teten Sprache. Kann man der Rede über- haupt ein größeres Lob beilegen, als daß sie sich der Klarheit und Präcision, der Gewandtheit und Artigkeit befleißiget? In einer solchen Sprache wird sich Alles aus- drücken lassen. Wie sie zu unserm Ver- stande spricht, wird sie auch zu unserm Herzen zu sprechen wissen und dies, als wäre es der Verstand, sanft überreden, verständig rühren.
Als aus der alten Romanischen Spra- che die Französische sich mit ihren Schwe- stern, der Italiänischen, Castilianischen, Gallicischen u. f. bildete, zeigte sich bald ihr Charakter. Nach dem Verfall des Rö- mischen Reichs, unter den Königen des er- sten und zweiten Stammes war sie jenen ihren Schwestern noch sehr ähnlich; all- mälich aber legte sie die Fesseln, selbst der Harmonie, des Italiänisch-Castilianischen
teten Sprache. Kann man der Rede uͤber- haupt ein groͤßeres Lob beilegen, als daß ſie ſich der Klarheit und Praͤciſion, der Gewandtheit und Artigkeit befleißiget? In einer ſolchen Sprache wird ſich Alles aus- druͤcken laſſen. Wie ſie zu unſerm Ver- ſtande ſpricht, wird ſie auch zu unſerm Herzen zu ſprechen wiſſen und dies, als waͤre es der Verſtand, ſanft uͤberreden, verſtaͤndig ruͤhren.
Als aus der alten Romaniſchen Spra- che die Franzoͤſiſche ſich mit ihren Schwe- ſtern, der Italiaͤniſchen, Caſtilianiſchen, Galliciſchen u. f. bildete, zeigte ſich bald ihr Charakter. Nach dem Verfall des Roͤ- miſchen Reichs, unter den Koͤnigen des er- ſten und zweiten Stammes war ſie jenen ihren Schweſtern noch ſehr aͤhnlich; all- maͤlich aber legte ſie die Feſſeln, ſelbſt der Harmonie, des Italiaͤniſch-Caſtilianiſchen
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teten Sprache. Kann man der Rede uͤber-
haupt ein groͤßeres Lob beilegen, als daß
ſie ſich der Klarheit und Praͤciſion, der
Gewandtheit und Artigkeit befleißiget? In
einer ſolchen Sprache wird ſich Alles aus-
druͤcken laſſen. Wie ſie zu unſerm Ver-
ſtande ſpricht, wird ſie auch zu unſerm
Herzen zu ſprechen wiſſen und dies, als
waͤre es der Verſtand, ſanft uͤberreden,
verſtaͤndig ruͤhren.
Als aus der alten Romaniſchen Spra-
che die Franzoͤſiſche ſich mit ihren Schwe-
ſtern, der Italiaͤniſchen, Caſtilianiſchen,
Galliciſchen u. f. bildete, zeigte ſich bald
ihr Charakter. Nach dem Verfall des Roͤ-
miſchen Reichs, unter den Koͤnigen des er-
ſten und zweiten Stammes war ſie jenen
ihren Schweſtern noch ſehr aͤhnlich; all-
maͤlich aber legte ſie die Feſſeln, ſelbſt der
Harmonie, des Italiaͤniſch-Caſtilianiſchen
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/19>, abgerufen am 27.07.2024.
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