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Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896.

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Zwecken den einfachen Handwerker befähigen sollen, technologische
Kenntnisse zu erwerben und sich mit dem Maschinenwesen
zu befreunden. Ferner Unterhaltungshäuser für das Volk,
welche die Society of Jews von oben herab für die Sittlichkeit
leiten wird.

Es soll jetzt übrigens nur von den Bauten gesprochen
werden, nicht davon, was in ihnen vorgehen wird.

Die Arbeiterwohnungen wird die Company billig bauen,
sage ich. Nicht nur, weil alle Baumaterialien in Masse da sein
werden; nicht nur, weil der Grund der Company gehört, sondern
auch, weil sie die Arbeiter dafür nicht zu bezahlen braucht.

Die Farmer in Amerika haben das System, einander gegenseitig
bei ihren Hausbauten zu helfen. Dieses kindlich gutmüthige
System - plump wie die Blockhäuser, die so entstehen - kann
sehr verfeinert werden.



Die "ungelernten" Arbeiter.
(Unskilled Labourers.)

Unsere ungelernten Arbeiter, die zuerst aus dem grossen
russischen und rumänischen Reservoir kommen werden, müssen
sich auch gegenseitig ihre Häuser bauen. Wir werden ja anfangs
kein eigenes Eisen haben und auch mit Holz bauen müssen.
Das wird später anders werden und die dürftigen Nothbauten
der ersten Zeit werden dann durch bessere ersetzt.

Unsere "unskilled labourers" bauen einander zuerst ihre
Unterkünfte und sie erfahren es vorher. Und zwar erwerben sie
durch die Arbeit die Häuser in's Eigenthum - allerdings nicht
gleich, sondern erst dafür, dass sie sich durch eine Zeit von
drei Jahren gut aufführen. So bekommen wir eifrige, anstellige
Leute, und ein Mann, der drei Jahre in guter Zucht gearbeitet
hat, ist erzogen für's Leben.

Ich sagte vorhin, dass die Company diese Unskilleds nicht
zu bezahlen braucht. Ja, wovon werden sie leben?

Ich bin im Allgemeinen gegen das Trucksystem. Bei diesen
ersten Landnehmern sollte es dennoch angewendet werden. Die
Company sorgt in so vielen Beziehungen für sie, dass sie sie
auch verpflegen darf. Das Trucksystem soll überhaupt nur für
die ersten Jahre gelten und wird auch den Arbeitern eine

Zwecken den einfachen Handwerker befähigen sollen, technologische
Kenntnisse zu erwerben und sich mit dem Maschinenwesen
zu befreunden. Ferner Unterhaltungshäuser für das Volk,
welche die Society of Jews von oben herab für die Sittlichkeit
leiten wird.

Es soll jetzt übrigens nur von den Bauten gesprochen
werden, nicht davon, was in ihnen vorgehen wird.

Die Arbeiterwohnungen wird die Company billig bauen,
sage ich. Nicht nur, weil alle Baumaterialien in Masse da sein
werden; nicht nur, weil der Grund der Company gehört, sondern
auch, weil sie die Arbeiter dafür nicht zu bezahlen braucht.

Die Farmer in Amerika haben das System, einander gegenseitig
bei ihren Hausbauten zu helfen. Dieses kindlich gutmüthige
System – plump wie die Blockhäuser, die so entstehen – kann
sehr verfeinert werden.



Die „ungelernten“ Arbeiter.
(Unskilled Labourers.)

Unsere ungelernten Arbeiter, die zuerst aus dem grossen
russischen und rumänischen Reservoir kommen werden, müssen
sich auch gegenseitig ihre Häuser bauen. Wir werden ja anfangs
kein eigenes Eisen haben und auch mit Holz bauen müssen.
Das wird später anders werden und die dürftigen Nothbauten
der ersten Zeit werden dann durch bessere ersetzt.

Unsere „unskilled labourers“ bauen einander zuerst ihre
Unterkünfte und sie erfahren es vorher. Und zwar erwerben sie
durch die Arbeit die Häuser in's Eigenthum – allerdings nicht
gleich, sondern erst dafür, dass sie sich durch eine Zeit von
drei Jahren gut aufführen. So bekommen wir eifrige, anstellige
Leute, und ein Mann, der drei Jahre in guter Zucht gearbeitet
hat, ist erzogen für's Leben.

Ich sagte vorhin, dass die Company diese Unskilleds nicht
zu bezahlen braucht. Ja, wovon werden sie leben?

Ich bin im Allgemeinen gegen das Trucksystem. Bei diesen
ersten Landnehmern sollte es dennoch angewendet werden. Die
Company sorgt in so vielen Beziehungen für sie, dass sie sie
auch verpflegen darf. Das Trucksystem soll überhaupt nur für
die ersten Jahre gelten und wird auch den Arbeitern eine

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Zitationshilfe: Herzl, Theodor: Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage. Leipzig u. a., 1896, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herzl_judenstaat_1896/37>, abgerufen am 21.11.2024.