Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.Apolls, ein Schonenswürdiger, unantastba- Alter! Daß ich dich nie bei den holen Schif- fen erblicke! Treff' ich ferner dich an; es sei, du weilest noch jetzo, Oder du kehrest ein andermal wieder: so möchte der Goldstab Mit dem Kranze des Gotts dich nicht mehr schützen. Die Tochter Geb' ich nicht los, bis einst in unsrer Woh- nung in Argos Dritte Samml. F
Apolls, ein Schonenswuͤrdiger, unantaſtba- Alter! Daß ich dich nie bei den holen Schif- fen erblicke! Treff' ich ferner dich an; es ſei, du weileſt noch jetzo, Oder du kehreſt ein andermal wieder: ſo moͤchte der Goldſtab Mit dem Kranze des Gotts dich nicht mehr ſchuͤtzen. Die Tochter Geb' ich nicht los, bis einſt in unſrer Woh- nung in Argos Dritte Samml. F
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Apolls, ein Schonenswuͤrdiger, unantaſtba-
rer Greis kommt unter dem Schutz ſeines
Gottes, um ſeine geraubte Tochter zu bit-
ten. Er ſpricht weder Mitleid noch Er-
barmen an; er will ſie nur, und zwar uͤber-
reichlich loskaufen. Seine kurze Bitte iſt
ſo geziemend, ſo artig; und welche harte,
ungeziemende Antwort giebt der Koͤnig
der Griechen dem flehenden Alten.
Alter! Daß ich dich nie bei den holen Schif-
fen erblicke!
Treff' ich ferner dich an; es ſei, du weileſt noch
jetzo,
Oder du kehreſt ein andermal wieder: ſo moͤchte
der Goldſtab
Mit dem Kranze des Gotts dich nicht mehr
ſchuͤtzen. Die Tochter
Geb' ich nicht los, bis einſt in unſrer Woh-
nung in Argos
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/90>, abgerufen am 16.02.2025. |