erfreuet! wie herzlich sie geweint! wie herzlich sie sich erbaut! u. s. w.
"Sein Hochzeitstag war der vierzehnte Ju- "nius. Wobei er das insonderheit wunderbar "fand (mirabile illud sibi videri, aliquoties "dixit) daß ihm eine Braut eben des Namens, "als sein Freund, der berühmte Saxe, führet, be- "scheret gewesen, ob diese gleich mit jenem in kei- "ner Verwandschaft stünde." Spotten möchte ich nicht gern, und insonderheit nicht über eine Freude der heiligen Ehe. Allein das Bewunde- rungswürdige darinn, daß ein Professor Saxe in Utrecht lebt, und daß Hr. Klotz eine Jungfer Sachsen in Göttingen heirathet, dies Wunder- bare sei nun ein oft wiederholtes Wortspiel, (ali- quoties dictum) oder ein galantes Kompliment in der Brautkammer, oder ein artiger Einfall im Hochzeitsschreiben an Hrn. Prof. Saxe in Utrecht, oder endlich eine tiefe Betrachtung über die wun- derbaren Führungen Gottes mit seinen Kindern -- in keinem Betrachte scheint es mir des Herrn, der den Einfall hatte, und des Hrn. der den Ein- fall, als einen Brocken von Hochzeitreden, auf- schrieb, würdig.
Und so gehts in ein chronologisches Bücher- verzeichniß mit beygesetzten Zeitungsurtheilen ge-
stempelt:
Kritiſche Waͤlder.
erfreuet! wie herzlich ſie geweint! wie herzlich ſie ſich erbaut! u. ſ. w.
„Sein Hochzeitstag war der vierzehnte Ju- „nius. Wobei er das inſonderheit wunderbar „fand (mirabile illud ſibi videri, aliquoties „dixit) daß ihm eine Braut eben des Namens, „als ſein Freund, der beruͤhmte Saxe, fuͤhret, be- „ſcheret geweſen, ob dieſe gleich mit jenem in kei- „ner Verwandſchaft ſtuͤnde.„ Spotten moͤchte ich nicht gern, und inſonderheit nicht uͤber eine Freude der heiligen Ehe. Allein das Bewunde- rungswuͤrdige darinn, daß ein Profeſſor Saxe in Utrecht lebt, und daß Hr. Klotz eine Jungfer Sachſen in Goͤttingen heirathet, dies Wunder- bare ſei nun ein oft wiederholtes Wortſpiel, (ali- quoties dictum) oder ein galantes Kompliment in der Brautkammer, oder ein artiger Einfall im Hochzeitsſchreiben an Hrn. Prof. Saxe in Utrecht, oder endlich eine tiefe Betrachtung uͤber die wun- derbaren Fuͤhrungen Gottes mit ſeinen Kindern — in keinem Betrachte ſcheint es mir des Herrn, der den Einfall hatte, und des Hrn. der den Ein- fall, als einen Brocken von Hochzeitreden, auf- ſchrieb, wuͤrdig.
Und ſo gehts in ein chronologiſches Buͤcher- verzeichniß mit beygeſetzten Zeitungsurtheilen ge-
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Kritiſche Waͤlder.
erfreuet! wie herzlich ſie geweint! wie herzlich
ſie ſich erbaut! u. ſ. w.
„Sein Hochzeitstag war der vierzehnte Ju-
„nius. Wobei er das inſonderheit wunderbar
„fand (mirabile illud ſibi videri, aliquoties
„dixit) daß ihm eine Braut eben des Namens,
„als ſein Freund, der beruͤhmte Saxe, fuͤhret, be-
„ſcheret geweſen, ob dieſe gleich mit jenem in kei-
„ner Verwandſchaft ſtuͤnde.„ Spotten moͤchte
ich nicht gern, und inſonderheit nicht uͤber eine
Freude der heiligen Ehe. Allein das Bewunde-
rungswuͤrdige darinn, daß ein Profeſſor Saxe in
Utrecht lebt, und daß Hr. Klotz eine Jungfer
Sachſen in Goͤttingen heirathet, dies Wunder-
bare ſei nun ein oft wiederholtes Wortſpiel, (ali-
quoties dictum) oder ein galantes Kompliment
in der Brautkammer, oder ein artiger Einfall im
Hochzeitsſchreiben an Hrn. Prof. Saxe in Utrecht,
oder endlich eine tiefe Betrachtung uͤber die wun-
derbaren Fuͤhrungen Gottes mit ſeinen Kindern —
in keinem Betrachte ſcheint es mir des Herrn,
der den Einfall hatte, und des Hrn. der den Ein-
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Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 3. Riga, 1769, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische03_1769/132>, abgerufen am 15.08.2024.
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