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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.

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Kritische Wälder.
nen arbeitet? Unbilliges Achselzucken! so bleibt
Eine der nützlichsten Quellen von Urkunden unbe-
rührt! die nach unserer jetzigen Weltverfassung in
guten Ausflüssen ausgebreiteter seyn dörfte, als
blos ein Gericht vom Münzengeschmacke.

Weg also aus dem Schriftlein unsers Autors
-- durch und durch weg mit dem gezierten hochtra-
benden Tone, der sich überall brüstet. Herr Klotz
lasse jeden die Münzen ansehen, wie er wolle; wenn
er sie nicht des Geschmacks wegen ansiehet, gehört
er eigentlich nicht vor diesen Richterstuhl. Noch
weniger schließe man, daß, wenn jemand mit seiner
Münzwissenschaft zu der und jener andern nützlichen
Absicht angeschlagen, er deßwegen nicht das Gefühl
des Schönen besessen, nicht der Grazie geopfert
habe, und wie die Modeausdrücke mehr heißen.
Am wenigsten halte sich Herr Klotz für den ersten
Apostel des Geschmacks in Deutschland. Viele,
viele vor ihm Münzenkenner, Münzensammler,
Münzenbeschreiber, Münzenzeichner, und selbst
Münztheoristen vor und neben ihm, die das Schöne
in den Alten geliebet, angepriesen, und zum Theil
selbst nachgeahmet; die lange vor ihm über den
bösen Geschmack geklagt; aber Hindernisse fanden,
die Herr Klotz mit seinen süßen Vorschlägen über-
siehet. Ob also viel Neues, und Gründliches im
Klotzischen Buche sey, wollen wir noch nicht wissen;
daß aber durchaus viel Geziertes, ein falscher Fe-

der-

Kritiſche Waͤlder.
nen arbeitet? Unbilliges Achſelzucken! ſo bleibt
Eine der nuͤtzlichſten Quellen von Urkunden unbe-
ruͤhrt! die nach unſerer jetzigen Weltverfaſſung in
guten Ausfluͤſſen ausgebreiteter ſeyn doͤrfte, als
blos ein Gericht vom Muͤnzengeſchmacke.

Weg alſo aus dem Schriftlein unſers Autors
— durch und durch weg mit dem gezierten hochtra-
benden Tone, der ſich uͤberall bruͤſtet. Herr Klotz
laſſe jeden die Muͤnzen anſehen, wie er wolle; wenn
er ſie nicht des Geſchmacks wegen anſiehet, gehoͤrt
er eigentlich nicht vor dieſen Richterſtuhl. Noch
weniger ſchließe man, daß, wenn jemand mit ſeiner
Muͤnzwiſſenſchaft zu der und jener andern nuͤtzlichen
Abſicht angeſchlagen, er deßwegen nicht das Gefuͤhl
des Schoͤnen beſeſſen, nicht der Grazie geopfert
habe, und wie die Modeausdruͤcke mehr heißen.
Am wenigſten halte ſich Herr Klotz fuͤr den erſten
Apoſtel des Geſchmacks in Deutſchland. Viele,
viele vor ihm Muͤnzenkenner, Muͤnzenſammler,
Muͤnzenbeſchreiber, Muͤnzenzeichner, und ſelbſt
Muͤnztheoriſten vor und neben ihm, die das Schoͤne
in den Alten geliebet, angeprieſen, und zum Theil
ſelbſt nachgeahmet; die lange vor ihm uͤber den
boͤſen Geſchmack geklagt; aber Hinderniſſe fanden,
die Herr Klotz mit ſeinen ſuͤßen Vorſchlaͤgen uͤber-
ſiehet. Ob alſo viel Neues, und Gruͤndliches im
Klotziſchen Buche ſey, wollen wir noch nicht wiſſen;
daß aber durchaus viel Geziertes, ein falſcher Fe-

der-
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[34/0040] Kritiſche Waͤlder. nen arbeitet? Unbilliges Achſelzucken! ſo bleibt Eine der nuͤtzlichſten Quellen von Urkunden unbe- ruͤhrt! die nach unſerer jetzigen Weltverfaſſung in guten Ausfluͤſſen ausgebreiteter ſeyn doͤrfte, als blos ein Gericht vom Muͤnzengeſchmacke. Weg alſo aus dem Schriftlein unſers Autors — durch und durch weg mit dem gezierten hochtra- benden Tone, der ſich uͤberall bruͤſtet. Herr Klotz laſſe jeden die Muͤnzen anſehen, wie er wolle; wenn er ſie nicht des Geſchmacks wegen anſiehet, gehoͤrt er eigentlich nicht vor dieſen Richterſtuhl. Noch weniger ſchließe man, daß, wenn jemand mit ſeiner Muͤnzwiſſenſchaft zu der und jener andern nuͤtzlichen Abſicht angeſchlagen, er deßwegen nicht das Gefuͤhl des Schoͤnen beſeſſen, nicht der Grazie geopfert habe, und wie die Modeausdruͤcke mehr heißen. Am wenigſten halte ſich Herr Klotz fuͤr den erſten Apoſtel des Geſchmacks in Deutſchland. Viele, viele vor ihm Muͤnzenkenner, Muͤnzenſammler, Muͤnzenbeſchreiber, Muͤnzenzeichner, und ſelbſt Muͤnztheoriſten vor und neben ihm, die das Schoͤne in den Alten geliebet, angeprieſen, und zum Theil ſelbſt nachgeahmet; die lange vor ihm uͤber den boͤſen Geſchmack geklagt; aber Hinderniſſe fanden, die Herr Klotz mit ſeinen ſuͤßen Vorſchlaͤgen uͤber- ſiehet. Ob alſo viel Neues, und Gruͤndliches im Klotziſchen Buche ſey, wollen wir noch nicht wiſſen; daß aber durchaus viel Geziertes, ein falſcher Fe- der-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/40>, abgerufen am 21.11.2024.