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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795.

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Misbräuche, ein großes Geschenk, ein un-
widerrufliches Privilegium für die mensch-
liche Gesellschaft, und ein ungeheures Mit-
tel der Vorsehung sei, dessen Wirkungen
und Folgen noch nicht vor unserm Auge
liegen. Was geschehen ist, können wir
nicht zurücknehmen; die Buchdruckerei ist
da; nicht nur als Nahrungszweig für Han-
del und Arbeit, sondern als eine Tuba
der Sprache
, so weit dies oder jenes
Product reichet. Alle Monarchen der
Welt, wenn sie mit vereinten Kräften für
jede Druckerstube träten, könnten die ar-
me Familie dieses Letternkastens, das Asyl
und den Telegraph menschlicher Gedanken
nicht zerstören. Ja wer wollte es zerstö-
ren, da es, nebst einigem Bösem, so un-
säglich viel Gutes gestiftet hat, und sei-
ner unschuldigen aber kräftigen Natur
nach nothwendig noch stiften wird. Der

Misbraͤuche, ein großes Geſchenk, ein un-
widerrufliches Privilegium fuͤr die menſch-
liche Geſellſchaft, und ein ungeheures Mit-
tel der Vorſehung ſei, deſſen Wirkungen
und Folgen noch nicht vor unſerm Auge
liegen. Was geſchehen iſt, koͤnnen wir
nicht zuruͤcknehmen; die Buchdruckerei iſt
da; nicht nur als Nahrungszweig fuͤr Han-
del und Arbeit, ſondern als eine Tuba
der Sprache
, ſo weit dies oder jenes
Product reichet. Alle Monarchen der
Welt, wenn ſie mit vereinten Kraͤften fuͤr
jede Druckerſtube traͤten, koͤnnten die ar-
me Familie dieſes Letternkaſtens, das Aſyl
und den Telegraph menſchlicher Gedanken
nicht zerſtoͤren. Ja wer wollte es zerſtoͤ-
ren, da es, nebſt einigem Boͤſem, ſo un-
ſaͤglich viel Gutes geſtiftet hat, und ſei-
ner unſchuldigen aber kraͤftigen Natur
nach nothwendig noch ſtiften wird. Der

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[109/0124] Misbraͤuche, ein großes Geſchenk, ein un- widerrufliches Privilegium fuͤr die menſch- liche Geſellſchaft, und ein ungeheures Mit- tel der Vorſehung ſei, deſſen Wirkungen und Folgen noch nicht vor unſerm Auge liegen. Was geſchehen iſt, koͤnnen wir nicht zuruͤcknehmen; die Buchdruckerei iſt da; nicht nur als Nahrungszweig fuͤr Han- del und Arbeit, ſondern als eine Tuba der Sprache, ſo weit dies oder jenes Product reichet. Alle Monarchen der Welt, wenn ſie mit vereinten Kraͤften fuͤr jede Druckerſtube traͤten, koͤnnten die ar- me Familie dieſes Letternkaſtens, das Aſyl und den Telegraph menſchlicher Gedanken nicht zerſtoͤren. Ja wer wollte es zerſtoͤ- ren, da es, nebſt einigem Boͤſem, ſo un- ſaͤglich viel Gutes geſtiftet hat, und ſei- ner unſchuldigen aber kraͤftigen Natur nach nothwendig noch ſtiften wird. Der

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 5. Riga, 1795, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet05_1795/124>, abgerufen am 22.11.2024.