Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Quaranisch, ob sie mit uns ziehen wollten "Gerne, sprach Die Mutter, uns vertrauend, kämen wir. Auch fürchten wir den Weg nicht; aber sieh! Dort hab' ich drei Wildschweinchen aufgezogen, Seit ihre Mutter sie gebahr. Die müßten Umkommen, wenn wir sie verlassen, oder (Sie werden uns gewiß als Hündchen folgen) Verschmachten auf dem Wege, wenn sie sehn Das ausgebrannte Feld, darauf die Glut Der Sonne liegt." "Darüber fürchte nichts, Sprach ich, wir wollen uns im Schatten la- gern, An Bächen sie erfrischen. Kommet nur!" So kamen sie mit uns. Wir duldeten Viel auf dem langen Wege, watend jetzt Durch wilde Ströme, jetzt in Ungewittern Quaraniſch, ob ſie mit uns ziehen wollten „Gerne, ſprach Die Mutter, uns vertrauend, kaͤmen wir. Auch fuͤrchten wir den Weg nicht; aber ſieh! Dort hab' ich drei Wildſchweinchen aufgezogen, Seit ihre Mutter ſie gebahr. Die muͤßten Umkommen, wenn wir ſie verlaſſen, oder (Sie werden uns gewiß als Huͤndchen folgen) Verſchmachten auf dem Wege, wenn ſie ſehn Das ausgebrannte Feld, darauf die Glut Der Sonne liegt.“ „Daruͤber fuͤrchte nichts, Sprach ich, wir wollen uns im Schatten la- gern, An Baͤchen ſie erfriſchen. Kommet nur!“ So kamen ſie mit uns. Wir duldeten Viel auf dem langen Wege, watend jetzt Durch wilde Stroͤme, jetzt in Ungewittern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0094" n="87"/> <l><hi rendition="#g">Quaraniſch</hi>, ob ſie mit uns ziehen wollten</l><lb/> <l>Aus dieſer Wuͤſtenei, und ſchildert' ihnen</l><lb/> <l>Die gluͤcklichen, die frohen Tage, die</l><lb/> <l>Sie mit uns leben wuͤrden.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>„Gerne, ſprach</l><lb/> <l>Die Mutter, uns vertrauend, kaͤmen wir.</l><lb/> <l>Auch fuͤrchten wir den Weg nicht; aber ſieh!</l><lb/> <l>Dort hab' ich drei Wildſchweinchen aufgezogen,</l><lb/> <l>Seit ihre Mutter ſie gebahr. Die muͤßten</l><lb/> <l>Umkommen, wenn wir ſie verlaſſen, oder</l><lb/> <l>(Sie werden uns gewiß als Huͤndchen folgen)</l><lb/> <l>Verſchmachten auf dem Wege, wenn ſie ſehn</l><lb/> <l>Das ausgebrannte Feld, darauf die Glut</l><lb/> <l>Der Sonne liegt.“</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>„Daruͤber fuͤrchte nichts,</l><lb/> <l>Sprach ich, wir wollen uns im Schatten la-</l><lb/> <l>gern,</l><lb/> <l>An Baͤchen ſie erfriſchen. Kommet nur!“</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So kamen ſie mit uns. Wir duldeten</l><lb/> <l>Viel auf dem langen Wege, watend jetzt</l><lb/> <l>Durch wilde Stroͤme, jetzt in Ungewittern</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [87/0094]
Quaraniſch, ob ſie mit uns ziehen wollten
Aus dieſer Wuͤſtenei, und ſchildert' ihnen
Die gluͤcklichen, die frohen Tage, die
Sie mit uns leben wuͤrden.
„Gerne, ſprach
Die Mutter, uns vertrauend, kaͤmen wir.
Auch fuͤrchten wir den Weg nicht; aber ſieh!
Dort hab' ich drei Wildſchweinchen aufgezogen,
Seit ihre Mutter ſie gebahr. Die muͤßten
Umkommen, wenn wir ſie verlaſſen, oder
(Sie werden uns gewiß als Huͤndchen folgen)
Verſchmachten auf dem Wege, wenn ſie ſehn
Das ausgebrannte Feld, darauf die Glut
Der Sonne liegt.“
„Daruͤber fuͤrchte nichts,
Sprach ich, wir wollen uns im Schatten la-
gern,
An Baͤchen ſie erfriſchen. Kommet nur!“
So kamen ſie mit uns. Wir duldeten
Viel auf dem langen Wege, watend jetzt
Durch wilde Stroͤme, jetzt in Ungewittern
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/94>, abgerufen am 22.07.2024. |