[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Erstes Wäldchen. der eisenfressende trojanische Mars. So dichtetmein Homer. Und so hält also die so einnehmende leßingsche hat- leer a) Laok. p. 4. -- 9. b) Laok. p. 9. c) Daß Ho- mers Helden nicht bei andrer Gelegenheit das Schreien, ein tapfres riesenmäßiges Geschrei, eigen gewesen, leugne ich nicht; wo gehört das aber hieher? d) Hr. Klotz
Erſtes Waͤldchen. der eiſenfreſſende trojaniſche Mars. So dichtetmein Homer. Und ſo haͤlt alſo die ſo einnehmende leßingſche hat- leer a) Laok. p. 4. — 9. b) Laok. p. 9. c) Daß Ho- mers Helden nicht bei andrer Gelegenheit das Schreien, ein tapfres rieſenmaͤßiges Geſchrei, eigen geweſen, leugne ich nicht; wo gehoͤrt das aber hieher? d) Hr. Klotz
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0035" n="29"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erſtes Waͤldchen.</hi></fw><lb/> der eiſenfreſſende trojaniſche Mars. So dichtet<lb/> mein Homer.</p><lb/> <p>Und ſo haͤlt alſo die ſo einnehmende leßingſche<lb/> Betrachtung <note place="foot" n="a)">Laok. p. 4. — 9.</note> uͤber die Empfindbarkeit der Grie-<lb/> chen, und den Kontraſt derſelben gegen rohe Bar-<lb/> barn, und ſeine Europaͤer nicht Stich? Die Em-<lb/> pfindbarkeit zum Schmerzen bei einem koͤrperlichen<lb/> Schmerze nicht wohl, wenigſtens nicht als homeri-<lb/> ſcher Heldenzug, nicht allgemein, nicht als noth-<lb/> wendiges Kennzeichen der menſchlichen Empfindung.<lb/> Giebts aber keine andre Empfindbarkeit zu Thraͤ-<lb/> nen, und auch zu lauten, zu klagenden Thraͤnen,<lb/> als koͤrperlicher Schmerz? Ohne Zweifel, und eben<lb/> dieſe Empfindbarkeit, wenn ſie ein Vorzug der<lb/> Griechen waͤre, macht ihnen zwar mehr Ehre; al-<lb/> lein die Abhandlung daruͤber waͤre offenbar eine<lb/> Ausſchweifung von dem Satze, den Hr. L. glaubt er-<lb/> wieſen zu haben <note place="foot" n="b)">Laok. p. 9.</note> „daß das Schreien <note place="foot" n="c)">Daß Ho-<lb/> mers Helden nicht bei andrer Gelegenheit das Schreien,<lb/> ein tapfres rieſenmaͤßiges Geſchrei, eigen geweſen, leugne<lb/> ich nicht; wo gehoͤrt das aber hieher?</note> bei Em-<lb/> „pfindung koͤrperlichen Schmerzes, beſonders nach<lb/> „der alten griechiſchen Denkart, gar wohl mit ei-<lb/> „ner großen Seele beſtehen kann;„ ein ſeltner Satz,<lb/> der im erſten Abſchnitt, auch eben ſo ſelten, mit ei-<lb/> ner Armee von weinenden Helden, die ich im Homer<lb/> nicht kenne, bewieſen wird <note xml:id="f01" next="#f02" place="foot" n="d)">Hr. Klotz</note>.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hat-</fw>Um alſo doch nicht<lb/> <fw place="bottom" type="catch">leer</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0035]
Erſtes Waͤldchen.
der eiſenfreſſende trojaniſche Mars. So dichtet
mein Homer.
Und ſo haͤlt alſo die ſo einnehmende leßingſche
Betrachtung a) uͤber die Empfindbarkeit der Grie-
chen, und den Kontraſt derſelben gegen rohe Bar-
barn, und ſeine Europaͤer nicht Stich? Die Em-
pfindbarkeit zum Schmerzen bei einem koͤrperlichen
Schmerze nicht wohl, wenigſtens nicht als homeri-
ſcher Heldenzug, nicht allgemein, nicht als noth-
wendiges Kennzeichen der menſchlichen Empfindung.
Giebts aber keine andre Empfindbarkeit zu Thraͤ-
nen, und auch zu lauten, zu klagenden Thraͤnen,
als koͤrperlicher Schmerz? Ohne Zweifel, und eben
dieſe Empfindbarkeit, wenn ſie ein Vorzug der
Griechen waͤre, macht ihnen zwar mehr Ehre; al-
lein die Abhandlung daruͤber waͤre offenbar eine
Ausſchweifung von dem Satze, den Hr. L. glaubt er-
wieſen zu haben b) „daß das Schreien c) bei Em-
„pfindung koͤrperlichen Schmerzes, beſonders nach
„der alten griechiſchen Denkart, gar wohl mit ei-
„ner großen Seele beſtehen kann;„ ein ſeltner Satz,
der im erſten Abſchnitt, auch eben ſo ſelten, mit ei-
ner Armee von weinenden Helden, die ich im Homer
nicht kenne, bewieſen wird d).
hat-Um alſo doch nicht
leer
a) Laok. p. 4. — 9.
b) Laok. p. 9.
c) Daß Ho-
mers Helden nicht bei andrer Gelegenheit das Schreien,
ein tapfres rieſenmaͤßiges Geſchrei, eigen geweſen, leugne
ich nicht; wo gehoͤrt das aber hieher?
d) Hr. Klotz
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |