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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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den physischen Einfluß eines höhern Wesens
zu fühlen, und sich von ihm mit neuen
Wahrheiten
beschwängert glaubt: -- zwei
unendlich verschiedne Namen, die aber gar zu
oft verwechselt werden.

Jch habe gerettet, was K. hat sagen wol-
len:
ohne mich darüber zu streiten, was er
gesagt. Jch habe es gerettet, ohne die Fra-
ge zu beantworten: ob große Genies mit
dem Verstande empfinden können?
*
Ein Einfall, den die philosophische Laune des
sinnreichen D. ausgeboren, der das schmei-
chelhafteste Compliment für die Genies, und
für K ist, den ich so wenig, als D. bestäti-
gen kann, da ich auch sagen muß: "zu de-
ren Mittel ich nicht gehöre!" der aber aus
der vorangeführten Klopstockschen Behan-
ptung, vielleicht bestätigt würde: -- viel-
leicht und vielleicht auch nicht; ich habe sei-
ner nicht nöthig.

Die Natur der menschlichen Seele verken-
net überhaupt in ihren Würkungen die Ab-
theilung der Kräfte, wie die Philosophen sie

in
* Litt. Br. Th. 13. p. 27.

den phyſiſchen Einfluß eines hoͤhern Weſens
zu fuͤhlen, und ſich von ihm mit neuen
Wahrheiten
beſchwaͤngert glaubt: — zwei
unendlich verſchiedne Namen, die aber gar zu
oft verwechſelt werden.

Jch habe gerettet, was K. hat ſagen wol-
len:
ohne mich daruͤber zu ſtreiten, was er
geſagt. Jch habe es gerettet, ohne die Fra-
ge zu beantworten: ob große Genies mit
dem Verſtande empfinden koͤnnen?
*
Ein Einfall, den die philoſophiſche Laune des
ſinnreichen D. ausgeboren, der das ſchmei-
chelhafteſte Compliment fuͤr die Genies, und
fuͤr K iſt, den ich ſo wenig, als D. beſtaͤti-
gen kann, da ich auch ſagen muß: „zu de-
ren Mittel ich nicht gehoͤre!„ der aber aus
der vorangefuͤhrten Klopſtockſchen Behan-
ptung, vielleicht beſtaͤtigt wuͤrde: — viel-
leicht und vielleicht auch nicht; ich habe ſei-
ner nicht noͤthig.

Die Natur der menſchlichen Seele verken-
net uͤberhaupt in ihren Wuͤrkungen die Ab-
theilung der Kraͤfte, wie die Philoſophen ſie

in
* Litt. Br. Th. 13. p. 27.
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[317/0325] den phyſiſchen Einfluß eines hoͤhern Weſens zu fuͤhlen, und ſich von ihm mit neuen Wahrheiten beſchwaͤngert glaubt: — zwei unendlich verſchiedne Namen, die aber gar zu oft verwechſelt werden. Jch habe gerettet, was K. hat ſagen wol- len: ohne mich daruͤber zu ſtreiten, was er geſagt. Jch habe es gerettet, ohne die Fra- ge zu beantworten: ob große Genies mit dem Verſtande empfinden koͤnnen? * Ein Einfall, den die philoſophiſche Laune des ſinnreichen D. ausgeboren, der das ſchmei- chelhafteſte Compliment fuͤr die Genies, und fuͤr K iſt, den ich ſo wenig, als D. beſtaͤti- gen kann, da ich auch ſagen muß: „zu de- ren Mittel ich nicht gehoͤre!„ der aber aus der vorangefuͤhrten Klopſtockſchen Behan- ptung, vielleicht beſtaͤtigt wuͤrde: — viel- leicht und vielleicht auch nicht; ich habe ſei- ner nicht noͤthig. Die Natur der menſchlichen Seele verken- net uͤberhaupt in ihren Wuͤrkungen die Ab- theilung der Kraͤfte, wie die Philoſophen ſie in * Litt. Br. Th. 13. p. 27.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/325>, abgerufen am 21.11.2024.