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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.

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vollständiger und gleichmäßiger in seinen Thei-
len gerathen. Und überhaupt hat sich im
ganzen Werk der Geist zu sehr geändert. Jm
Anfange Nachrichten an einen kranken Offi-
cier -- Züchtigungen der Uebersezzer --
Urtheile über die vornehmsten Deutschen
Schriftsteller, die in Positur standen -- Jezt
Aussichten über verschiedne Felder der Littera-
tur -- endlich Diktatorische Urtheile:

-- -- amphora co[e]pit
Institui, currente rota cur vrceus exit.

Feurig stieß Fll. an; der Philosophische
D. griff ins Rad, um es im Schwunge zu
mäßigen; der Planenvolle B. brachte es nach
einigem Stocken hin und wieder aufs neue
in den Lauf; bis es, wie es mir vorkommt,
in den drei lezten Theilen schon ablaufen will.
Das Urtheil geräth ost einseitig; Schreib-
art fällt oft nachläßig zu Boden; der Ton
verliert bisweilen Anstand und Stärke --
die lezte Wallungen eines Lichts, das erlö-
schen will.

"Vorzüglich Kunstrichter für die Schrift-
"steller!" * Und nach welchen Gesezzen?

Die
* Litt. Br. Th. 1. p. 92.

vollſtaͤndiger und gleichmaͤßiger in ſeinen Thei-
len gerathen. Und uͤberhaupt hat ſich im
ganzen Werk der Geiſt zu ſehr geaͤndert. Jm
Anfange Nachrichten an einen kranken Offi-
cier — Zuͤchtigungen der Ueberſezzer —
Urtheile uͤber die vornehmſten Deutſchen
Schriftſteller, die in Poſitur ſtanden — Jezt
Ausſichten uͤber verſchiedne Felder der Littera-
tur — endlich Diktatoriſche Urtheile:

— — amphora co[e]pit
Inſtitui, currente rota cur vrceus exit.

Feurig ſtieß Fll. an; der Philoſophiſche
D. griff ins Rad, um es im Schwunge zu
maͤßigen; der Planenvolle B. brachte es nach
einigem Stocken hin und wieder aufs neue
in den Lauf; bis es, wie es mir vorkommt,
in den drei lezten Theilen ſchon ablaufen will.
Das Urtheil geraͤth oſt einſeitig; Schreib-
art faͤllt oft nachlaͤßig zu Boden; der Ton
verliert bisweilen Anſtand und Staͤrke —
die lezte Wallungen eines Lichts, das erloͤ-
ſchen will.

„Vorzuͤglich Kunſtrichter fuͤr die Schrift-
„ſteller!„ * Und nach welchen Geſezzen?

Die
* Litt. Br. Th. 1. p. 92.
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[193/0025] vollſtaͤndiger und gleichmaͤßiger in ſeinen Thei- len gerathen. Und uͤberhaupt hat ſich im ganzen Werk der Geiſt zu ſehr geaͤndert. Jm Anfange Nachrichten an einen kranken Offi- cier — Zuͤchtigungen der Ueberſezzer — Urtheile uͤber die vornehmſten Deutſchen Schriftſteller, die in Poſitur ſtanden — Jezt Ausſichten uͤber verſchiedne Felder der Littera- tur — endlich Diktatoriſche Urtheile: — — amphora coepit Inſtitui, currente rota cur vrceus exit. Feurig ſtieß Fll. an; der Philoſophiſche D. griff ins Rad, um es im Schwunge zu maͤßigen; der Planenvolle B. brachte es nach einigem Stocken hin und wieder aufs neue in den Lauf; bis es, wie es mir vorkommt, in den drei lezten Theilen ſchon ablaufen will. Das Urtheil geraͤth oſt einſeitig; Schreib- art faͤllt oft nachlaͤßig zu Boden; der Ton verliert bisweilen Anſtand und Staͤrke — die lezte Wallungen eines Lichts, das erloͤ- ſchen will. „Vorzuͤglich Kunſtrichter fuͤr die Schrift- „ſteller!„ * Und nach welchen Geſezzen? Die * Litt. Br. Th. 1. p. 92.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767/25>, abgerufen am 21.11.2024.