Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.ist. Aber die Kälte, mit der die Welt gewis- Daß Ihnen nicht Alles gefallen, was *) Auf Lob der Journale zielet dieses nicht,
sondern auf die ganze Wirkung, die L. mit seinen letzten Bemühungen zu machen hoffte, und die er freilich zu kurz nahm. Alles hat seine Wirkung gethan und wird sie thun, seine Beiträge, seine Schriften über die Frag- mente, sein Nathan; in der Hand der Vor- sehung ist nichts verlohren. Nur seine Lauf- bahn war vor der Zeit zu Ende; er ver- lechzte. iſt. Aber die Kaͤlte, mit der die Welt gewiſ- Daß Ihnen nicht Alles gefallen, was *) Auf Lob der Journale zielet dieſes nicht,
ſondern auf die ganze Wirkung, die L. mit ſeinen letzten Bemuͤhungen zu machen hoffte, und die er freilich zu kurz nahm. Alles hat ſeine Wirkung gethan und wird ſie thun, ſeine Beitraͤge, ſeine Schriften uͤber die Frag- mente, ſein Nathan; in der Hand der Vor- ſehung iſt nichts verlohren. Nur ſeine Lauf- bahn war vor der Zeit zu Ende; er ver- lechzte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="155"/> iſt. Aber die Kaͤlte, mit der die Welt gewiſ-<lb/> ſen Leuten zu bezeugen pflegt, daß ſie ihr auch<lb/> gar nichts recht machen, iſt, wenn nicht toͤd-<lb/> tend, doch erſtarrend. <note place="foot" n="*)">Auf Lob der Journale zielet dieſes nicht,<lb/> ſondern auf die ganze Wirkung, die L. mit<lb/> ſeinen letzten Bemuͤhungen zu machen hoffte,<lb/> und die er freilich zu kurz nahm. Alles hat<lb/> ſeine Wirkung gethan und wird ſie thun,<lb/> ſeine Beitraͤge, ſeine Schriften uͤber die Frag-<lb/> mente, ſein <hi rendition="#g">Nathan</hi>; in der Hand der Vor-<lb/> ſehung iſt nichts verlohren. Nur ſeine Lauf-<lb/> bahn war vor der Zeit zu Ende; er ver-<lb/> lechzte.</note></p><lb/> <p>Daß <hi rendition="#g">Ihnen nicht Alles</hi> gefallen, was<lb/> ich ſeit einiger Zeit geſchrieben, das wundert<lb/> mich gar nicht. Ihnen haͤtte gar nichts ge-<lb/> fallen muͤſſen: denn fuͤr Sie war nichts ge-<lb/> ſchrieben. Hoͤchſtens hat Sie die Erinnerung<lb/> an <hi rendition="#g">unſre beſſeren Tage</hi> noch etwa bei der<lb/> und jener Stelle taͤuſchen koͤnnen. Auch ich<lb/> war damals ein geſundes ſchlankes Baͤum-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0162]
iſt. Aber die Kaͤlte, mit der die Welt gewiſ-
ſen Leuten zu bezeugen pflegt, daß ſie ihr auch
gar nichts recht machen, iſt, wenn nicht toͤd-
tend, doch erſtarrend. *)
Daß Ihnen nicht Alles gefallen, was
ich ſeit einiger Zeit geſchrieben, das wundert
mich gar nicht. Ihnen haͤtte gar nichts ge-
fallen muͤſſen: denn fuͤr Sie war nichts ge-
ſchrieben. Hoͤchſtens hat Sie die Erinnerung
an unſre beſſeren Tage noch etwa bei der
und jener Stelle taͤuſchen koͤnnen. Auch ich
war damals ein geſundes ſchlankes Baͤum-
*) Auf Lob der Journale zielet dieſes nicht,
ſondern auf die ganze Wirkung, die L. mit
ſeinen letzten Bemuͤhungen zu machen hoffte,
und die er freilich zu kurz nahm. Alles hat
ſeine Wirkung gethan und wird ſie thun,
ſeine Beitraͤge, ſeine Schriften uͤber die Frag-
mente, ſein Nathan; in der Hand der Vor-
ſehung iſt nichts verlohren. Nur ſeine Lauf-
bahn war vor der Zeit zu Ende; er ver-
lechzte.
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/162>, abgerufen am 16.02.2025. |