Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767.higkeit, Lust und Absicht zu richten; die Stum- Dem Schriftsteller, was soll der Kunst- "Leu- * Litt. Br. Th. 17. p. 107. N 4
higkeit, Luſt und Abſicht zu richten; die Stum- Dem Schriftſteller, was ſoll der Kunſt- „Leu- * Litt. Br. Th. 17. p. 107. N 4
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higkeit, Luſt und Abſicht zu richten; die Stum-
men ſprechen, die Blinden ſehen, und die
Tauben verſtehen zu lehren; die Seuche eines
falſchen Geſchmacks mit Gegengift zu heilen,
oder ihr zuvorzukommen; kurz! Leute von rich-
tigem Gefuͤhl, von Einſicht, von Geſchmack
zu bilden — das iſt dein großer Zweck.
Dem Schriftſteller, was ſoll der Kunſt-
richter ſeyn? Sein Diener, ſein Freund, ſein
unpartheiiſcher Richter! Suche ihn kennen
zu lernen, und als deinen Herrn auszuſtudi-
ren; nicht aber dein eigner Herr ſeyn zu wol-
len. * „Unſer Geiſt nimmt oft eine gewiſſe
„Unbiegſamkeit an, die uns hindert, in die
„Gedanken andrer uns gleichſam hineinden-
„ken zu wollen, und folglich ſehr oft die unſere
„dadurch zu verbeſſern. Man bemerkt die-
„ſes nicht an ſich ſelbſt, wenn man einen an-
„dern uͤber eine Materie lieſet, uͤber die man
„ſelbſt noch nicht gedacht hat. Jſt aber dies
„leztere geſchehen: ſo faͤngt die Steifigkeit
„an, ſich zu zeigen, die vermuthlich aus eben
„dieſer Urſache, auch außer andern, bei alten
„Leu-
* Litt. Br. Th. 17. p. 107.
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