Herder, Johann Gottfried von: Ueber die neuere Deutsche Litteratur. Bd. 1. Riga, 1767.ner glänzet ihr seine Rüstung; für den Welt- Sie ist aber mehr als Werkzeug: Worte Der Genius der Sprache ist also auch Jhr
ner glaͤnzet ihr ſeine Ruͤſtung; fuͤr den Welt- Sie iſt aber mehr als Werkzeug: Worte Der Genius der Sprache iſt alſo auch Jhr
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ner glaͤnzet ihr ſeine Ruͤſtung; fuͤr den Welt-
weiſen ſchaͤrfet ihr die Waffen.
Sie iſt aber mehr als Werkzeug: Worte
und Jdeen ſind genau in der Weltweisheit
verwandt: wie viel haͤngt vom Ausdrucke
in der Critik der ſchoͤnen Wiſſenſchaften ab:
durch die Sprache lernen wir beſtimmt
denken, und bei beſtimmten, und lebhaften
Gedanken ſuchen wir deutliche und lebendige
Worte: unſre Waͤrterinnen, die unſre Zunge
bilden, ſind unſre erſte Lehrer der Logik.
Der Genius der Sprache iſt alſo auch
der Genius von der Litteratur einer Nation.
Die Sprache, ſagt Jſokrates, war die Be-
zaͤhmerin der alten Wilden, und man ſezze da-
zu auch die Bilderin jeder Nation in den
Wiſſenſchaften. Die Griechen, die Roͤmer,
wie arbeiteten ſie nicht in ihrer Sprache. Die
Araber, die die Grammatik das Salz der
Wiſſenſchaften benannten, hatten ſo viel Cri-
tiker, daß jener Rabbi 60 Camele mit Woͤr-
terbuͤchern bepacken konnte, wie ein arabiſcher
Schriftſteller mit arabiſcher Genauigkeit, be-
richtet.
Jhr
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