihre
innere Ueberzeugung abzugeben.
Sie haben keine Par-
teien, keine Cliquen und keine künstlich in die Höhe getriebenen Staats-
papiere auf der Bank. Wenn eine Frau ein erstrebens-
wertes Ziel vor sich sieht, geht sie gerades Weges
darauf los.
Jch glaube, sie werden sich im allgemeinen immer auf
die richtige Seite stellen."

Der Bürgermeister R. E. Hagues von Fayette in Jdaho sagt:

"Das Frauenstimmrecht ist der Weg zur bürgerlichen Ehrenhaftig-
keit, und ich befürworte es von ganzem Herzen", und der Bürgermeister
J. B. Scarborough von Franklin: "Das Wahlrecht der Frau fördert
die Tendenz zur Veredelung der Politik." Jm gleichen Sinne äußerte
sich der Gouverneur Frank W. Hunt von Jdaho im Jahre 1900: "Mit
Vergnügen gestehe ich, daß die Verbreitung des Frauenstimmrechts in
Jdaho zweifelsohne die Politik veredelt hat", und sein Nachfolger, James
H. Brody, erklärt 9 Jahre später: "Politisch genommen, ist der Erfolg
des Frauenstimmrechts unbestritten und außerordentlich wohltuend ge-
wesen, nicht allein in Jdaho, sondern auch in allen westlichen Staaten,
die dieses Prinzip annahmen."

Und nun zum zweiten Punkte. Alle Bemühungen der Frauen,
die rasseschädigenden Einflüsse, wie Alkohol, Prostitution usw. wirk-
sam zu bekämpfen, bleiben ohne Stimmrecht erfolglos. Es ist
keine Uebertreibung, zu erklären, daß diese Fragen ohne die poli-
tische Gleichberechtigung der Frauen überhaupt nicht, oder um Jahr-
zehnte später ihrer Lösung entgegengeführt werden, die Erfahrung
hat das gelehrt. Das große Verantwortlichkeitsgefühl der
Frauen für die kommenden Generationen hat sie ver-
anlaßt, nach Verleihung des Frauenstimmrechts in Australien so-
wohl, als auch in Amerika, in Finnland wie in Norwegen

von Sir William Fox teilt, der Gelegenheit hatte, die politische
Betätigung der Frauen 14 Jahre hindurch zu beobachten und
dann schrieb:

„Die Frauen stehen den Männern gleich an Jntellekt und Einfluß:
sie sind ihnen mehr als gleich in ihrem Einfluß auf weise Gesetzgebung
jeder Art; Frauen sind den Männern überlegen in all
den Empfindungen, die von größtem Einfluß auf die
Forderung wahrer Wohlfahrt im Staate sind. Sie
sind weniger geneigt, ihre Stimmen gegen ihre
innere Ueberzeugung abzugeben.
Sie haben keine Par-
teien, keine Cliquen und keine künstlich in die Höhe getriebenen Staats-
papiere auf der Bank. Wenn eine Frau ein erstrebens-
wertes Ziel vor sich sieht, geht sie gerades Weges
darauf los.
Jch glaube, sie werden sich im allgemeinen immer auf
die richtige Seite stellen.“

Der Bürgermeister R. E. Hagues von Fayette in Jdaho sagt:

„Das Frauenstimmrecht ist der Weg zur bürgerlichen Ehrenhaftig-
keit, und ich befürworte es von ganzem Herzen“, und der Bürgermeister
J. B. Scarborough von Franklin: „Das Wahlrecht der Frau fördert
die Tendenz zur Veredelung der Politik.“ Jm gleichen Sinne äußerte
sich der Gouverneur Frank W. Hunt von Jdaho im Jahre 1900: „Mit
Vergnügen gestehe ich, daß die Verbreitung des Frauenstimmrechts in
Jdaho zweifelsohne die Politik veredelt hat“, und sein Nachfolger, James
H. Brody, erklärt 9 Jahre später: „Politisch genommen, ist der Erfolg
des Frauenstimmrechts unbestritten und außerordentlich wohltuend ge-
wesen, nicht allein in Jdaho, sondern auch in allen westlichen Staaten,
die dieses Prinzip annahmen.“

Und nun zum zweiten Punkte. Alle Bemühungen der Frauen,
die rasseschädigenden Einflüsse, wie Alkohol, Prostitution usw. wirk-
sam zu bekämpfen, bleiben ohne Stimmrecht erfolglos. Es ist
keine Uebertreibung, zu erklären, daß diese Fragen ohne die poli-
tische Gleichberechtigung der Frauen überhaupt nicht, oder um Jahr-
zehnte später ihrer Lösung entgegengeführt werden, die Erfahrung
hat das gelehrt. Das große Verantwortlichkeitsgefühl der
Frauen für die kommenden Generationen hat sie ver-
anlaßt, nach Verleihung des Frauenstimmrechts in Australien so-
wohl, als auch in Amerika, in Finnland wie in Norwegen

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[28/0027] von Sir William Fox teilt, der Gelegenheit hatte, die politische Betätigung der Frauen 14 Jahre hindurch zu beobachten und dann schrieb: „Die Frauen stehen den Männern gleich an Jntellekt und Einfluß: sie sind ihnen mehr als gleich in ihrem Einfluß auf weise Gesetzgebung jeder Art; Frauen sind den Männern überlegen in all den Empfindungen, die von größtem Einfluß auf die Forderung wahrer Wohlfahrt im Staate sind. Sie sind weniger geneigt, ihre Stimmen gegen ihre innere Ueberzeugung abzugeben. Sie haben keine Par- teien, keine Cliquen und keine künstlich in die Höhe getriebenen Staats- papiere auf der Bank. Wenn eine Frau ein erstrebens- wertes Ziel vor sich sieht, geht sie gerades Weges darauf los. Jch glaube, sie werden sich im allgemeinen immer auf die richtige Seite stellen.“ Der Bürgermeister R. E. Hagues von Fayette in Jdaho sagt: „Das Frauenstimmrecht ist der Weg zur bürgerlichen Ehrenhaftig- keit, und ich befürworte es von ganzem Herzen“, und der Bürgermeister J. B. Scarborough von Franklin: „Das Wahlrecht der Frau fördert die Tendenz zur Veredelung der Politik.“ Jm gleichen Sinne äußerte sich der Gouverneur Frank W. Hunt von Jdaho im Jahre 1900: „Mit Vergnügen gestehe ich, daß die Verbreitung des Frauenstimmrechts in Jdaho zweifelsohne die Politik veredelt hat“, und sein Nachfolger, James H. Brody, erklärt 9 Jahre später: „Politisch genommen, ist der Erfolg des Frauenstimmrechts unbestritten und außerordentlich wohltuend ge- wesen, nicht allein in Jdaho, sondern auch in allen westlichen Staaten, die dieses Prinzip annahmen.“ Und nun zum zweiten Punkte. Alle Bemühungen der Frauen, die rasseschädigenden Einflüsse, wie Alkohol, Prostitution usw. wirk- sam zu bekämpfen, bleiben ohne Stimmrecht erfolglos. Es ist keine Uebertreibung, zu erklären, daß diese Fragen ohne die poli- tische Gleichberechtigung der Frauen überhaupt nicht, oder um Jahr- zehnte später ihrer Lösung entgegengeführt werden, die Erfahrung hat das gelehrt. Das große Verantwortlichkeitsgefühl der Frauen für die kommenden Generationen hat sie ver- anlaßt, nach Verleihung des Frauenstimmrechts in Australien so- wohl, als auch in Amerika, in Finnland wie in Norwegen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-10-19T08:47:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-10-19T08:47:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: gekennzeichnet; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Heymann, Lida Gustava: Frauenstimmrecht und Völkerverständigung. Leipzig, 1919 (= Nach dem Weltkrieg. Schriften zur Neuorientierung der auswärtigen Politik, Bd. 9), S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heymann_voelkerverstaendigung_1919/27>, abgerufen am 22.11.2024.