den physischen Einfluß eines höhern Wesens zu fühlen, und sich von ihm mit neuen Wahrheiten beschwängert glaubt: -- zwei unendlich verschiedne Namen, die aber gar zu oft verwechselt werden.
Jch habe gerettet, was K. hat sagen wol- len: ohne mich darüber zu streiten, was er gesagt. Jch habe es gerettet, ohne die Fra- ge zu beantworten: ob große Genies mit dem Verstande empfinden können?* Ein Einfall, den die philosophische Laune des sinnreichen D. ausgeboren, der das schmei- chelhafteste Compliment für die Genies, und für K ist, den ich so wenig, als D. bestäti- gen kann, da ich auch sagen muß: "zu de- ren Mittel ich nicht gehöre!" der aber aus der vorangeführten Klopstockschen Behan- ptung, vielleicht bestätigt würde: -- viel- leicht und vielleicht auch nicht; ich habe sei- ner nicht nöthig.
Die Natur der menschlichen Seele verken- net überhaupt in ihren Würkungen die Ab- theilung der Kräfte, wie die Philosophen sie
in
* Litt. Br. Th. 13. p. 27.
den phyſiſchen Einfluß eines hoͤhern Weſens zu fuͤhlen, und ſich von ihm mit neuen Wahrheiten beſchwaͤngert glaubt: — zwei unendlich verſchiedne Namen, die aber gar zu oft verwechſelt werden.
Jch habe gerettet, was K. hat ſagen wol- len: ohne mich daruͤber zu ſtreiten, was er geſagt. Jch habe es gerettet, ohne die Fra- ge zu beantworten: ob große Genies mit dem Verſtande empfinden koͤnnen?* Ein Einfall, den die philoſophiſche Laune des ſinnreichen D. ausgeboren, der das ſchmei- chelhafteſte Compliment fuͤr die Genies, und fuͤr K iſt, den ich ſo wenig, als D. beſtaͤti- gen kann, da ich auch ſagen muß: „zu de- ren Mittel ich nicht gehoͤre!„ der aber aus der vorangefuͤhrten Klopſtockſchen Behan- ptung, vielleicht beſtaͤtigt wuͤrde: — viel- leicht und vielleicht auch nicht; ich habe ſei- ner nicht noͤthig.
Die Natur der menſchlichen Seele verken- net uͤberhaupt in ihren Wuͤrkungen die Ab- theilung der Kraͤfte, wie die Philoſophen ſie
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* Litt. Br. Th. 13. p. 27.
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den phyſiſchen Einfluß eines hoͤhern Weſens
zu fuͤhlen, und ſich von ihm mit neuen
Wahrheiten beſchwaͤngert glaubt: — zwei
unendlich verſchiedne Namen, die aber gar zu
oft verwechſelt werden.
Jch habe gerettet, was K. hat ſagen wol-
len: ohne mich daruͤber zu ſtreiten, was er
geſagt. Jch habe es gerettet, ohne die Fra-
ge zu beantworten: ob große Genies mit
dem Verſtande empfinden koͤnnen? *
Ein Einfall, den die philoſophiſche Laune des
ſinnreichen D. ausgeboren, der das ſchmei-
chelhafteſte Compliment fuͤr die Genies, und
fuͤr K iſt, den ich ſo wenig, als D. beſtaͤti-
gen kann, da ich auch ſagen muß: „zu de-
ren Mittel ich nicht gehoͤre!„ der aber aus
der vorangefuͤhrten Klopſtockſchen Behan-
ptung, vielleicht beſtaͤtigt wuͤrde: — viel-
leicht und vielleicht auch nicht; ich habe ſei-
ner nicht noͤthig.
Die Natur der menſchlichen Seele verken-
net uͤberhaupt in ihren Wuͤrkungen die Ab-
theilung der Kraͤfte, wie die Philoſophen ſie
in
* Litt. Br. Th. 13. p. 27.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/325>, abgerufen am 21.11.2024.
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