Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.Fleiß etwas pedantisch; er wiederholte sich, Schwerlich giebts eine honettere *) Ueberhaupt hielt er von bloßen Ergötzungs-
schriften nicht viel; bei unsern Urenkeln, glaubte er, würden sie ganz außer Mode seyn. Als unter lautem Beifall ein derglei- chen Gedicht vorgelesen ward, und man ihn fragte, was er von diesem Kunstwerk denke? Eh mais, cela est encore fort beau, ant- wortete er und meinte, dies encore werde nicht ewig dauren. S. Eloge de St. Pierre von d'Alembert. Fleiß etwas pedantiſch; er wiederholte ſich, Schwerlich giebts eine honettere *) Ueberhaupt hielt er von bloßen Ergoͤtzungs-
ſchriften nicht viel; bei unſern Urenkeln, glaubte er, wuͤrden ſie ganz außer Mode ſeyn. Als unter lautem Beifall ein derglei- chen Gedicht vorgeleſen ward, und man ihn fragte, was er von dieſem Kunſtwerk denke? Eh mais, cela eſt encore fort beau, ant- wortete er und meinte, dies encore werde nicht ewig dauren. S. Eloge de St. Pierre von d'Alembert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="56"/> Fleiß etwas pedantiſch; er wiederholte ſich,<lb/> damit, wie er ſagte, wenn man ihn zehn-<lb/> mal uͤberhoͤrt haͤtte, man ihn das eilftemal<lb/> anhoͤre; er ſchrieb trocken und <hi rendition="#g">wollte</hi><lb/> nicht vergnuͤgen. <note place="foot" n="*)">Ueberhaupt hielt er von bloßen Ergoͤtzungs-<lb/> ſchriften nicht viel; bei unſern Urenkeln,<lb/> glaubte er, wuͤrden ſie ganz außer Mode<lb/> ſeyn. Als unter lautem Beifall ein derglei-<lb/> chen Gedicht vorgeleſen ward, und man ihn<lb/> fragte, was er von dieſem Kunſtwerk denke?<lb/><hi rendition="#aq">Eh mais, cela eſt <hi rendition="#g">encore</hi> fort beau,</hi> ant-<lb/> wortete er und meinte, dies <hi rendition="#aq">encore</hi> werde<lb/> nicht ewig dauren. S. <hi rendition="#aq">Eloge de St. Pierre</hi><lb/> von <hi rendition="#aq">d'Alembert.</hi></note></p><lb/> <p>Schwerlich giebts eine <hi rendition="#g">honettere</hi><lb/> Denkart, als die der Abbt <hi rendition="#g">St</hi>. <hi rendition="#g">Pierre</hi><lb/> in allen Schriften aͤußert. Allgemeine<lb/> Vernunft und Gerechtigkeit, Tugend und<lb/> Wohlthaͤtigkeit waren ihm die <hi rendition="#g">Regel</hi>,<lb/> die <hi rendition="#g">Tendenz</hi> unſres Geſchlechts und deſ-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0063]
Fleiß etwas pedantiſch; er wiederholte ſich,
damit, wie er ſagte, wenn man ihn zehn-
mal uͤberhoͤrt haͤtte, man ihn das eilftemal
anhoͤre; er ſchrieb trocken und wollte
nicht vergnuͤgen. *)
Schwerlich giebts eine honettere
Denkart, als die der Abbt St. Pierre
in allen Schriften aͤußert. Allgemeine
Vernunft und Gerechtigkeit, Tugend und
Wohlthaͤtigkeit waren ihm die Regel,
die Tendenz unſres Geſchlechts und deſ-
*) Ueberhaupt hielt er von bloßen Ergoͤtzungs-
ſchriften nicht viel; bei unſern Urenkeln,
glaubte er, wuͤrden ſie ganz außer Mode
ſeyn. Als unter lautem Beifall ein derglei-
chen Gedicht vorgeleſen ward, und man ihn
fragte, was er von dieſem Kunſtwerk denke?
Eh mais, cela eſt encore fort beau, ant-
wortete er und meinte, dies encore werde
nicht ewig dauren. S. Eloge de St. Pierre
von d'Alembert.
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/63>, abgerufen am 16.02.2025. |