Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794.Unwiderrufbar! Keine der webenden Drei Schicksalsschwestern lös't, was die an- dre spann; Und was der Wahrheit heiliger Recht- spruch Göttlich entschieden, das bleibt gerichtet. Wer Dich, o hohe Göttinn, wer Dich verehrt, Der betet Gott an! Immer ein Herr sein selbst Spricht er der Wahrheit Recht, und übet Jede der Pflichten für Menschen mensch- lich. Nicht nach der Willkühr stolzer Trimalcions Wird Er entscheiden, lüstend nach ihrem Mahl; Wird nie ihr juckend Ohr mit süßem Menschenverderblichem Murmeln kitzeln. Für Freunde leben, leben fürs Vaterland, Den Frevel scheuen mehr als den bittern Tod, O Wahrheit, dies ist seine Ehre, Dies sein Beruf und sein innrer Lohn dies. Unwiderrufbar! Keine der webenden Drei Schickſalsſchweſtern loͤſ't, was die an- dre ſpann; Und was der Wahrheit heiliger Recht- ſpruch Goͤttlich entſchieden, das bleibt gerichtet. Wer Dich, o hohe Goͤttinn, wer Dich verehrt, Der betet Gott an! Immer ein Herr ſein ſelbſt Spricht er der Wahrheit Recht, und uͤbet Jede der Pflichten fuͤr Menſchen menſch- lich. Nicht nach der Willkuͤhr ſtolzer Trimalcions Wird Er entſcheiden, luͤſtend nach ihrem Mahl; Wird nie ihr juckend Ohr mit ſuͤßem Menſchenverderblichem Murmeln kitzeln. Fuͤr Freunde leben, leben fuͤrs Vaterland, Den Frevel ſcheuen mehr als den bittern Tod, O Wahrheit, dies iſt ſeine Ehre, Dies ſein Beruf und ſein innrer Lohn dies. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0111" n="106"/> <lg n="8"> <l>Unwiderrufbar! Keine der webenden</l><lb/> <l>Drei Schickſalsſchweſtern loͤſ't, was die an-</l><lb/> <l>dre ſpann;</l><lb/> <l>Und was der Wahrheit heiliger Recht-</l><lb/> <l>ſpruch</l><lb/> <l>Goͤttlich entſchieden, das bleibt gerichtet.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Wer Dich, o hohe Goͤttinn, wer Dich verehrt,</l><lb/> <l>Der betet Gott an! Immer ein Herr ſein</l><lb/> <l>ſelbſt</l><lb/> <l>Spricht er der Wahrheit Recht, und uͤbet</l><lb/> <l>Jede der Pflichten fuͤr Menſchen menſch-</l><lb/> <l>lich.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Nicht nach der Willkuͤhr ſtolzer Trimalcions</l><lb/> <l>Wird Er entſcheiden, luͤſtend nach ihrem</l><lb/> <l>Mahl;</l><lb/> <l>Wird nie ihr juckend Ohr mit ſuͤßem</l><lb/> <l>Menſchenverderblichem Murmeln kitzeln.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Fuͤr Freunde leben, leben fuͤrs Vaterland,</l><lb/> <l>Den Frevel ſcheuen mehr als den bittern Tod,</l><lb/> <l>O Wahrheit, dies iſt ſeine Ehre,</l><lb/> <l>Dies ſein Beruf und ſein innrer Lohn</l><lb/> <l>dies.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0111]
Unwiderrufbar! Keine der webenden
Drei Schickſalsſchweſtern loͤſ't, was die an-
dre ſpann;
Und was der Wahrheit heiliger Recht-
ſpruch
Goͤttlich entſchieden, das bleibt gerichtet.
Wer Dich, o hohe Goͤttinn, wer Dich verehrt,
Der betet Gott an! Immer ein Herr ſein
ſelbſt
Spricht er der Wahrheit Recht, und uͤbet
Jede der Pflichten fuͤr Menſchen menſch-
lich.
Nicht nach der Willkuͤhr ſtolzer Trimalcions
Wird Er entſcheiden, luͤſtend nach ihrem
Mahl;
Wird nie ihr juckend Ohr mit ſuͤßem
Menſchenverderblichem Murmeln kitzeln.
Fuͤr Freunde leben, leben fuͤrs Vaterland,
Den Frevel ſcheuen mehr als den bittern Tod,
O Wahrheit, dies iſt ſeine Ehre,
Dies ſein Beruf und ſein innrer Lohn
dies.
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 4. Riga, 1794, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet04_1794/111>, abgerufen am 22.07.2024. |