Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
O glaubet nicht, daß ihr ihn fändet
Auf jenem Fels im fernen Meere;
Hier ist ein Grab, noch ungeschändet,
Hier ist der Stein der deutschen Ehre!
Wie zitterte manch stolzer Gibel,
Als donnernd einst in böser Stunde,
Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel,
Das Wort erscholl aus Huttens Munde!
Das Wort, das, als die Welt geknechtet,
Als finstrer Wahn sie unterjochte,
So kühn für alle Welt gerechtet,
So einsam an den Himmel pochte.
Ließ er sich von den Kutten meucheln,
Und hat er darum sterben müssen,
Daß nun die Enkel sonder Heucheln
Den Mantel von Marengo küssen?
O glaubet nicht, daß ihr ihn fändet
Auf jenem Fels im fernen Meere;
Hier iſt ein Grab, noch ungeſchändet,
Hier iſt der Stein der deutſchen Ehre!
Wie zitterte manch ſtolzer Gibel,
Als donnernd einſt in böſer Stunde,
Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel,
Das Wort erſcholl aus Huttens Munde!
Das Wort, das, als die Welt geknechtet,
Als finſtrer Wahn ſie unterjochte,
So kühn für alle Welt gerechtet,
So einſam an den Himmel pochte.
Ließ er ſich von den Kutten meucheln,
Und hat er darum ſterben müſſen,
Daß nun die Enkel ſonder Heucheln
Den Mantel von Marengo küſſen?
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0113" n="107"/>
            <lg n="8">
              <l>O glaubet nicht, daß ihr ihn fändet</l><lb/>
              <l>Auf jenem Fels im fernen Meere;</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Hier</hi> i&#x017F;t ein Grab, noch unge&#x017F;chändet,</l><lb/>
              <l><hi rendition="#g">Hier</hi> i&#x017F;t der Stein der deut&#x017F;chen Ehre!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="9">
              <l>Wie zitterte manch &#x017F;tolzer Gibel,</l><lb/>
              <l>Als donnernd ein&#x017F;t in bö&#x017F;er Stunde,</l><lb/>
              <l>Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel,</l><lb/>
              <l>Das Wort er&#x017F;choll aus <hi rendition="#g">Huttens</hi> Munde!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="10">
              <l>Das Wort, das, als die Welt geknechtet,</l><lb/>
              <l>Als fin&#x017F;trer Wahn &#x017F;ie unterjochte,</l><lb/>
              <l>So kühn für alle Welt gerechtet,</l><lb/>
              <l>So ein&#x017F;am an den Himmel pochte.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="11">
              <l>Ließ er &#x017F;ich von den Kutten meucheln,</l><lb/>
              <l>Und hat er darum &#x017F;terben mü&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Daß nun die Enkel &#x017F;onder Heucheln</l><lb/>
              <l>Den Mantel von Marengo kü&#x017F;&#x017F;en?</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0113] O glaubet nicht, daß ihr ihn fändet Auf jenem Fels im fernen Meere; Hier iſt ein Grab, noch ungeſchändet, Hier iſt der Stein der deutſchen Ehre! Wie zitterte manch ſtolzer Gibel, Als donnernd einſt in böſer Stunde, Gleich Schwerterklang zu Luthers Bibel, Das Wort erſcholl aus Huttens Munde! Das Wort, das, als die Welt geknechtet, Als finſtrer Wahn ſie unterjochte, So kühn für alle Welt gerechtet, So einſam an den Himmel pochte. Ließ er ſich von den Kutten meucheln, Und hat er darum ſterben müſſen, Daß nun die Enkel ſonder Heucheln Den Mantel von Marengo küſſen?

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/113
Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/113>, abgerufen am 27.11.2024.