Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.Herab vom Himmel senke dich, Königinn, Und mit dir komme strenge Gerechtigkeit, Und Schaam und Treu' der Erde wieder Und die so lang' uns entflohne Einfalt. Wir warten Deiner. Waffen und Nerv' und Arm Erwarten alle, Göttinn, von Dir allein! -- Der Zeiten letzte nahn; es altert Blöde die Welt und erträumet Wahn- sinn. Schau her, wie hebt dort, Flammen und Schwertern selbst Unüberwindbar, trotzend die Hyder sich; Zehn Häupter fallen und aus jedem Blutenden steigen der Häupter tausend. Des Wahnes Weltmeer wälzet der Meinungen Auf Wellen Wellen; Religion erseufzt Im Schiffbruch, und der Liebe Bande Lösen sich auf und der Boden sinket. Herab vom Himmel ſenke dich, Koͤniginn, Und mit dir komme ſtrenge Gerechtigkeit, Und Schaam und Treu' der Erde wieder Und die ſo lang' uns entflohne Einfalt. Wir warten Deiner. Waffen und Nerv' und Arm Erwarten alle, Goͤttinn, von Dir allein! — Der Zeiten letzte nahn; es altert Bloͤde die Welt und ertraͤumet Wahn- ſinn. Schau her, wie hebt dort, Flammen und Schwertern ſelbſt Unuͤberwindbar, trotzend die Hyder ſich; Zehn Haͤupter fallen und aus jedem Blutenden ſteigen der Haͤupter tauſend. Des Wahnes Weltmeer waͤlzet der Meinungen Auf Wellen Wellen; Religion erſeufzt Im Schiffbruch, und der Liebe Bande Loͤſen ſich auf und der Boden ſinket. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0112" n="107"/> <lg n="12"> <l>Herab vom Himmel ſenke dich, Koͤniginn,</l><lb/> <l>Und mit dir komme ſtrenge Gerechtigkeit,</l><lb/> <l>Und Schaam und Treu' der Erde wieder</l><lb/> <l>Und die ſo lang' uns entflohne Einfalt.</l> </lg><lb/> <lg n="13"> <l>Wir warten Deiner. Waffen und Nerv' und</l><lb/> <l>Arm</l><lb/> <l>Erwarten alle, Goͤttinn, von Dir allein! —</l><lb/> <l>Der Zeiten letzte nahn; es altert</l><lb/> <l>Bloͤde die Welt und ertraͤumet Wahn-</l><lb/> <l>ſinn.</l> </lg><lb/> <lg n="14"> <l>Schau her, wie hebt dort, Flammen und</l><lb/> <l>Schwertern ſelbſt</l><lb/> <l>Unuͤberwindbar, trotzend die Hyder ſich;</l><lb/> <l>Zehn Haͤupter fallen und aus jedem</l><lb/> <l>Blutenden ſteigen der Haͤupter tauſend.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Des Wahnes Weltmeer waͤlzet der Meinungen</l><lb/> <l>Auf Wellen Wellen; Religion erſeufzt</l><lb/> <l>Im Schiffbruch, und der Liebe Bande</l><lb/> <l>Loͤſen ſich auf und der Boden ſinket.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [107/0112]
Herab vom Himmel ſenke dich, Koͤniginn,
Und mit dir komme ſtrenge Gerechtigkeit,
Und Schaam und Treu' der Erde wieder
Und die ſo lang' uns entflohne Einfalt.
Wir warten Deiner. Waffen und Nerv' und
Arm
Erwarten alle, Goͤttinn, von Dir allein! —
Der Zeiten letzte nahn; es altert
Bloͤde die Welt und ertraͤumet Wahn-
ſinn.
Schau her, wie hebt dort, Flammen und
Schwertern ſelbſt
Unuͤberwindbar, trotzend die Hyder ſich;
Zehn Haͤupter fallen und aus jedem
Blutenden ſteigen der Haͤupter tauſend.
Des Wahnes Weltmeer waͤlzet der Meinungen
Auf Wellen Wellen; Religion erſeufzt
Im Schiffbruch, und der Liebe Bande
Loͤſen ſich auf und der Boden ſinket.
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