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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.

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peinliche Beschimpfung ausstößt *), und die
mit dem traurigen Gefühl der völligen Ver-
lassenheit und Ohnmacht enden: "hier habt
ihr die wahre Geschichte meines Lebens,
und welche Person ich auf dem eiteln Schau-
platz dieser Welt, in meinem unbeständi-
gen und unglücklichen Leben gespielt habe.
Richtet nun gerecht und unpartheiisch, ihr
Söhne der Menschen; richtet frei und nach
der Wahrheit, wie es sich Männern ge-
ziemt. Findet ihr etwas, das euch zum
Mitleiden hinreißt, so erkennt und beweint
das traurige Loos der Menschheit, das
auch euch zu Theil geworden ist." --

Dank der Menschheit sey allen Denen,
die so unerträgliche Lasten und Fesseln, die
jede unziemende Beschimpfung, jede krän-

*) Müllers Bekenntnisse merkwürdiger Män-
ner, Bd. 2. S. 169. u. f.

peinliche Beſchimpfung ausſtoͤßt *), und die
mit dem traurigen Gefuͤhl der voͤlligen Ver-
laſſenheit und Ohnmacht enden: „hier habt
ihr die wahre Geſchichte meines Lebens,
und welche Perſon ich auf dem eiteln Schau-
platz dieſer Welt, in meinem unbeſtaͤndi-
gen und ungluͤcklichen Leben geſpielt habe.
Richtet nun gerecht und unpartheiiſch, ihr
Soͤhne der Menſchen; richtet frei und nach
der Wahrheit, wie es ſich Maͤnnern ge-
ziemt. Findet ihr etwas, das euch zum
Mitleiden hinreißt, ſo erkennt und beweint
das traurige Loos der Menſchheit, das
auch euch zu Theil geworden iſt.“ —

Dank der Menſchheit ſey allen Denen,
die ſo unertraͤgliche Laſten und Feſſeln, die
jede unziemende Beſchimpfung, jede kraͤn-

*) Muͤllers Bekenntniſſe merkwuͤrdiger Maͤn-
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[25/0040] peinliche Beſchimpfung ausſtoͤßt *), und die mit dem traurigen Gefuͤhl der voͤlligen Ver- laſſenheit und Ohnmacht enden: „hier habt ihr die wahre Geſchichte meines Lebens, und welche Perſon ich auf dem eiteln Schau- platz dieſer Welt, in meinem unbeſtaͤndi- gen und ungluͤcklichen Leben geſpielt habe. Richtet nun gerecht und unpartheiiſch, ihr Soͤhne der Menſchen; richtet frei und nach der Wahrheit, wie es ſich Maͤnnern ge- ziemt. Findet ihr etwas, das euch zum Mitleiden hinreißt, ſo erkennt und beweint das traurige Loos der Menſchheit, das auch euch zu Theil geworden iſt.“ — Dank der Menſchheit ſey allen Denen, die ſo unertraͤgliche Laſten und Feſſeln, die jede unziemende Beſchimpfung, jede kraͤn- *) Muͤllers Bekenntniſſe merkwuͤrdiger Maͤn- ner, Bd. 2. S. 169. u. f.

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/40>, abgerufen am 23.11.2024.