Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. aussehen -- wer ist der Münzenlehrer vom Ge-schmack? Zu dem waren in den alten Zeiten der Grie- ten
Kritiſche Waͤlder. ausſehen — wer iſt der Muͤnzenlehrer vom Ge-ſchmack? Zu dem waren in den alten Zeiten der Grie- ten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0066" n="60"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> ausſehen — wer iſt der Muͤnzenlehrer vom Ge-<lb/> ſchmack?</p><lb/> <p>Zu dem waren in den alten Zeiten der Grie-<lb/> chen <hi rendition="#fr">weniger</hi> Staͤdte, und Laͤnder, die als Un-<lb/> terſcheidungszeichen auf Muͤnzen kamen, als jetzt.<lb/> Jch weiß die anſehnliche Zahl griechiſcher Muͤn-<lb/> zen von Staͤdten und Colonien, und auf roͤmiſchen<lb/> die oͤftern Bilder von eroberten Laͤndern und Pro-<lb/> vinzen; alles aber reicht auf keine Art, an die<lb/><hi rendition="#fr">dreißig tauſend</hi> Wappen unſrer Zeit, die <hi rendition="#fr">Gatte-<lb/> rer</hi> als die mindeſte Zahl der zuverlaͤßigen angibt.<lb/> Die Muͤnzen griechiſcher Staͤdte waren Patrony-<lb/> miſch; jede hatte den Genius, oder den hoͤhern<lb/> Schutzgott, oder die Symbole ihres Orts, und<lb/> damit wohl! Die roͤmiſchen Muͤnzen ſtellen die<lb/> eroberten Provinzen nicht anders, als <hi rendition="#fr">erobert</hi><lb/> vor: ſie waͤhlten ſich alſo ein Merkmal des Landes,<lb/> wodurch ſich daſſelbe <hi rendition="#fr">fuͤr ſie,</hi> nach dem Geſichts-<lb/> punkte ihrer Unwiſſenheit oder politiſchen Abſichten<lb/> unterſchied, perſonificirten es zur Symbole: damit<lb/> wohl! Wo reicht dies aber an die Menge, an die<lb/> Beſchaffenheit, an die Beſtandheit, an die politi-<lb/> ſchen Rechte und Abſichten der Wappen, der<lb/> Unterſcheidungszeichen unſrer Laͤnder, Staͤdte und<lb/> Provinzen? Man erlaſſe mir uͤber Sachen von<lb/> ſolchem Augenſcheine alle leidige Gelehrſamkeit, die<lb/> ich in ſolchem Falle immer lieber bey Hrn. Klotz<lb/> leſen mag. Die mittelmaͤßigſte Kenntniß der al-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0066]
Kritiſche Waͤlder.
ausſehen — wer iſt der Muͤnzenlehrer vom Ge-
ſchmack?
Zu dem waren in den alten Zeiten der Grie-
chen weniger Staͤdte, und Laͤnder, die als Un-
terſcheidungszeichen auf Muͤnzen kamen, als jetzt.
Jch weiß die anſehnliche Zahl griechiſcher Muͤn-
zen von Staͤdten und Colonien, und auf roͤmiſchen
die oͤftern Bilder von eroberten Laͤndern und Pro-
vinzen; alles aber reicht auf keine Art, an die
dreißig tauſend Wappen unſrer Zeit, die Gatte-
rer als die mindeſte Zahl der zuverlaͤßigen angibt.
Die Muͤnzen griechiſcher Staͤdte waren Patrony-
miſch; jede hatte den Genius, oder den hoͤhern
Schutzgott, oder die Symbole ihres Orts, und
damit wohl! Die roͤmiſchen Muͤnzen ſtellen die
eroberten Provinzen nicht anders, als erobert
vor: ſie waͤhlten ſich alſo ein Merkmal des Landes,
wodurch ſich daſſelbe fuͤr ſie, nach dem Geſichts-
punkte ihrer Unwiſſenheit oder politiſchen Abſichten
unterſchied, perſonificirten es zur Symbole: damit
wohl! Wo reicht dies aber an die Menge, an die
Beſchaffenheit, an die Beſtandheit, an die politi-
ſchen Rechte und Abſichten der Wappen, der
Unterſcheidungszeichen unſrer Laͤnder, Staͤdte und
Provinzen? Man erlaſſe mir uͤber Sachen von
ſolchem Augenſcheine alle leidige Gelehrſamkeit, die
ich in ſolchem Falle immer lieber bey Hrn. Klotz
leſen mag. Die mittelmaͤßigſte Kenntniß der al-
ten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |