[Herder, Johann Gottfried von]: Plastik. Riga u. a., 1778.pet und gnug hat, und Mutter und Kind sich Wenn schon Winkelmann es beklagte, daß nimmer q) 4. Mos. 5, 21-27. r) Hohelied 7, 2.
pet und gnug hat, und Mutter und Kind ſich Wenn ſchon Winkelmann es beklagte, daß nimmer q) 4. Moſ. 5, 21-27. r) Hohelied 7, 2.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="86"/> pet und gnug hat, und Mutter und Kind ſich<lb/> Eins fuͤhlen am Baume des ſuͤßen Lebens: wel-<lb/> cher Unmenſch, der hier nicht fuͤhle und ein ver-<lb/> lohrnes Paradies der Unſchuld ahnde! —</p><lb/> <p>Wenn ſchon <hi rendition="#fr">Winkelmann</hi> es beklagte, daß<lb/> er nicht fuͤr Griechen ſchreibe und alſo vieles<lb/> muͤſſe verſchweigen: ſo habe ich dieſe Vorſich-<lb/> tigkeit leider! noch mehr noͤthig, kann alſo auch<lb/> nur mit wenigen Zuͤgen reden. Wie die <hi rendition="#fr">Bruſt</hi><lb/> die <hi rendition="#fr">edlern</hi> Theile barg und ausdruckte, ſo iſt<lb/> von den aͤlteſten Zeiten und Philoſophen an der<lb/><hi rendition="#fr">Bauch</hi> als Sitz der Begierden betrachtet wor-<lb/> den. Darauf beziehet ſich jene edle Beſchrei-<lb/> bung <hi rendition="#fr">Winkelmanns</hi> von dem, was Bauch des<lb/><hi rendition="#fr"><choice><sic>Baccchus</sic><corr>Bacchus</corr></choice></hi> heiße: die jugendliche <hi rendition="#fr">Nuͤchternheit</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Maͤßigkeit</hi> und ſanfte, wie aus einem ſchoͤ-<lb/> nen Traum erwachte Fuͤlle, deren Gegentheil<lb/> eine Form und ein Zuſtand iſt, der ſelbſt in der<lb/> Beſchreibung widert. Es war dort Fluch der<lb/> Ausſchweifung und Folge des Waſſers der Bit-<lb/> terkeiten, daß der Bauch ſchwelle und die Len-<lb/> den ſchwinden <note place="foot" n="q)">4. Moſ. 5, 21-27.</note>; fuͤrs untreue, wohlluͤſtige<lb/> Weib gewiß die groͤſte Strafe! Es iſt Beſchrei-<lb/> bung des aͤlteſten Liedes der Unſchuld und Liebe<note place="foot" n="r)">Hohelied 7, 2.</note>:<lb/> daß der Bauch ſei ein ſchwebender Weizenhuͤgel,<lb/> der Nabel ein runder Becher, dems nimmer an<lb/> Getraͤnk mangelt, der nimmer verlechzt und<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nimmer</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [86/0089]
pet und gnug hat, und Mutter und Kind ſich
Eins fuͤhlen am Baume des ſuͤßen Lebens: wel-
cher Unmenſch, der hier nicht fuͤhle und ein ver-
lohrnes Paradies der Unſchuld ahnde! —
Wenn ſchon Winkelmann es beklagte, daß
er nicht fuͤr Griechen ſchreibe und alſo vieles
muͤſſe verſchweigen: ſo habe ich dieſe Vorſich-
tigkeit leider! noch mehr noͤthig, kann alſo auch
nur mit wenigen Zuͤgen reden. Wie die Bruſt
die edlern Theile barg und ausdruckte, ſo iſt
von den aͤlteſten Zeiten und Philoſophen an der
Bauch als Sitz der Begierden betrachtet wor-
den. Darauf beziehet ſich jene edle Beſchrei-
bung Winkelmanns von dem, was Bauch des
Bacchus heiße: die jugendliche Nuͤchternheit
und Maͤßigkeit und ſanfte, wie aus einem ſchoͤ-
nen Traum erwachte Fuͤlle, deren Gegentheil
eine Form und ein Zuſtand iſt, der ſelbſt in der
Beſchreibung widert. Es war dort Fluch der
Ausſchweifung und Folge des Waſſers der Bit-
terkeiten, daß der Bauch ſchwelle und die Len-
den ſchwinden q); fuͤrs untreue, wohlluͤſtige
Weib gewiß die groͤſte Strafe! Es iſt Beſchrei-
bung des aͤlteſten Liedes der Unſchuld und Liebe r):
daß der Bauch ſei ein ſchwebender Weizenhuͤgel,
der Nabel ein runder Becher, dems nimmer an
Getraͤnk mangelt, der nimmer verlechzt und
nimmer
q) 4. Moſ. 5, 21-27.
r) Hohelied 7, 2.
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