auch den vornehmsten Ständen, suchten die Philosophie des Lebens wieder in die Welt einzuführen, und streueten ihr wenigstens Blumen. Sie erschien endlich, diese Phi- losophie, unter mehreren Nationen; und jeder Tritt soll uns heilig seyn, wo sie ge- wandelt. Sollte das böse Schicksal es wollen, daß ganze Länder Europa's, (ver- hüte es der gute Genius der Menschheit!) wieder in die Barbarei versänken: so wol- len wir, die an den Gränzen des Abgrun- des stehen, die Namen und Schriften De- rer, die einst der Humanität dienten, um so heiliger bewahren. Sie sind uns als- dann Reste einer versunkenen Welt, Reli- quien zerstörter Heiligthümer.
Du guter Montaigne, ihr Dichter und Schriftsteller voriger ruhiger oder stür- mischer Zeiten Frankreichs, und ihr, die ihr guter Genius bei Zeiten hinweg rief,
auch den vornehmſten Staͤnden, ſuchten die Philoſophie des Lebens wieder in die Welt einzufuͤhren, und ſtreueten ihr wenigſtens Blumen. Sie erſchien endlich, dieſe Phi- loſophie, unter mehreren Nationen; und jeder Tritt ſoll uns heilig ſeyn, wo ſie ge- wandelt. Sollte das boͤſe Schickſal es wollen, daß ganze Laͤnder Europa's, (ver- huͤte es der gute Genius der Menſchheit!) wieder in die Barbarei verſaͤnken: ſo wol- len wir, die an den Graͤnzen des Abgrun- des ſtehen, die Namen und Schriften De- rer, die einſt der Humanitaͤt dienten, um ſo heiliger bewahren. Sie ſind uns als- dann Reſte einer verſunkenen Welt, Reli- quien zerſtoͤrter Heiligthuͤmer.
Du guter Montaigne, ihr Dichter und Schriftſteller voriger ruhiger oder ſtuͤr- miſcher Zeiten Frankreichs, und ihr, die ihr guter Genius bei Zeiten hinweg rief,
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auch den vornehmſten Staͤnden, ſuchten die
Philoſophie des Lebens wieder in die Welt
einzufuͤhren, und ſtreueten ihr wenigſtens
Blumen. Sie erſchien endlich, dieſe Phi-
loſophie, unter mehreren Nationen; und
jeder Tritt ſoll uns heilig ſeyn, wo ſie ge-
wandelt. Sollte das boͤſe Schickſal es
wollen, daß ganze Laͤnder Europa's, (ver-
huͤte es der gute Genius der Menſchheit!)
wieder in die Barbarei verſaͤnken: ſo wol-
len wir, die an den Graͤnzen des Abgrun-
des ſtehen, die Namen und Schriften De-
rer, die einſt der Humanitaͤt dienten, um
ſo heiliger bewahren. Sie ſind uns als-
dann Reſte einer verſunkenen Welt, Reli-
quien zerſtoͤrter Heiligthuͤmer.
Du guter Montaigne, ihr Dichter
und Schriftſteller voriger ruhiger oder ſtuͤr-
miſcher Zeiten Frankreichs, und ihr, die
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Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet04_1794/148>, abgerufen am 03.07.2024.
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