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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796.

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Leibnitz, der zu Fortbildung der Deut-
schen Sprache so vortrefliche Grundsätze
nicht nur hatte, sondern auch bei der Aka-
demie in Gang bringen wollte, auch Er
schrieb ein Deutsch, das seiner Zeit gemäß
war. Noch mehr frohnten Christian
Thomasius
, Tenzel u. a diesem Ge-
schmack, der damals für Artigkeit galt;
daher Thomasius die gesunde Kritik,
die er an die Rechtswissenschaft, und an-
dre Scienzen wandte, auf den Geschmack
nicht anwenden konnte. Canitz, als Hof-
mann, gab nur durch seine Gedichte, de-
ren wenigste leider zu uns gekommen sind,
ein besseres Muster.

Der Erste, der mit scharfen Pfeilen
auf den Lohensteinischen Geschmack losging,
war meines Wissens Wernike, ein Preuße.
In England und Frankreich an einen bes-
sern Geschmack gewöhnt, wollte er sowohl

Leibnitz, der zu Fortbildung der Deut-
ſchen Sprache ſo vortrefliche Grundſaͤtze
nicht nur hatte, ſondern auch bei der Aka-
demie in Gang bringen wollte, auch Er
ſchrieb ein Deutſch, das ſeiner Zeit gemaͤß
war. Noch mehr frohnten Chriſtian
Thomaſius
, Tenzel u. a dieſem Ge-
ſchmack, der damals fuͤr Artigkeit galt;
daher Thomaſius die geſunde Kritik,
die er an die Rechtswiſſenſchaft, und an-
dre Scienzen wandte, auf den Geſchmack
nicht anwenden konnte. Canitz, als Hof-
mann, gab nur durch ſeine Gedichte, de-
ren wenigſte leider zu uns gekommen ſind,
ein beſſeres Muſter.

Der Erſte, der mit ſcharfen Pfeilen
auf den Lohenſteiniſchen Geſchmack losging,
war meines Wiſſens Wernike, ein Preuße.
In England und Frankreich an einen beſ-
ſern Geſchmack gewoͤhnt, wollte er ſowohl

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[153/0172] Leibnitz, der zu Fortbildung der Deut- ſchen Sprache ſo vortrefliche Grundſaͤtze nicht nur hatte, ſondern auch bei der Aka- demie in Gang bringen wollte, auch Er ſchrieb ein Deutſch, das ſeiner Zeit gemaͤß war. Noch mehr frohnten Chriſtian Thomaſius, Tenzel u. a dieſem Ge- ſchmack, der damals fuͤr Artigkeit galt; daher Thomaſius die geſunde Kritik, die er an die Rechtswiſſenſchaft, und an- dre Scienzen wandte, auf den Geſchmack nicht anwenden konnte. Canitz, als Hof- mann, gab nur durch ſeine Gedichte, de- ren wenigſte leider zu uns gekommen ſind, ein beſſeres Muſter. Der Erſte, der mit ſcharfen Pfeilen auf den Lohenſteiniſchen Geſchmack losging, war meines Wiſſens Wernike, ein Preuße. In England und Frankreich an einen beſ- ſern Geſchmack gewoͤhnt, wollte er ſowohl

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 8. Riga, 1796, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet08_1796/172>, abgerufen am 23.11.2024.