Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

Bild:
<< vorherige Seite

erfodert: eine gewisse Mittelmäßigkeit, die
sich nicht zu Genies und Geistschöpfern he-
bet, und nicht zu dummen Dorfteufeln her-
absinket: eine mitlere Größe, die eben den
Punkt der Nutzbarkeit trift. Von diesem
Punkt aus werden die Linien zu Realschulen
gezogen, die diesen Hauptzweck haben, brauch-
bare und tüchtige
Männer zu bilden, und
den vorigen Plan zum Schattenrisse ihres
ganzen Gebäudes haben: eine gewisse Tem-
peratur,
die die gemeinste, brauchbarste
und glücklichste ist.

Realschulen müssen sich zuerst nach den
meisten Subjekten richten; von da können
sie am füglichsten auf beide Seiten auslen-
ken: zu Genies und Blindgebohrnen. Sie
müssen sich nach den meisten Zwecken der
Brauchbarkeit richten, von denen die meiste
weder ein Maximum noch Minimum fo-
dern, und leiden können. Sie müssen sich
nach der Mehrheit der Werkzeuge richten,
die da bilden sollen, weil wieder das recht
hohe und recht tiefe gleich selten und gleich
unbrauchbar ist. -- Wenn nun diese glückli-
che Mischung das Meisterstück bei Erziehung

und

erfodert: eine gewiſſe Mittelmaͤßigkeit, die
ſich nicht zu Genies und Geiſtſchoͤpfern he-
bet, und nicht zu dummen Dorfteufeln her-
abſinket: eine mitlere Groͤße, die eben den
Punkt der Nutzbarkeit trift. Von dieſem
Punkt aus werden die Linien zu Realſchulen
gezogen, die dieſen Hauptzweck haben, brauch-
bare und tuͤchtige
Maͤnner zu bilden, und
den vorigen Plan zum Schattenriſſe ihres
ganzen Gebaͤudes haben: eine gewiſſe Tem-
peratur,
die die gemeinſte, brauchbarſte
und gluͤcklichſte iſt.

Realſchulen muͤſſen ſich zuerſt nach den
meiſten Subjekten richten; von da koͤnnen
ſie am fuͤglichſten auf beide Seiten auslen-
ken: zu Genies und Blindgebohrnen. Sie
muͤſſen ſich nach den meiſten Zwecken der
Brauchbarkeit richten, von denen die meiſte
weder ein Maximum noch Minimum fo-
dern, und leiden koͤnnen. Sie muͤſſen ſich
nach der Mehrheit der Werkzeuge richten,
die da bilden ſollen, weil wieder das recht
hohe und recht tiefe gleich ſelten und gleich
unbrauchbar iſt. — Wenn nun dieſe gluͤckli-
che Miſchung das Meiſterſtuͤck bei Erziehung

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0050" n="42"/>
erfodert: eine gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Mittelma&#x0364;ßigkeit,</hi> die<lb/>
&#x017F;ich nicht zu <hi rendition="#fr">Genies</hi> und <hi rendition="#fr">Gei&#x017F;t&#x017F;cho&#x0364;pfern</hi> he-<lb/>
bet, und nicht zu dummen Dorfteufeln her-<lb/>
ab&#x017F;inket: eine <hi rendition="#fr">mitlere Gro&#x0364;ße,</hi> die eben den<lb/>
Punkt der Nutzbarkeit trift. Von die&#x017F;em<lb/>
Punkt aus werden die Linien zu Real&#x017F;chulen<lb/>
gezogen, die die&#x017F;en Hauptzweck haben, <hi rendition="#fr">brauch-<lb/>
bare und tu&#x0364;chtige</hi> Ma&#x0364;nner zu bilden, und<lb/>
den vorigen Plan zum Schattenri&#x017F;&#x017F;e ihres<lb/>
ganzen Geba&#x0364;udes haben: eine gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Tem-<lb/>
peratur,</hi> die die <hi rendition="#fr">gemein&#x017F;te, brauchbar&#x017F;te</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">glu&#x0364;cklich&#x017F;te</hi> i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Real&#x017F;chulen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich zuer&#x017F;t nach den<lb/><hi rendition="#fr">mei&#x017F;ten Subjekten</hi> richten; von da ko&#x0364;nnen<lb/>
&#x017F;ie am fu&#x0364;glich&#x017F;ten auf beide Seiten auslen-<lb/>
ken: zu Genies und Blindgebohrnen. Sie<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nach den <hi rendition="#fr">mei&#x017F;ten</hi> Zwecken der<lb/>
Brauchbarkeit richten, von denen die mei&#x017F;te<lb/>
weder ein <hi rendition="#fr">Maximum</hi> noch <hi rendition="#fr">Minimum</hi> fo-<lb/>
dern, und leiden ko&#x0364;nnen. Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
nach der <hi rendition="#fr">Mehrheit der Werkzeuge</hi> richten,<lb/>
die da bilden &#x017F;ollen, weil wieder das recht<lb/>
hohe und recht tiefe gleich &#x017F;elten und gleich<lb/>
unbrauchbar i&#x017F;t. &#x2014; Wenn nun die&#x017F;e glu&#x0364;ckli-<lb/>
che Mi&#x017F;chung das Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck bei Erziehung<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0050] erfodert: eine gewiſſe Mittelmaͤßigkeit, die ſich nicht zu Genies und Geiſtſchoͤpfern he- bet, und nicht zu dummen Dorfteufeln her- abſinket: eine mitlere Groͤße, die eben den Punkt der Nutzbarkeit trift. Von dieſem Punkt aus werden die Linien zu Realſchulen gezogen, die dieſen Hauptzweck haben, brauch- bare und tuͤchtige Maͤnner zu bilden, und den vorigen Plan zum Schattenriſſe ihres ganzen Gebaͤudes haben: eine gewiſſe Tem- peratur, die die gemeinſte, brauchbarſte und gluͤcklichſte iſt. Realſchulen muͤſſen ſich zuerſt nach den meiſten Subjekten richten; von da koͤnnen ſie am fuͤglichſten auf beide Seiten auslen- ken: zu Genies und Blindgebohrnen. Sie muͤſſen ſich nach den meiſten Zwecken der Brauchbarkeit richten, von denen die meiſte weder ein Maximum noch Minimum fo- dern, und leiden koͤnnen. Sie muͤſſen ſich nach der Mehrheit der Werkzeuge richten, die da bilden ſollen, weil wieder das recht hohe und recht tiefe gleich ſelten und gleich unbrauchbar iſt. — Wenn nun dieſe gluͤckli- che Miſchung das Meiſterſtuͤck bei Erziehung und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/50
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/50>, abgerufen am 28.03.2024.