Auditis an me ludit amabilis Infania? Audire et videor pios Errare per lucos:
daher iene göttliche Wuth:
-- -- -- immanis in antro Bacchatur vates, mag num si pectore possit Excussisse Deum: tanto magis illa fatigat Os rabidum, fera corda domans, fingitque premendo.
Und von dieser sinnlichen Begeisterung wurde die ganze Bearbeitung so belebt, daß Pla- to dem Dithyramben sogar die Nachah- mung absprechen will. Voll kühner Bilder und großer Anspielungen folgte er keinem wei- tern Plan, als den innerlich die Einbildungs- kraft malte, äußerlich zum Theil das Auge sahe, und der Tanz foderte: und so ward er ein Gemälde der Einbildungskraft aus der Bacchischen Geschichte, des Bacchischen Got- tesdienstes, und des Tanzes: wo nüchterne Seelen wenig Verbindung, viel Uebertriebenes, und alles Ungeheur finden musten. Und die- se Bearbeitung, welcher Zeit war sie am ange- messensten? Vermuthlich jener, da die Saty-
ren
Auditis an me ludit amabilis Infania? Audire et videor pios Errare per lucos:
daher iene goͤttliche Wuth:
— — — immanis in antro Bacchatur vates, mag num ſi pectore poſſit Excuſſiſſe Deum: tanto magis illa fatigat Os rabidum, fera corda domans, fingitque premendo.
Und von dieſer ſinnlichen Begeiſterung wurde die ganze Bearbeitung ſo belebt, daß Pla- to dem Dithyramben ſogar die Nachah- mung abſprechen will. Voll kuͤhner Bilder und großer Anſpielungen folgte er keinem wei- tern Plan, als den innerlich die Einbildungs- kraft malte, aͤußerlich zum Theil das Auge ſahe, und der Tanz foderte: und ſo ward er ein Gemaͤlde der Einbildungskraft aus der Bacchiſchen Geſchichte, des Bacchiſchen Got- tesdienſtes, und des Tanzes: wo nuͤchterne Seelen wenig Verbindung, viel Uebertriebenes, und alles Ungeheur finden muſten. Und die- ſe Bearbeitung, welcher Zeit war ſie am ange- meſſenſten? Vermuthlich jener, da die Saty-
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Auditis an me ludit amabilis
Infania? Audire et videor pios
Errare per lucos:
daher iene goͤttliche Wuth:
— — — immanis in antro
Bacchatur vates, mag num ſi pectore poſſit
Excuſſiſſe Deum: tanto magis illa fatigat
Os rabidum, fera corda domans, fingitque
premendo.
Und von dieſer ſinnlichen Begeiſterung wurde
die ganze Bearbeitung ſo belebt, daß Pla-
to dem Dithyramben ſogar die Nachah-
mung abſprechen will. Voll kuͤhner Bilder
und großer Anſpielungen folgte er keinem wei-
tern Plan, als den innerlich die Einbildungs-
kraft malte, aͤußerlich zum Theil das Auge
ſahe, und der Tanz foderte: und ſo ward er
ein Gemaͤlde der Einbildungskraft aus der
Bacchiſchen Geſchichte, des Bacchiſchen Got-
tesdienſtes, und des Tanzes: wo nuͤchterne
Seelen wenig Verbindung, viel Uebertriebenes,
und alles Ungeheur finden muſten. Und die-
ſe Bearbeitung, welcher Zeit war ſie am ange-
meſſenſten? Vermuthlich jener, da die Saty-
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Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 2. Riga, 1767, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_litteratur02_1767/139>, abgerufen am 15.08.2024.
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