Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

keiten unterhalten soll, niemand in der Welt
ungeschickter seyn kann als ich.

Was Goldoni für das italiänische Thea-
ter that, der es in Einem Jahre mit dreizehn
neuen Stücken bereicherte, das muß ich für
das deutsche zu thun folglich bleiben lassen.
Ja das würde ich bleiben lassen, wenn ich es
auch könnte. Ich bin mißtrauischer gegen alle
erste Gedanken, als de la Casa und der
alte Shandy nur immer gewesen sind.
Denn wenn ich sie auch schon nicht für Ein-
gebungen des bösen Feindes, weder des eigent-
lichen noch des allegorischen halte: so denke
ich doch immer, daß die ersten Gedanken die
ersten sind. Meine ersten Gedanken sind ge-
wiß kein Haar besser, als Jedermanns erste
Gedanken; und mit Jedermanns Gedanken
bleibt man am klügsten zu Hause."

38.

"Seines Fleißes darf sich Jedermann rüh-
men: ich glaube die dramatische Dichtkunst

keiten unterhalten ſoll, niemand in der Welt
ungeſchickter ſeyn kann als ich.

Was Goldoni fuͤr das italiaͤniſche Thea-
ter that, der es in Einem Jahre mit dreizehn
neuen Stuͤcken bereicherte, das muß ich fuͤr
das deutſche zu thun folglich bleiben laſſen.
Ja das wuͤrde ich bleiben laſſen, wenn ich es
auch koͤnnte. Ich bin mißtrauiſcher gegen alle
erſte Gedanken, als de la Caſa und der
alte Shandy nur immer geweſen ſind.
Denn wenn ich ſie auch ſchon nicht fuͤr Ein-
gebungen des boͤſen Feindes, weder des eigent-
lichen noch des allegoriſchen halte: ſo denke
ich doch immer, daß die erſten Gedanken die
erſten ſind. Meine erſten Gedanken ſind ge-
wiß kein Haar beſſer, als Jedermanns erſte
Gedanken; und mit Jedermanns Gedanken
bleibt man am kluͤgſten zu Hauſe.“

38.

„Seines Fleißes darf ſich Jedermann ruͤh-
men: ich glaube die dramatiſche Dichtkunſt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="108"/>
keiten unterhalten &#x017F;oll, niemand in der Welt<lb/>
unge&#x017F;chickter &#x017F;eyn kann als ich.</p><lb/>
        <p>Was <hi rendition="#g">Goldoni</hi> fu&#x0364;r das italia&#x0364;ni&#x017F;che Thea-<lb/>
ter that, der es in Einem Jahre mit dreizehn<lb/>
neuen Stu&#x0364;cken bereicherte, das muß ich fu&#x0364;r<lb/>
das deut&#x017F;che zu thun folglich bleiben la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Ja das wu&#x0364;rde ich bleiben la&#x017F;&#x017F;en, wenn ich es<lb/>
auch ko&#x0364;nnte. Ich bin mißtraui&#x017F;cher gegen alle<lb/>
er&#x017F;te Gedanken, als <hi rendition="#g">de la Ca&#x017F;a</hi> und der<lb/>
alte <hi rendition="#g">Shandy</hi> nur immer gewe&#x017F;en &#x017F;ind.<lb/>
Denn wenn ich &#x017F;ie auch &#x017F;chon nicht fu&#x0364;r Ein-<lb/>
gebungen des bo&#x0364;&#x017F;en Feindes, weder des eigent-<lb/>
lichen noch des allegori&#x017F;chen halte: &#x017F;o denke<lb/>
ich doch immer, daß die er&#x017F;ten Gedanken die<lb/>
er&#x017F;ten &#x017F;ind. Meine er&#x017F;ten Gedanken &#x017F;ind ge-<lb/>
wiß kein Haar be&#x017F;&#x017F;er, als Jedermanns er&#x017F;te<lb/>
Gedanken; und mit Jedermanns Gedanken<lb/>
bleibt man am klu&#x0364;g&#x017F;ten zu Hau&#x017F;e.&#x201C;</p><lb/>
        <p>38.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Seines Fleißes darf &#x017F;ich Jedermann ru&#x0364;h-<lb/>
men: ich glaube die dramati&#x017F;che Dichtkun&#x017F;t<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0115] keiten unterhalten ſoll, niemand in der Welt ungeſchickter ſeyn kann als ich. Was Goldoni fuͤr das italiaͤniſche Thea- ter that, der es in Einem Jahre mit dreizehn neuen Stuͤcken bereicherte, das muß ich fuͤr das deutſche zu thun folglich bleiben laſſen. Ja das wuͤrde ich bleiben laſſen, wenn ich es auch koͤnnte. Ich bin mißtrauiſcher gegen alle erſte Gedanken, als de la Caſa und der alte Shandy nur immer geweſen ſind. Denn wenn ich ſie auch ſchon nicht fuͤr Ein- gebungen des boͤſen Feindes, weder des eigent- lichen noch des allegoriſchen halte: ſo denke ich doch immer, daß die erſten Gedanken die erſten ſind. Meine erſten Gedanken ſind ge- wiß kein Haar beſſer, als Jedermanns erſte Gedanken; und mit Jedermanns Gedanken bleibt man am kluͤgſten zu Hauſe.“ 38. „Seines Fleißes darf ſich Jedermann ruͤh- men: ich glaube die dramatiſche Dichtkunſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/115
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 9. Riga, 1797, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet09_1797/115>, abgerufen am 24.11.2024.