[Herder, Johann Gottfried von]: Kritische Wälder. Bd. 1. [Riga], 1769.Kritische Wälder. dem Verwundbarseyn durch seine Natur a),und schließe gerade hin: ein verwundbarer Körper muß auch ein durch seine Natur nicht unsichtbarer Körper seyn: wenn unser Auge ihn der Natur dessel- ben nach nicht treffen könnte; wie könnte nach der Natur des Götterleibes meine Hand ihn treffen? Warum aber Minerva dem Diomedes erst den derba- a) Auch Götter gegen Götter sind verwundbar, und Ju- piter läßt der Juno und Minerva drohen, daß, wenn sie nicht zurückwichen, er sie auf zehn Jahre lang un- heilbar verwunden wolle. Th 464. 475. b) Iliad. E. v. 116. -- 130. c) Neptun. (Iliad. N. 45.) eisamenos K[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] lkhanti -- Mi-
nerva (Iliad. Kh. 227.) Deiphobo eikuia -- (Iliad. d. 86. 87. E de andri ikele Laodoko &c. Kritiſche Waͤlder. dem Verwundbarſeyn durch ſeine Natur a),und ſchließe gerade hin: ein verwundbarer Koͤrper muß auch ein durch ſeine Natur nicht unſichtbarer Koͤrper ſeyn: wenn unſer Auge ihn der Natur deſſel- ben nach nicht treffen koͤnnte; wie koͤnnte nach der Natur des Goͤtterleibes meine Hand ihn treffen? Warum aber Minerva dem Diomedes erſt den derba- a) Auch Goͤtter gegen Goͤtter ſind verwundbar, und Ju- piter laͤßt der Juno und Minerva drohen, daß, wenn ſie nicht zuruͤckwichen, er ſie auf zehn Jahre lang un- heilbar verwunden wolle. Θ 464. 475. b) Iliad. Ε. v. 116. — 130. c) Neptun. (Iliad. Ν. 45.) εισαμενος Κ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] λχαντι — Mi-
nerva (Iliad. Χ. 227.) Δηϊφοβω εικυῖα — (Iliad. δ. 86. 87. Η δε ανδρι ικελη Λαοδοκω &c. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0170" n="164"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kritiſche Waͤlder.</hi></fw><lb/> dem <hi rendition="#fr">Verwundbarſeyn durch ſeine Natur</hi> <note place="foot" n="a)">Auch Goͤtter gegen Goͤtter ſind verwundbar, und Ju-<lb/> piter laͤßt der Juno und Minerva drohen, daß, wenn<lb/> ſie nicht zuruͤckwichen, er ſie <hi rendition="#fr">auf zehn Jahre</hi> lang un-<lb/> heilbar verwunden wolle. Θ 464. 475.</note>,<lb/> und ſchließe gerade hin: ein verwundbarer Koͤrper<lb/> muß auch ein durch ſeine Natur nicht unſichtbarer<lb/> Koͤrper ſeyn: wenn unſer Auge ihn der Natur deſſel-<lb/> ben nach nicht treffen koͤnnte; wie koͤnnte <hi rendition="#fr">nach der<lb/> Natur des Goͤtterleibes</hi> meine Hand ihn treffen?</p><lb/> <p>Warum aber Minerva dem Diomedes erſt den<lb/> Nebel von den Augen nehmen mußte, um Goͤtter<lb/> und Menſchen in der Schlacht zu unterſcheiden <note place="foot" n="b)"><hi rendition="#aq">Iliad.</hi> Ε. <hi rendition="#aq">v.</hi> 116. — 130.</note>?<lb/> Jch kann gerade weg ſagen: weil er poetiſch einen<lb/> Nebel vor den Augen hatte; allein ich will Homer<lb/> proſaiſch erklaͤren. Wenn die homeriſchen Goͤtter<lb/> unmittelbar auf Menſchen, und mit Menſchen wir-<lb/> ken; z. E. Streiten, Kaͤmpfen, Pferdelenken, kurz,<lb/> menſchliche Thaten thun wollen: ſo nehmen ſie durch-<lb/> gaͤngig bei Homer auch bloß menſchliche Geſtalten<lb/> an: es heißt alsdenn jedesmal bei Homer: „er<lb/> „gleichte ſich dieſem, oder jenem Helden <note place="foot" n="c)"><hi rendition="#aq">Neptun. (Iliad.</hi> Ν. 45.) εισαμενος Κ<gap reason="fm" unit="chars"/> λχαντι — <hi rendition="#aq">Mi-<lb/> nerva (Iliad.</hi> Χ. 227.) Δηϊφοβω εικυῖα — (<hi rendition="#aq">Iliad.</hi> δ.<lb/> 86. 87. Η δε ανδρι ικελη Λαοδοκω <hi rendition="#aq">&c.</hi></note>.„ Und<lb/> freilich in dieſer Gleichung war der Gott nicht zu<lb/> erkennen: denn er war menſchlich eingekleidet: nur<lb/> aus den uͤbermenſchlichen Thaten, aus voͤllig wun-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">derba-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0170]
Kritiſche Waͤlder.
dem Verwundbarſeyn durch ſeine Natur a),
und ſchließe gerade hin: ein verwundbarer Koͤrper
muß auch ein durch ſeine Natur nicht unſichtbarer
Koͤrper ſeyn: wenn unſer Auge ihn der Natur deſſel-
ben nach nicht treffen koͤnnte; wie koͤnnte nach der
Natur des Goͤtterleibes meine Hand ihn treffen?
Warum aber Minerva dem Diomedes erſt den
Nebel von den Augen nehmen mußte, um Goͤtter
und Menſchen in der Schlacht zu unterſcheiden b)?
Jch kann gerade weg ſagen: weil er poetiſch einen
Nebel vor den Augen hatte; allein ich will Homer
proſaiſch erklaͤren. Wenn die homeriſchen Goͤtter
unmittelbar auf Menſchen, und mit Menſchen wir-
ken; z. E. Streiten, Kaͤmpfen, Pferdelenken, kurz,
menſchliche Thaten thun wollen: ſo nehmen ſie durch-
gaͤngig bei Homer auch bloß menſchliche Geſtalten
an: es heißt alsdenn jedesmal bei Homer: „er
„gleichte ſich dieſem, oder jenem Helden c).„ Und
freilich in dieſer Gleichung war der Gott nicht zu
erkennen: denn er war menſchlich eingekleidet: nur
aus den uͤbermenſchlichen Thaten, aus voͤllig wun-
derba-
a) Auch Goͤtter gegen Goͤtter ſind verwundbar, und Ju-
piter laͤßt der Juno und Minerva drohen, daß, wenn
ſie nicht zuruͤckwichen, er ſie auf zehn Jahre lang un-
heilbar verwunden wolle. Θ 464. 475.
b) Iliad. Ε. v. 116. — 130.
c) Neptun. (Iliad. Ν. 45.) εισαμενος Κ_ λχαντι — Mi-
nerva (Iliad. Χ. 227.) Δηϊφοβω εικυῖα — (Iliad. δ.
86. 87. Η δε ανδρι ικελη Λαοδοκω &c.
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