die Ueberschrift wäre *: "Die göttliche Na- tur Jesu vertheidiget von einem Berliner Ju- den, gegen den Hrn. Hofprediger Cramer" eben so fremde lassen: "die Orthodoxie des Hrn. Hofpr. Cramers bestritten in den Brie- fen über die neuere Litteratur:" und wenn auch die ganze Frage sich darauf einschränkt: "ob diese Art, ein Geheimniß beyzubringen, anzurathen sey?" so sage ich lieber **: "darüber mögen unsre Theologen urtheilen!" dem kranken Officier dörfte nicht eben so viel daran liegen.
Man sieht; ich bin kein Vertheidiger des Hofpredigers, der von ihm eine Pfarre haben will! ich bin auch kein Rechthaber gegen die Litt. Briefe; denn ich weiß, daß wenn es aufs Entschuldigen ankömmt, jeder der beste Erklärer seiner Worte seyn wolle: ich bin auch kein gründlicher orthodoxer Theolog, um die Streitfrage zu untersuchen; aber wenn ich auch blos als ein ehrlicher Laye, der sein grie- chisch Testament versteht, urtheile: so ist die theologische Widerlegung des Recensenten +
gesucht,
* Th. 5. p. 198.
** Th. 5. p. 202.
+ Litt. Br. Th. 6. p. 357-368.
die Ueberſchrift waͤre *: „Die goͤttliche Na- tur Jeſu vertheidiget von einem Berliner Ju- den, gegen den Hrn. Hofprediger Cramer„ eben ſo fremde laſſen: „die Orthodoxie des Hrn. Hofpr. Cramers beſtritten in den Brie- fen uͤber die neuere Litteratur:„ und wenn auch die ganze Frage ſich darauf einſchraͤnkt: „ob dieſe Art, ein Geheimniß beyzubringen, anzurathen ſey?„ ſo ſage ich lieber **: „daruͤber moͤgen unſre Theologen urtheilen!„ dem kranken Officier doͤrfte nicht eben ſo viel daran liegen.
Man ſieht; ich bin kein Vertheidiger des Hofpredigers, der von ihm eine Pfarre haben will! ich bin auch kein Rechthaber gegen die Litt. Briefe; denn ich weiß, daß wenn es aufs Entſchuldigen ankoͤmmt, jeder der beſte Erklaͤrer ſeiner Worte ſeyn wolle: ich bin auch kein gruͤndlicher orthodoxer Theolog, um die Streitfrage zu unterſuchen; aber wenn ich auch blos als ein ehrlicher Laye, der ſein grie- chiſch Teſtament verſteht, urtheile: ſo iſt die theologiſche Widerlegung des Recenſenten †
geſucht,
* Th. 5. p. 198.
** Th. 5. p. 202.
† Litt. Br. Th. 6. p. 357-368.
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die Ueberſchrift waͤre *: „Die goͤttliche Na-
tur Jeſu vertheidiget von einem Berliner Ju-
den, gegen den Hrn. Hofprediger Cramer„
eben ſo fremde laſſen: „die Orthodoxie des
Hrn. Hofpr. Cramers beſtritten in den Brie-
fen uͤber die neuere Litteratur:„ und wenn
auch die ganze Frage ſich darauf einſchraͤnkt:
„ob dieſe Art, ein Geheimniß beyzubringen,
anzurathen ſey?„ ſo ſage ich lieber **:
„daruͤber moͤgen unſre Theologen urtheilen!„
dem kranken Officier doͤrfte nicht eben ſo viel
daran liegen.
Man ſieht; ich bin kein Vertheidiger des
Hofpredigers, der von ihm eine Pfarre haben
will! ich bin auch kein Rechthaber gegen die
Litt. Briefe; denn ich weiß, daß wenn es
aufs Entſchuldigen ankoͤmmt, jeder der beſte
Erklaͤrer ſeiner Worte ſeyn wolle: ich bin auch
kein gruͤndlicher orthodoxer Theolog, um die
Streitfrage zu unterſuchen; aber wenn ich
auch blos als ein ehrlicher Laye, der ſein grie-
chiſch Teſtament verſteht, urtheile: ſo iſt die
theologiſche Widerlegung des Recenſenten †
geſucht,
* Th. 5. p. 198.
** Th. 5. p. 202.
† Litt. Br. Th. 6. p. 357-368.
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/308>, abgerufen am 04.05.2024.
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