Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.Kritische Wälder. Wer aber kein Odengenie ist? der soll wenig- 7. Jch schließe, und finde nöthig, folgendes hinzu zu schrie-
Kritiſche Waͤlder. Wer aber kein Odengenie iſt? der ſoll wenig- 7. Jch ſchließe, und finde noͤthig, folgendes hinzu zu ſchrie-
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Kritiſche Waͤlder.
Wer aber kein Odengenie iſt? der ſoll wenig-
ſtens ein Juͤngling von Geſchmacke werden. So
ſang der Roͤmer, das iſt ſeine Welt; ſo wir nicht
— wer hat Vorzuͤge? So ſang Horaz: das iſt ſein
Wortbau, ſeine Lieblingsgegenſtaͤnde, ſeine beſten
Uebergaͤnge, die Compoſition ſeiner Gemaͤlde, die
Einpflanzung derſelben in dies und jenes Sylben-
maaß: dies waͤhlt er jetzt, dies irgendwo anders.
Nun endlich — wie ausgeſucht Alles! Gedanke,
Wendung, Ausdruck, Wort! das iſt ſeine Manier,
das iſt mein lieber Horaz! — Und wenn mein
Juͤngling auch von der Kritik Profeſſion machte:
wenn ich ihm auch nachher vollſtaͤndiges kritiſches
Geraͤth zur Hand legte, und die vornehmſten Ab-
wege der Kritiker zeigte — niemals weiche er doch
aus dem Gleiſe, aus der Odenilluſion des Dichters
— — Wie weit ſich Herr Klotz mit ſeinen bis-
herigen horaziſchen Werkchen um dieſe verdient
gemacht, beurtheile ein andrer.
7.
Jch ſchließe, und finde noͤthig, folgendes hinzu zu
ſetzen. Freilich habe ich diesmal, ſtatt in kritiſchen
Waͤldern, oft in kritiſchen nugis herumwandeln
muͤſſen: allein warum ſchreibt Hr. Klotz ſolche am
liebſten? warum hat er faſt nichts, als ſolche, ge-
ſchrie-
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