Sprache unsres Volks und Landes gut er- zogen werden; eine sogenannte Franzö- sische Erziehung, (wie man sie auch wirklich nannte) in Deutschland muß Deutsche Gemüther nothwendig mißbilden und irre führen. Mich dünkt, dieser Satz stehe so hell da, als die Sonne am Mit- tage.
Von wem und für wen ward die Fran- zösische Sprache gebildet? Von Franzo- sen, für Franzosen. Sie druckt Begriffe und Verhältnisse aus, die in ihrer Welt, im Lauf ihres Lebens liegen; sie bezeich- net solche auf eine Weise, wie sie ihnen dort jede Situation, der flüchtige Augen- blick, und die ihnen eigne Stimmung der Seele in diesem Augenblick angiebt. Au- ßer diesem Kreise werden die Worte halb oder gar nicht verstanden, übel angewandt, oder sind, wo die Gegenstände fehlen, gar
Sprache unſres Volks und Landes gut er- zogen werden; eine ſogenannte Franzoͤ- ſiſche Erziehung, (wie man ſie auch wirklich nannte) in Deutſchland muß Deutſche Gemuͤther nothwendig mißbilden und irre fuͤhren. Mich duͤnkt, dieſer Satz ſtehe ſo hell da, als die Sonne am Mit- tage.
Von wem und fuͤr wen ward die Fran- zoͤſiſche Sprache gebildet? Von Franzo- ſen, fuͤr Franzoſen. Sie druckt Begriffe und Verhaͤltniſſe aus, die in ihrer Welt, im Lauf ihres Lebens liegen; ſie bezeich- net ſolche auf eine Weiſe, wie ſie ihnen dort jede Situation, der fluͤchtige Augen- blick, und die ihnen eigne Stimmung der Seele in dieſem Augenblick angiebt. Au- ßer dieſem Kreiſe werden die Worte halb oder gar nicht verſtanden, uͤbel angewandt, oder ſind, wo die Gegenſtaͤnde fehlen, gar
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Sprache unſres Volks und Landes gut er-
zogen werden; eine ſogenannte Franzoͤ-
ſiſche Erziehung, (wie man ſie auch
wirklich nannte) in Deutſchland muß
Deutſche Gemuͤther nothwendig mißbilden
und irre fuͤhren. Mich duͤnkt, dieſer Satz
ſtehe ſo hell da, als die Sonne am Mit-
tage.
Von wem und fuͤr wen ward die Fran-
zoͤſiſche Sprache gebildet? Von Franzo-
ſen, fuͤr Franzoſen. Sie druckt Begriffe
und Verhaͤltniſſe aus, die in ihrer Welt,
im Lauf ihres Lebens liegen; ſie bezeich-
net ſolche auf eine Weiſe, wie ſie ihnen
dort jede Situation, der fluͤchtige Augen-
blick, und die ihnen eigne Stimmung der
Seele in dieſem Augenblick angiebt. Au-
ßer dieſem Kreiſe werden die Worte halb
oder gar nicht verſtanden, uͤbel angewandt,
oder ſind, wo die Gegenſtaͤnde fehlen, gar
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/50>, abgerufen am 27.07.2024.
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