Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. Griechen anders, als zum Denkmale gepräget wor-den? -- -- Man denke sich einen Autor, der so ganz die ersten Grundsätze der Künste vergißt, der so sehr ihre Gränzen verwirret, und eben auf diese Verwirrung den halben Theil seines Buchs bauet, wie schief, wie elend wird er bauen? Alle diesüßen Anmerkungen über die Griechische Lieblichkeit und Schönheit sind entweder hier Halbsachen, oder Hr. Kl. kennt die Natur der Münzen halb. Er nimmt sie als Kunstwerke und nicht als Denkmale; die Kunst bei ihnen nicht als Hülfsmittel des bedeuten- den, den Künstler nicht als Handarbeiter -- so schreibt er von ihnen, und verkennet ihre Natur. Und das ist Alles, was Hr. Klotz unter den 6. "Jch thue dem Verfasser vielleicht Unrecht: "gen
Kritiſche Waͤlder. Griechen anders, als zum Denkmale gepraͤget wor-den? — — Man denke ſich einen Autor, der ſo ganz die erſten Grundſaͤtze der Kuͤnſte vergißt, der ſo ſehr ihre Graͤnzen verwirret, und eben auf dieſe Verwirrung den halben Theil ſeines Buchs bauet, wie ſchief, wie elend wird er bauen? Alle dieſuͤßen Anmerkungen uͤber die Griechiſche Lieblichkeit und Schoͤnheit ſind entweder hier Halbſachen, oder Hr. Kl. kennt die Natur der Muͤnzen halb. Er nimmt ſie als Kunſtwerke und nicht als Denkmale; die Kunſt bei ihnen nicht als Huͤlfsmittel des bedeuten- den, den Kuͤnſtler nicht als Handarbeiter — ſo ſchreibt er von ihnen, und verkennet ihre Natur. Und das iſt Alles, was Hr. Klotz unter den 6. „Jch thue dem Verfaſſer vielleicht Unrecht: „gen
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Kritiſche Waͤlder.
Griechen anders, als zum Denkmale gepraͤget wor-
den? — — Man denke ſich einen Autor, der ſo
ganz die erſten Grundſaͤtze der Kuͤnſte vergißt, der
ſo ſehr ihre Graͤnzen verwirret, und eben auf dieſe
Verwirrung den halben Theil ſeines Buchs bauet,
wie ſchief, wie elend wird er bauen? Alle dieſuͤßen
Anmerkungen uͤber die Griechiſche Lieblichkeit und
Schoͤnheit ſind entweder hier Halbſachen, oder Hr.
Kl. kennt die Natur der Muͤnzen halb. Er nimmt
ſie als Kunſtwerke und nicht als Denkmale; die
Kunſt bei ihnen nicht als Huͤlfsmittel des bedeuten-
den, den Kuͤnſtler nicht als Handarbeiter — ſo
ſchreibt er von ihnen, und verkennet ihre Natur.
Und das iſt Alles, was Hr. Klotz unter den
Griechen fand, um ihnen ihren Rang im Muͤn-
zengeſchmacke zu geben? — ja! und unter den
Roͤmern an ihrem Theil nichts beſondres? Wenig,
als eine ſichre Parallele mit den Griechen, die hier
nicht hingehoͤrt, und uͤber die ich zu anderer Zeit
reden werde. Und nichts beſtimmtes an Urſachen,
die den guten Geſchmack herunter gebracht? Nein!
und nichts vom Diplomatiſchen, Heraldiſchen und
Rechtlichen Urſprunge unſers Muͤnzengeſchmacks?
Auch nein! — O des ſonderbaren Beitrages zu
einer Geſchichte!
6.
„Jch thue dem Verfaſſer vielleicht Unrecht:
„Ein Beitrag kann ja ſo viel oder ſo wenig beitra-
„gen
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