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[Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774.

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sten den Ton des Umgangs mit dem schönen
Geschlechte! Plato und Cicero konnten Bände
Gespräche über Metaphysik und männliche Kün-
ste schreiben und es sprach nie ein Weib.
Wer sollte bey uns ein Stück und wenn's auch
Philoktet auf seiner wüsten Jnsel wäre,
ohne Liebe aushalten! Voltäre -- aber man
lese, wie ernstlich er selbst für der Nachfolge
gewarnet. Frauenzimmer sind unser Publi-
kum, unsre Aspasien des Geschmacks und der
Philosophie. Wir wissen, kartesianische Wir-
bel und newtonische Attraktionen in ein Schnür-
leib
einzukleiden: schreiben Geschichte, Pre-
digten und was nicht mehr? für und als
Weiber.
Die feinere Zärtlichkeit unsers Ge-
schmacks ist bewiesen.

"Schöne Künste und Wissenschaften!" v)
Die gröbern haben freylich die Alten, und zwar
die elende unruhige Regimentsform, kleine
Republiken
ausbilden können: aber seht auch
wie grob jene Beredsamkeit Demosthenes!

jenes
v) Hume Vers. Th. 4. XVI, XVII, Voltaire
siecle de Louis XIV, XV, und XX, und die
Heere Panegyristen der neuen Litteratur.
J



ſten den Ton des Umgangs mit dem ſchoͤnen
Geſchlechte! Plato und Cicero konnten Baͤnde
Geſpraͤche uͤber Metaphyſik und maͤnnliche Kuͤn-
ſte ſchreiben und es ſprach nie ein Weib.
Wer ſollte bey uns ein Stuͤck und wenn’s auch
Philoktet auf ſeiner wuͤſten Jnſel waͤre,
ohne Liebe aushalten! Voltaͤre — aber man
leſe, wie ernſtlich er ſelbſt fuͤr der Nachfolge
gewarnet. Frauenzimmer ſind unſer Publi-
kum, unſre Aſpaſien des Geſchmacks und der
Philoſophie. Wir wiſſen, karteſianiſche Wir-
bel und newtoniſche Attraktionen in ein Schnuͤr-
leib
einzukleiden: ſchreiben Geſchichte, Pre-
digten und was nicht mehr? fuͤr und als
Weiber.
Die feinere Zaͤrtlichkeit unſers Ge-
ſchmacks iſt bewieſen.

„Schoͤne Kuͤnſte und Wiſſenſchaften!„ v)
Die groͤbern haben freylich die Alten, und zwar
die elende unruhige Regimentsform, kleine
Republiken
ausbilden koͤnnen: aber ſeht auch
wie grob jene Beredſamkeit Demoſthenes!

jenes
v) Hume Verſ. Th. 4. XVI, XVII, Voltaire
ſiecle de Louis XIV, XV, und XX, und die
Heere Panegyriſten der neuen Litteratur.
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[129/0133] ſten den Ton des Umgangs mit dem ſchoͤnen Geſchlechte! Plato und Cicero konnten Baͤnde Geſpraͤche uͤber Metaphyſik und maͤnnliche Kuͤn- ſte ſchreiben und es ſprach nie ein Weib. Wer ſollte bey uns ein Stuͤck und wenn’s auch Philoktet auf ſeiner wuͤſten Jnſel waͤre, ohne Liebe aushalten! Voltaͤre — aber man leſe, wie ernſtlich er ſelbſt fuͤr der Nachfolge gewarnet. Frauenzimmer ſind unſer Publi- kum, unſre Aſpaſien des Geſchmacks und der Philoſophie. Wir wiſſen, karteſianiſche Wir- bel und newtoniſche Attraktionen in ein Schnuͤr- leib einzukleiden: ſchreiben Geſchichte, Pre- digten und was nicht mehr? fuͤr und als Weiber. Die feinere Zaͤrtlichkeit unſers Ge- ſchmacks iſt bewieſen. „Schoͤne Kuͤnſte und Wiſſenſchaften!„ v) Die groͤbern haben freylich die Alten, und zwar die elende unruhige Regimentsform, kleine Republiken ausbilden koͤnnen: aber ſeht auch wie grob jene Beredſamkeit Demoſthenes! jenes v) Hume Verſ. Th. 4. XVI, XVII, Voltaire ſiecle de Louis XIV, XV, und XX, und die Heere Panegyriſten der neuen Litteratur. J

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Zitationshilfe: [Herder, Johann Gottfried von]: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. [Riga], 1774, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_philosophie_1774/133>, abgerufen am 23.11.2024.