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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.

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dies gewiß nicht zu seinem Nachtheil.
St. Pierre hat durch seine Schriften,
die, als sie erschienen, Wenige lasen, Meh-
rere ungelesen verlachten, Andre auf eine
schale Art widerlegten, ja deren offenbarste
Wahrheit ihm sogar Verdruß zuzog, in
der Folge mehr Gutes gewirkt, als manche
blendende Schriftsteller seines Zeitalters,
die ihn aus der Akademie verwiesen. Seine
Träume von einem ewigen Frieden, von
einer besseren Verwaltung der Staaten,
von einer größeren Nutzbarkeit des geistli-
chen Standes, von einer gewissenhaftern
Pflege der Menschheit, selbst seine politischen
Weissagungen, können nicht immer Träu-
me eines honetten Mannes bleiben,
wie sie damals ein duldender Minister
nannte. Wenn St. Pierre wieder auf-
stünde, und gewahr würde, daß nicht blos,
(wie d'Alembert meint,) das Wort

bien-

dies gewiß nicht zu ſeinem Nachtheil.
St. Pierre hat durch ſeine Schriften,
die, als ſie erſchienen, Wenige laſen, Meh-
rere ungeleſen verlachten, Andre auf eine
ſchale Art widerlegten, ja deren offenbarſte
Wahrheit ihm ſogar Verdruß zuzog, in
der Folge mehr Gutes gewirkt, als manche
blendende Schriftſteller ſeines Zeitalters,
die ihn aus der Akademie verwieſen. Seine
Traͤume von einem ewigen Frieden, von
einer beſſeren Verwaltung der Staaten,
von einer groͤßeren Nutzbarkeit des geiſtli-
chen Standes, von einer gewiſſenhaftern
Pflege der Menſchheit, ſelbſt ſeine politiſchen
Weiſſagungen, koͤnnen nicht immer Traͤu-
me eines honetten Mannes bleiben,
wie ſie damals ein duldender Miniſter
nannte. Wenn St. Pierre wieder auf-
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[32/0047] dies gewiß nicht zu ſeinem Nachtheil. St. Pierre hat durch ſeine Schriften, die, als ſie erſchienen, Wenige laſen, Meh- rere ungeleſen verlachten, Andre auf eine ſchale Art widerlegten, ja deren offenbarſte Wahrheit ihm ſogar Verdruß zuzog, in der Folge mehr Gutes gewirkt, als manche blendende Schriftſteller ſeines Zeitalters, die ihn aus der Akademie verwieſen. Seine Traͤume von einem ewigen Frieden, von einer beſſeren Verwaltung der Staaten, von einer groͤßeren Nutzbarkeit des geiſtli- chen Standes, von einer gewiſſenhaftern Pflege der Menſchheit, ſelbſt ſeine politiſchen Weiſſagungen, koͤnnen nicht immer Traͤu- me eines honetten Mannes bleiben, wie ſie damals ein duldender Miniſter nannte. Wenn St. Pierre wieder auf- ſtuͤnde, und gewahr wuͤrde, daß nicht blos, (wie d'Alembert meint,) das Wort bien-

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/47>, abgerufen am 25.11.2024.