bestimmte schwarzweiße Empfindung geben muß, in welcher Schwarz und Weiß gleichwerthig sind.
Diese mittlere oder neutrale graue Empfindung, deren wirk- liches Vorkommen also zweifellos ist, wollen wir uns genau in die Mitte der schwarzweißen Empfindungsreihe gestellt denken. In ihr ist, da Schwarz und Weiß hier gleich deutlich empfun- den werden, das Verhältniß Weiß : Schwarz oder W : S, d. i.
[Formel 1]
Es leuchtet sofort ein, daß zwischen diesem mittlern Grau und dem reinsten Weiß genau ebensoviel verschiedene Empfin- dungsqualitäten oder Mischungsverhältnisse liegen müssen, wie zwischen ebendemselben Grau und dem reinsten Schwarz; denn dieselbe Rolle, die auf der einen Seite das immer mehr hervor- tretende Weiß spielt, kommt auf der andern Seite dem Schwarz zu, und wie auf der einen Seite das Schwarz mehr und mehr zurücktritt, so auf der andern Seite das Weiß. Im absolut reinen Weiß wäre das Verhältniß
[Formel 2]
im absolut reinen Schwarz wäre
[Formel 3]
Zwei Empfindungen, welche von dem mittlen Grau
[Formel 4]
nach rechts und links gleichweit abliegen und also in gleichem Grade von diesem Grau verschieden sind, lassen sich ausdrücken durch reciproke Werthe. So muß es ein Hellgrau geben, in welchem
[Formel 5]
ist, und diesem wird in der andern Hälfte der Reihe ein Dunkelgrau entsprechen müssen, in welchem
[Formel 6]
Beide werden gleichweit vom mittlen Grau ab liegen, denn in dem Maße, wie im einen das Weiß über das Schwarz, überwiegt im andern das Schwarz über das Weiß. Alle Werthe von 1 bis infinity werden also allen denkbaren Übergangsstufen vom mittlen Grau (= 1) bis zum reinsten Weiß (= infinity) entsprechen, und alle Werthe von 1 bis 0 allen denkbaren Übergängen vom mittlen Grau bis zum reinsten Schwarz. Ebensogut aber könnte man alles umkehren und überall die reciproken Werthe einsetzen, so daß
bestimmte schwarzweiße Empfindung geben muß, in welcher Schwarz und Weiß gleichwerthig sind.
Diese mittlere oder neutrale graue Empfindung, deren wirk- liches Vorkommen also zweifellos ist, wollen wir uns genau in die Mitte der schwarzweißen Empfindungsreihe gestellt denken. In ihr ist, da Schwarz und Weiß hier gleich deutlich empfun- den werden, das Verhältniß Weiß : Schwarz oder W : S, d. i.
[Formel 1]
Es leuchtet sofort ein, daß zwischen diesem mittlern Grau und dem reinsten Weiß genau ebensoviel verschiedene Empfin- dungsqualitäten oder Mischungsverhältnisse liegen müssen, wie zwischen ebendemselben Grau und dem reinsten Schwarz; denn dieselbe Rolle, die auf der einen Seite das immer mehr hervor- tretende Weiß spielt, kommt auf der andern Seite dem Schwarz zu, und wie auf der einen Seite das Schwarz mehr und mehr zurücktritt, so auf der andern Seite das Weiß. Im absolut reinen Weiß wäre das Verhältniß
[Formel 2]
im absolut reinen Schwarz wäre
[Formel 3]
Zwei Empfindungen, welche von dem mittlen Grau
[Formel 4]
nach rechts und links gleichweit abliegen und also in gleichem Grade von diesem Grau verschieden sind, lassen sich ausdrücken durch reciproke Werthe. So muß es ein Hellgrau geben, in welchem
[Formel 5]
ist, und diesem wird in der andern Hälfte der Reihe ein Dunkelgrau entsprechen müssen, in welchem
[Formel 6]
Beide werden gleichweit vom mittlen Grau ab liegen, denn in dem Maße, wie im einen das Weiß über das Schwarz, überwiegt im andern das Schwarz über das Weiß. Alle Werthe von 1 bis ∞ werden also allen denkbaren Übergangsstufen vom mittlen Grau (= 1) bis zum reinsten Weiß (= ∞) entsprechen, und alle Werthe von 1 bis 0 allen denkbaren Übergängen vom mittlen Grau bis zum reinsten Schwarz. Ebensogut aber könnte man alles umkehren und überall die reciproken Werthe einsetzen, so daß
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[59/0067]
bestimmte schwarzweiße Empfindung geben muß, in welcher
Schwarz und Weiß gleichwerthig sind.
Diese mittlere oder neutrale graue Empfindung, deren wirk-
liches Vorkommen also zweifellos ist, wollen wir uns genau in
die Mitte der schwarzweißen Empfindungsreihe gestellt denken.
In ihr ist, da Schwarz und Weiß hier gleich deutlich empfun-
den werden, das Verhältniß
Weiß : Schwarz oder W : S, d. i. [FORMEL]
Es leuchtet sofort ein, daß zwischen diesem mittlern Grau
und dem reinsten Weiß genau ebensoviel verschiedene Empfin-
dungsqualitäten oder Mischungsverhältnisse liegen müssen, wie
zwischen ebendemselben Grau und dem reinsten Schwarz; denn
dieselbe Rolle, die auf der einen Seite das immer mehr hervor-
tretende Weiß spielt, kommt auf der andern Seite dem Schwarz
zu, und wie auf der einen Seite das Schwarz mehr und mehr
zurücktritt, so auf der andern Seite das Weiß. Im absolut reinen
Weiß wäre das Verhältniß
[FORMEL] im absolut reinen Schwarz wäre
[FORMEL]
Zwei Empfindungen, welche von dem mittlen Grau [FORMEL]
nach rechts und links gleichweit abliegen und also in gleichem
Grade von diesem Grau verschieden sind, lassen sich ausdrücken
durch reciproke Werthe. So muß es ein Hellgrau geben, in
welchem [FORMEL] ist, und diesem wird in der andern Hälfte der
Reihe ein Dunkelgrau entsprechen müssen, in welchem [FORMEL]
Beide werden gleichweit vom mittlen Grau ab liegen, denn in
dem Maße, wie im einen das Weiß über das Schwarz, überwiegt
im andern das Schwarz über das Weiß. Alle Werthe von 1 bis
∞ werden also allen denkbaren Übergangsstufen vom mittlen
Grau (= 1) bis zum reinsten Weiß (= ∞) entsprechen, und alle
Werthe von 1 bis 0 allen denkbaren Übergängen vom mittlen
Grau bis zum reinsten Schwarz. Ebensogut aber könnte man alles
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Aus pragmatischen Gründen wurde für das DTA die z… [mehr]
Aus pragmatischen Gründen wurde für das DTA die zweite, unveränderte Auflage von 1878 zugrunde gelegt. Diese enthält Herings insgesamt sechs zwischen 1872 und 1876 erschienenen "Mittheilungen" "Zur Lehre vom Lichtsinne" aus den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften in Wien, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse.
Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hering_lichtsinn_1878/67>, abgerufen am 19.07.2024.
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