Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 7. Riga, 1796.Sein glänzend-holdes Antlitz. Mir sei ein stilles Leben, Ein heiliges vergönnet, Unscheinbar vor den Menschen, Doch nicht vor Gott verborgen. Mir stehe bei die Weisheit, Die stark ist, mich zu leiten Durch Jugend und durch Alter. Sie, Königinn des Reichthums, Die auf unebnen Wegen Das harte Joch der Armuth Mit leichtem Muth erträget; Sie, die in bittrem Kummer Des Lebens heiter lächelt. -- So viel sei mir gewähret, Daß, schwarzer Sorg' entnommen, Ich eines Nachbars Hütte Im Mangel nie bedürfe. -- Horch auf! Cicada singet Von Morgenthaue trunken. Schau, wie die Saite stärker Sein glaͤnzend-holdes Antlitz. Mir ſei ein ſtilles Leben, Ein heiliges vergoͤnnet, Unſcheinbar vor den Menſchen, Doch nicht vor Gott verborgen. Mir ſtehe bei die Weisheit, Die ſtark iſt, mich zu leiten Durch Jugend und durch Alter. Sie, Koͤniginn des Reichthums, Die auf unebnen Wegen Das harte Joch der Armuth Mit leichtem Muth ertraͤget; Sie, die in bittrem Kummer Des Lebens heiter laͤchelt. — So viel ſei mir gewaͤhret, Daß, ſchwarzer Sorg' entnommen, Ich eines Nachbars Huͤtte Im Mangel nie beduͤrfe. — Horch auf! Cicada ſinget Von Morgenthaue trunken. Schau, wie die Saite ſtaͤrker <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0029" n="12"/> <l>Sein glaͤnzend-holdes Antlitz.</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Mir</hi> ſei ein ſtilles Leben,</l><lb/> <l>Ein heiliges vergoͤnnet,</l><lb/> <l>Unſcheinbar vor den Menſchen,</l><lb/> <l>Doch nicht vor Gott verborgen.</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Mir</hi> ſtehe bei die Weisheit,</l><lb/> <l>Die ſtark iſt, mich zu leiten</l><lb/> <l>Durch Jugend und durch Alter.</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sie</hi>, Koͤniginn des Reichthums,</l><lb/> <l>Die auf unebnen Wegen</l><lb/> <l>Das harte Joch der Armuth</l><lb/> <l>Mit leichtem Muth ertraͤget;</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Sie</hi>, die in bittrem Kummer</l><lb/> <l>Des Lebens heiter laͤchelt. —</l><lb/> <l>So viel ſei mir gewaͤhret,</l><lb/> <l>Daß, ſchwarzer Sorg' entnommen,</l><lb/> <l>Ich eines Nachbars Huͤtte</l><lb/> <l>Im Mangel nie beduͤrfe. —</l><lb/> <l>Horch auf! Cicada ſinget</l><lb/> <l>Von Morgenthaue trunken.</l><lb/> <l>Schau, wie die Saite ſtaͤrker</l><lb/> <l> </l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [12/0029]
Sein glaͤnzend-holdes Antlitz.
Mir ſei ein ſtilles Leben,
Ein heiliges vergoͤnnet,
Unſcheinbar vor den Menſchen,
Doch nicht vor Gott verborgen.
Mir ſtehe bei die Weisheit,
Die ſtark iſt, mich zu leiten
Durch Jugend und durch Alter.
Sie, Koͤniginn des Reichthums,
Die auf unebnen Wegen
Das harte Joch der Armuth
Mit leichtem Muth ertraͤget;
Sie, die in bittrem Kummer
Des Lebens heiter laͤchelt. —
So viel ſei mir gewaͤhret,
Daß, ſchwarzer Sorg' entnommen,
Ich eines Nachbars Huͤtte
Im Mangel nie beduͤrfe. —
Horch auf! Cicada ſinget
Von Morgenthaue trunken.
Schau, wie die Saite ſtaͤrker
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |