[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Kritische Wälder. Coexistenten, diese nie aus der Succession: denn bei-de sind die natürlichen Mittel ihrer Wirkung. Bei der Poesie aber ist der Auftritt geändert. Der Grund ist wankend: wie wird das Gebäu- auf a) Laok. p. 153.
Kritiſche Waͤlder. Coexiſtenten, dieſe nie aus der Succeſſion: denn bei-de ſind die natuͤrlichen Mittel ihrer Wirkung. Bei der Poeſie aber iſt der Auftritt geaͤndert. Der Grund iſt wankend: wie wird das Gebaͤu- auf a) Laok. p. 153.
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Kritiſche Waͤlder.
Coexiſtenten, dieſe nie aus der Succeſſion: denn bei-
de ſind die natuͤrlichen Mittel ihrer Wirkung.
Bei der Poeſie aber iſt der Auftritt geaͤndert.
Hier iſt das Natuͤrliche in den Zeichen, z. E. Buch-
ſtaben, Klang, Tonfolge, zur Wirkung der Poeſie
wenig oder nichts: der Sinn, der durch eine will-
kuͤhrliche Uebereinſtimmung in den Worten liegt,
die Seele, die den artikulirten Toͤnen einwohnet, iſt
alles. Die Succeſſion der Toͤne kann der Poeſie
nicht ſo weſentlich berechnet werden, als der Male-
rei das Coexiſtiren der Farben; „denn die Zeichen
„haben gar nicht einerlei Verhaͤltniß zu der bezeich-
„neten Sache a).„
Der Grund iſt wankend: wie wird das Gebaͤu-
de ſeyn? Ehe wir dieſes ſehen, laſſet uns jenen erſt
auf andre Art ſichern. Malerei wirkt im Rau-
me, und durch eine kuͤnſtliche Vorſtellung des
Raums. Muſik, und alle energiſche Kuͤnſte wir-
ken nicht blos in, ſondern auch durch die Zeitfolge
durch einen kuͤnſtlichen Zeitwechſel der Toͤne. Lie-
ße ſich nicht das Weſen der Poeſie auch auf einen
ſolchen Hauptbegriff bringen, da ſie durch willkuͤhr-
liche Zeichen, durch den Sinn der Worte auf die
Seele wirkt? Wir wollen das Mittel dieſer Wir-
kung Kraft nennen: und ſo, wie in der Metaphy-
ſik Raum, Zeit und Kraft drei Grundbegriffe
ſind, wie die mathematiſchen Wiſſenſchaften ſich alle
auf
a) Laok. p. 153.
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