Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

brechen, inneren Vorwürfen entgehen. Als
Mensch und Bürger wird er die Glückse-
ligkeit im Zeugniß seines Gewissens finden.
So bringt der Mensch die unendliche
Verschiedenheit seiner Empfin-
dungen, Gedanken, Bestrebungen
zur Einheit eines wahren, reinen,
wirksamen moralischen Charak-
ters
."

Und, darf ich dies edle Bild weiter
hinausprägen: so liegt im Menschenge-
schlecht eine unendliche Verschiedenheit von
Empfindungen, Gedanken, Bestrebungen
zur Einheit eines wahren, wirksamen,
rein-moralischen Charakters, der dem
ganzen Geschlecht gehöret
. Wie
jede Classe von Naturgeschöpfen ein eignes
Reich ausmacht, auf andre Reiche bauend,
in andre hineingreifend: so das Menschen-
geschlecht mit dem besondern und höchsten

brechen, inneren Vorwuͤrfen entgehen. Als
Menſch und Buͤrger wird er die Gluͤckſe-
ligkeit im Zeugniß ſeines Gewiſſens finden.
So bringt der Menſch die unendliche
Verſchiedenheit ſeiner Empfin-
dungen, Gedanken, Beſtrebungen
zur Einheit eines wahren, reinen,
wirkſamen moraliſchen Charak-
ters
.“

Und, darf ich dies edle Bild weiter
hinauspraͤgen: ſo liegt im Menſchenge-
ſchlecht eine unendliche Verſchiedenheit von
Empfindungen, Gedanken, Beſtrebungen
zur Einheit eines wahren, wirkſamen,
rein-moraliſchen Charakters, der dem
ganzen Geſchlecht gehoͤret
. Wie
jede Claſſe von Naturgeſchoͤpfen ein eignes
Reich ausmacht, auf andre Reiche bauend,
in andre hineingreifend: ſo das Menſchen-
geſchlecht mit dem beſondern und hoͤchſten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0214" n="207"/>
brechen, inneren Vorwu&#x0364;rfen entgehen. Als<lb/>
Men&#x017F;ch und Bu&#x0364;rger wird er die Glu&#x0364;ck&#x017F;e-<lb/>
ligkeit im Zeugniß &#x017F;eines Gewi&#x017F;&#x017F;ens finden.<lb/>
So bringt der Men&#x017F;ch <hi rendition="#g">die unendliche<lb/>
Ver&#x017F;chiedenheit &#x017F;einer Empfin-<lb/>
dungen, Gedanken, Be&#x017F;trebungen<lb/>
zur Einheit eines wahren, reinen,<lb/>
wirk&#x017F;amen morali&#x017F;chen Charak-<lb/>
ters</hi>.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Und, darf ich dies edle Bild weiter<lb/>
hinauspra&#x0364;gen: &#x017F;o liegt im Men&#x017F;chenge-<lb/>
&#x017F;chlecht eine unendliche Ver&#x017F;chiedenheit von<lb/>
Empfindungen, Gedanken, Be&#x017F;trebungen<lb/>
zur Einheit eines wahren, wirk&#x017F;amen,<lb/>
rein-morali&#x017F;chen Charakters, <hi rendition="#g">der dem<lb/>
ganzen Ge&#x017F;chlecht geho&#x0364;ret</hi>. Wie<lb/>
jede Cla&#x017F;&#x017F;e von Naturge&#x017F;cho&#x0364;pfen ein eignes<lb/>
Reich ausmacht, auf andre Reiche bauend,<lb/>
in andre hineingreifend: &#x017F;o das Men&#x017F;chen-<lb/>
ge&#x017F;chlecht mit dem be&#x017F;ondern und ho&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0214] brechen, inneren Vorwuͤrfen entgehen. Als Menſch und Buͤrger wird er die Gluͤckſe- ligkeit im Zeugniß ſeines Gewiſſens finden. So bringt der Menſch die unendliche Verſchiedenheit ſeiner Empfin- dungen, Gedanken, Beſtrebungen zur Einheit eines wahren, reinen, wirkſamen moraliſchen Charak- ters.“ Und, darf ich dies edle Bild weiter hinauspraͤgen: ſo liegt im Menſchenge- ſchlecht eine unendliche Verſchiedenheit von Empfindungen, Gedanken, Beſtrebungen zur Einheit eines wahren, wirkſamen, rein-moraliſchen Charakters, der dem ganzen Geſchlecht gehoͤret. Wie jede Claſſe von Naturgeſchoͤpfen ein eignes Reich ausmacht, auf andre Reiche bauend, in andre hineingreifend: ſo das Menſchen- geſchlecht mit dem beſondern und hoͤchſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/214
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 10. Riga, 1797, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet10_1797/214>, abgerufen am 25.11.2024.