Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769.Kritische Wälder. "liche Mengs, bald ein Mann, welcher die tiefen"Einsichten, und alle Eigenschaften eines großen "Genies durch sein Menschenfreundliches und tu- "gendhaftes Herz veredelt, und von welchem man "sagen kann, daß seine Schriften die Schilderung "des liebenswürdigsten Mannes sind" bald Hr. von Voltaire in seinem temple du gout: bald thut der Verf. "für Deutschland das Gebet, das Hr. "Watelet an die himmlische Venus abschickt:" bald befielt er den Fürsten im Namen der Nach- kommenschaft, wenn sie Münzen schlagen lassen, Longin zu lesen. "Der Abt Böhmer und" jene geistreiche Engländerinn Montague: Spanheim und ein französischer Landjunker: Young in seinen Nachtgedanken und Lucian, und "ein witziger "Mann, der Abt Trublet" -- auf zwei Blätter- chen a) kommt diese seltne Gesellschaft zusammen, und drückt sich so auf einander, daß der Verf. mit einmal "ermüdet von Scholiasten und gesättigt mit "der Gelehrsamkeit stolzer Kunstrichter, in Lessings, "Weißens, Duschens, Uzens und Hagedorns "Schriften Erquickung sucht, von furchtbaren Fo- "lianten in die lieblichen Umarmungen des freund- "schaftlichen Gleims flieht, oder bewundert in "den Schriften des Patrioten Mosers erhabne Züge "der deutschen Redlichkeit." O wenn einst Grie- chen a) S. 98. 99.
Kritiſche Waͤlder. „liche Mengs, bald ein Mann, welcher die tiefen„Einſichten, und alle Eigenſchaften eines großen „Genies durch ſein Menſchenfreundliches und tu- „gendhaftes Herz veredelt, und von welchem man „ſagen kann, daß ſeine Schriften die Schilderung „des liebenswuͤrdigſten Mannes ſind„ bald Hr. von Voltaire in ſeinem temple du gout: bald thut der Verf. „fuͤr Deutſchland das Gebet, das Hr. „Watelet an die himmliſche Venus abſchickt:„ bald befielt er den Fuͤrſten im Namen der Nach- kommenſchaft, wenn ſie Muͤnzen ſchlagen laſſen, Longin zu leſen. „Der Abt Boͤhmer und„ jene geiſtreiche Englaͤnderinn Montague: Spanheim und ein franzoͤſiſcher Landjunker: Young in ſeinen Nachtgedanken und Lucian, und „ein witziger „Mann, der Abt Trublet„ — auf zwei Blaͤtter- chen a) kommt dieſe ſeltne Geſellſchaft zuſammen, und druͤckt ſich ſo auf einander, daß der Verf. mit einmal „ermuͤdet von Scholiaſten und geſaͤttigt mit „der Gelehrſamkeit ſtolzer Kunſtrichter, in Leſſings, „Weißens, Duſchens, Uzens und Hagedorns „Schriften Erquickung ſucht, von furchtbaren Fo- „lianten in die lieblichen Umarmungen des freund- „ſchaftlichen Gleims flieht, oder bewundert in „den Schriften des Patrioten Moſers erhabne Zuͤge „der deutſchen Redlichkeit.„ O wenn einſt Grie- chen a) S. 98. 99.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0028" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> „liche <hi rendition="#fr">Mengs,</hi> bald ein Mann, welcher <hi rendition="#fr">die</hi> tiefen<lb/> „Einſichten, und alle Eigenſchaften eines großen<lb/> „Genies durch ſein Menſchenfreundliches und tu-<lb/> „gendhaftes Herz veredelt, und von welchem man<lb/> „ſagen kann, daß ſeine Schriften die Schilderung<lb/> „des liebenswuͤrdigſten Mannes ſind„ bald Hr.<lb/> von Voltaire in ſeinem <hi rendition="#aq">temple du gout:</hi> bald thut<lb/> der Verf. „fuͤr Deutſchland das Gebet, das Hr.<lb/> „Watelet an die himmliſche Venus abſchickt:„<lb/> bald befielt er den Fuͤrſten im Namen der Nach-<lb/> kommenſchaft, wenn ſie Muͤnzen ſchlagen laſſen,<lb/> Longin zu leſen. „Der Abt Boͤhmer und„ jene<lb/> geiſtreiche Englaͤnderinn Montague: Spanheim und<lb/> ein franzoͤſiſcher Landjunker: Young in ſeinen<lb/> Nachtgedanken und Lucian, und „ein witziger<lb/> „Mann, der Abt Trublet„ — auf zwei Blaͤtter-<lb/> chen <note place="foot" n="a)">S. 98. 99.</note> kommt dieſe ſeltne Geſellſchaft zuſammen,<lb/> und druͤckt ſich ſo auf einander, daß der Verf. mit<lb/> einmal „ermuͤdet von Scholiaſten und geſaͤttigt mit<lb/> „der Gelehrſamkeit ſtolzer Kunſtrichter, in Leſſings,<lb/> „Weißens, Duſchens, <hi rendition="#fr">Uzens</hi> und <hi rendition="#fr">Hagedorns</hi><lb/> „Schriften Erquickung ſucht, von furchtbaren Fo-<lb/> „lianten in die lieblichen Umarmungen des freund-<lb/> „ſchaftlichen <hi rendition="#fr">Gleims</hi> flieht, oder bewundert in<lb/> „den Schriften des Patrioten Moſers erhabne Zuͤge<lb/> „der deutſchen Redlichkeit.„ O wenn einſt Grie-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0028]
Kritiſche Waͤlder.
„liche Mengs, bald ein Mann, welcher die tiefen
„Einſichten, und alle Eigenſchaften eines großen
„Genies durch ſein Menſchenfreundliches und tu-
„gendhaftes Herz veredelt, und von welchem man
„ſagen kann, daß ſeine Schriften die Schilderung
„des liebenswuͤrdigſten Mannes ſind„ bald Hr.
von Voltaire in ſeinem temple du gout: bald thut
der Verf. „fuͤr Deutſchland das Gebet, das Hr.
„Watelet an die himmliſche Venus abſchickt:„
bald befielt er den Fuͤrſten im Namen der Nach-
kommenſchaft, wenn ſie Muͤnzen ſchlagen laſſen,
Longin zu leſen. „Der Abt Boͤhmer und„ jene
geiſtreiche Englaͤnderinn Montague: Spanheim und
ein franzoͤſiſcher Landjunker: Young in ſeinen
Nachtgedanken und Lucian, und „ein witziger
„Mann, der Abt Trublet„ — auf zwei Blaͤtter-
chen a) kommt dieſe ſeltne Geſellſchaft zuſammen,
und druͤckt ſich ſo auf einander, daß der Verf. mit
einmal „ermuͤdet von Scholiaſten und geſaͤttigt mit
„der Gelehrſamkeit ſtolzer Kunſtrichter, in Leſſings,
„Weißens, Duſchens, Uzens und Hagedorns
„Schriften Erquickung ſucht, von furchtbaren Fo-
„lianten in die lieblichen Umarmungen des freund-
„ſchaftlichen Gleims flieht, oder bewundert in
„den Schriften des Patrioten Moſers erhabne Zuͤge
„der deutſchen Redlichkeit.„ O wenn einſt Grie-
chen
a) S. 98. 99.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |