Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769.

Bild:
<< vorherige Seite

Zweites Wäldchen.
"nes gehörte, durch die Arbeit andrer unterstützt,
"nichts missen dörften. -- -- Bei Wiederauf-
"lebung der Wissenschaften fanden sich Gelehrte, die
"durch weitläuftige, und nach dem Geschmacke der
"damaligen Zeit, weit und breit belesene Vorlesun-
"gen die alten Schriftsteller erklärten. Des Man-
"cinelli, Pomponii, Beroaldi, Calderini, Ascen-
"sii
Vorlesungen wurden mit großem Fleiße gehö-
"ret, und noch jetzt füllen ihre Bände ganze Bi-
"bliotheken. Vor andern ist hier die Mühsamkeit
"des Nic. Perotti bekannt, der, um Ein Buch Mar-
"tials zu erklären, ganze Schätze lateinischer Spra-
"che und Gelehrsamkeit ausschüttete, und ein Cor-
"nu copiae
gab, aus dem fast alles gesammlet wer-
"den kann, was man jetzt aus Wörterbüchern
"sammlet, und aus dem sich auch die Wörterbü-
"cher sehr bereichert. -- -- Nachher gab Sal-
"masius uns sein ungeheueres Werk über den Soli-
"nus; in dem er aber weder mit Gelehrsamkeit,
"noch Digressionen Maß wußte u. s. w. -- --
"Dieser Gewohnheit folgen oft die Lehrer der Phi-
"lologie, die zur Erklärung eines Buchs, so viel
"sie nur können, den größten Apparat von Gelehr-
"samkeit zusammentragen, und nichts unangeführt
"lassen, was sich nur einiger maßen, auch nur durch
"Umschweife, dahin wohlkönnte ziehen lassen. Feb-
"len einigen hiezu eingesammlete Hülfsmittel --
"ei! die nehmen die Commentarios anderer, Wör-

"terbü-
Q 5

Zweites Waͤldchen.
„nes gehoͤrte, durch die Arbeit andrer unterſtuͤtzt,
„nichts miſſen doͤrften. — — Bei Wiederauf-
„lebung der Wiſſenſchaften fanden ſich Gelehrte, die
„durch weitlaͤuftige, und nach dem Geſchmacke der
„damaligen Zeit, weit und breit beleſene Vorleſun-
„gen die alten Schriftſteller erklaͤrten. Des Man-
„cinelli, Pomponii, Beroaldi, Calderini, Aſcen-
„ſii
Vorleſungen wurden mit großem Fleiße gehoͤ-
„ret, und noch jetzt fuͤllen ihre Baͤnde ganze Bi-
„bliotheken. Vor andern iſt hier die Muͤhſamkeit
„des Nic. Perotti bekannt, der, um Ein Buch Mar-
„tials zu erklaͤren, ganze Schaͤtze lateiniſcher Spra-
„che und Gelehrſamkeit ausſchuͤttete, und ein Cor-
„nu copiæ
gab, aus dem faſt alles geſammlet wer-
„den kann, was man jetzt aus Woͤrterbuͤchern
„ſammlet, und aus dem ſich auch die Woͤrterbuͤ-
„cher ſehr bereichert. — — Nachher gab Sal-
„maſius uns ſein ungeheueres Werk uͤber den Soli-
„nus; in dem er aber weder mit Gelehrſamkeit,
„noch Digreſſionen Maß wußte u. ſ. w. — —
„Dieſer Gewohnheit folgen oft die Lehrer der Phi-
„lologie, die zur Erklaͤrung eines Buchs, ſo viel
„ſie nur koͤnnen, den groͤßten Apparat von Gelehr-
„ſamkeit zuſammentragen, und nichts unangefuͤhrt
„laſſen, was ſich nur einiger maßen, auch nur durch
„Umſchweife, dahin wohlkoͤnnte ziehen laſſen. Feb-
„len einigen hiezu eingeſammlete Huͤlfsmittel —
„ei! die nehmen die Commentarios anderer, Woͤr-

„terbuͤ-
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0255" n="249"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zweites Wa&#x0364;ldchen.</hi></fw><lb/>
&#x201E;nes geho&#x0364;rte, durch die Arbeit andrer unter&#x017F;tu&#x0364;tzt,<lb/>
&#x201E;nichts mi&#x017F;&#x017F;en do&#x0364;rften. &#x2014; &#x2014; Bei Wiederauf-<lb/>
&#x201E;lebung der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften fanden &#x017F;ich Gelehrte, die<lb/>
&#x201E;durch weitla&#x0364;uftige, und nach dem Ge&#x017F;chmacke der<lb/>
&#x201E;damaligen Zeit, weit und breit bele&#x017F;ene Vorle&#x017F;un-<lb/>
&#x201E;gen die alten Schrift&#x017F;teller erkla&#x0364;rten. Des <hi rendition="#aq">Man-<lb/>
&#x201E;cinelli, Pomponii, Beroaldi, Calderini, A&#x017F;cen-<lb/>
&#x201E;&#x017F;ii</hi> Vorle&#x017F;ungen wurden mit großem Fleiße geho&#x0364;-<lb/>
&#x201E;ret, und noch jetzt fu&#x0364;llen ihre Ba&#x0364;nde ganze Bi-<lb/>
&#x201E;bliotheken. Vor andern i&#x017F;t hier die Mu&#x0364;h&#x017F;amkeit<lb/>
&#x201E;des <hi rendition="#aq">Nic. Perotti</hi> bekannt, der, um Ein Buch Mar-<lb/>
&#x201E;tials zu erkla&#x0364;ren, ganze Scha&#x0364;tze lateini&#x017F;cher Spra-<lb/>
&#x201E;che und Gelehr&#x017F;amkeit aus&#x017F;chu&#x0364;ttete, und ein <hi rendition="#aq">Cor-<lb/>
&#x201E;nu copiæ</hi> gab, aus dem fa&#x017F;t alles ge&#x017F;ammlet wer-<lb/>
&#x201E;den kann, was man jetzt aus Wo&#x0364;rterbu&#x0364;chern<lb/>
&#x201E;&#x017F;ammlet, und aus dem &#x017F;ich auch die Wo&#x0364;rterbu&#x0364;-<lb/>
&#x201E;cher &#x017F;ehr bereichert. &#x2014; &#x2014; Nachher gab Sal-<lb/>
&#x201E;ma&#x017F;ius uns &#x017F;ein ungeheueres Werk u&#x0364;ber den Soli-<lb/>
&#x201E;nus; in dem er aber weder mit Gelehr&#x017F;amkeit,<lb/>
&#x201E;noch Digre&#x017F;&#x017F;ionen Maß wußte u. &#x017F;. w. &#x2014; &#x2014;<lb/>
&#x201E;Die&#x017F;er Gewohnheit folgen oft die Lehrer der Phi-<lb/>
&#x201E;lologie, die zur Erkla&#x0364;rung eines Buchs, &#x017F;o viel<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie nur ko&#x0364;nnen, den gro&#x0364;ßten Apparat von Gelehr-<lb/>
&#x201E;&#x017F;amkeit zu&#x017F;ammentragen, und nichts unangefu&#x0364;hrt<lb/>
&#x201E;la&#x017F;&#x017F;en, was &#x017F;ich nur einiger maßen, auch nur durch<lb/>
&#x201E;Um&#x017F;chweife, dahin wohlko&#x0364;nnte ziehen la&#x017F;&#x017F;en. Feb-<lb/>
&#x201E;len einigen hiezu einge&#x017F;ammlete Hu&#x0364;lfsmittel &#x2014;<lb/>
&#x201E;ei! die nehmen die <hi rendition="#aq">Commentarios</hi> anderer, Wo&#x0364;r-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;terbu&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0255] Zweites Waͤldchen. „nes gehoͤrte, durch die Arbeit andrer unterſtuͤtzt, „nichts miſſen doͤrften. — — Bei Wiederauf- „lebung der Wiſſenſchaften fanden ſich Gelehrte, die „durch weitlaͤuftige, und nach dem Geſchmacke der „damaligen Zeit, weit und breit beleſene Vorleſun- „gen die alten Schriftſteller erklaͤrten. Des Man- „cinelli, Pomponii, Beroaldi, Calderini, Aſcen- „ſii Vorleſungen wurden mit großem Fleiße gehoͤ- „ret, und noch jetzt fuͤllen ihre Baͤnde ganze Bi- „bliotheken. Vor andern iſt hier die Muͤhſamkeit „des Nic. Perotti bekannt, der, um Ein Buch Mar- „tials zu erklaͤren, ganze Schaͤtze lateiniſcher Spra- „che und Gelehrſamkeit ausſchuͤttete, und ein Cor- „nu copiæ gab, aus dem faſt alles geſammlet wer- „den kann, was man jetzt aus Woͤrterbuͤchern „ſammlet, und aus dem ſich auch die Woͤrterbuͤ- „cher ſehr bereichert. — — Nachher gab Sal- „maſius uns ſein ungeheueres Werk uͤber den Soli- „nus; in dem er aber weder mit Gelehrſamkeit, „noch Digreſſionen Maß wußte u. ſ. w. — — „Dieſer Gewohnheit folgen oft die Lehrer der Phi- „lologie, die zur Erklaͤrung eines Buchs, ſo viel „ſie nur koͤnnen, den groͤßten Apparat von Gelehr- „ſamkeit zuſammentragen, und nichts unangefuͤhrt „laſſen, was ſich nur einiger maßen, auch nur durch „Umſchweife, dahin wohlkoͤnnte ziehen laſſen. Feb- „len einigen hiezu eingeſammlete Huͤlfsmittel — „ei! die nehmen die Commentarios anderer, Woͤr- „terbuͤ- Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/255
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kritische Wälder. Bd. 2. Riga, 1769, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_kritische02_1769/255>, abgerufen am 23.11.2024.