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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767.

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seyn! und zehn solche hochtrabende Ausdrü-
cke, nach denen man in unsern Schulen, wie
man sich rühmt, junge Ciceronen bildet, und
sie mit einem reinen gewässerten Stil zu einem
lateinischen Perioden in ihrer lieben Mutter-
sprache gewöhnet. Ernesti in seiner nützli-
chen Vorrede zu Cicero, und Klotz in seinem
Genius seculi de Ciceronianis haben einige
im Schwange gehende Fehler der wörtlichen
Nachahmung gerüget: wie weit der verän-
derte Geist der Zeiten und Situationen selbst
dem Geist der Beredsamkeit eine andre Ge-
stalt gegeben -- will ich nicht untersuchen,
sondern kehre zu meinen geistlichen Cicero-
nen
zurück. Mein folgendes Fragment be-
trachtet die Homiletik nicht zunftmäßig und
theologisch: sondern als ein Stück der Litte-
ratur; in diesem Gesichtspunkt lese man es *.
Es geht den vorigen Vergleichungen der
Briefe nach, und zeigt: daß die Homiletik
eine ganz andre Beredsamkeit fodre: daß

sie
* Da es hier unter lateinischen Schriftstellern
exuliren würde: so bleibts unter meinen
Papieren.

ſeyn! und zehn ſolche hochtrabende Ausdruͤ-
cke, nach denen man in unſern Schulen, wie
man ſich ruͤhmt, junge Ciceronen bildet, und
ſie mit einem reinen gewaͤſſerten Stil zu einem
lateiniſchen Perioden in ihrer lieben Mutter-
ſprache gewoͤhnet. Erneſti in ſeiner nuͤtzli-
chen Vorrede zu Cicero, und Klotz in ſeinem
Genius ſeculi de Ciceronianis haben einige
im Schwange gehende Fehler der woͤrtlichen
Nachahmung geruͤget: wie weit der veraͤn-
derte Geiſt der Zeiten und Situationen ſelbſt
dem Geiſt der Beredſamkeit eine andre Ge-
ſtalt gegeben — will ich nicht unterſuchen,
ſondern kehre zu meinen geiſtlichen Cicero-
nen
zuruͤck. Mein folgendes Fragment be-
trachtet die Homiletik nicht zunftmaͤßig und
theologiſch: ſondern als ein Stuͤck der Litte-
ratur; in dieſem Geſichtspunkt leſe man es *.
Es geht den vorigen Vergleichungen der
Briefe nach, und zeigt: daß die Homiletik
eine ganz andre Beredſamkeit fodre: daß

ſie
* Da es hier unter lateiniſchen Schriftſtellern
exuliren wuͤrde: ſo bleibts unter meinen
Papieren.
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[294/0302] ſeyn! und zehn ſolche hochtrabende Ausdruͤ- cke, nach denen man in unſern Schulen, wie man ſich ruͤhmt, junge Ciceronen bildet, und ſie mit einem reinen gewaͤſſerten Stil zu einem lateiniſchen Perioden in ihrer lieben Mutter- ſprache gewoͤhnet. Erneſti in ſeiner nuͤtzli- chen Vorrede zu Cicero, und Klotz in ſeinem Genius ſeculi de Ciceronianis haben einige im Schwange gehende Fehler der woͤrtlichen Nachahmung geruͤget: wie weit der veraͤn- derte Geiſt der Zeiten und Situationen ſelbſt dem Geiſt der Beredſamkeit eine andre Ge- ſtalt gegeben — will ich nicht unterſuchen, ſondern kehre zu meinen geiſtlichen Cicero- nen zuruͤck. Mein folgendes Fragment be- trachtet die Homiletik nicht zunftmaͤßig und theologiſch: ſondern als ein Stuͤck der Litte- ratur; in dieſem Geſichtspunkt leſe man es *. Es geht den vorigen Vergleichungen der Briefe nach, und zeigt: daß die Homiletik eine ganz andre Beredſamkeit fodre: daß ſie * Da es hier unter lateiniſchen Schriftſtellern exuliren wuͤrde: ſo bleibts unter meinen Papieren.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 3. Riga, 1767, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur03_1767/302>, abgerufen am 24.11.2024.