Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.Der alte Philosoph, vertieft in Zahl und Sternen, Erhielt von dir die Kunst, sich selbst be- schaun zu lernen. Es sah der Mensch das Licht, das längst in ihm gebrannt, Und das, vom Wahn umwölkt, nur Trägheit nicht erkannt. Da fühlte sich Athen, und lernte Platons Lehren, Des Weisen von Stagyr, des Epiktets vereh- ren, Da tratest du auch auf, erhabner Epikur, Der Tugend ächter Freund und Kenner der Natur. -- Verehrungswürdges Rom! groß durch er- fochtne Kronen, Noch größer durch den Geist gepries'ner Cice- ronen, O Rom, Europa selbst, von deiner Herrschaft Joch Vorlängst entlediget, ehrt dein Gesetze noch. Der alte Philoſoph, vertieft in Zahl und Sternen, Erhielt von dir die Kunſt, ſich ſelbſt be- ſchaun zu lernen. Es ſah der Menſch das Licht, das laͤngſt in ihm gebrannt, Und das, vom Wahn umwoͤlkt, nur Traͤgheit nicht erkannt. Da fuͤhlte ſich Athen, und lernte Platons Lehren, Des Weiſen von Stagyr, des Epiktets vereh- ren, Da trateſt du auch auf, erhabner Epikur, Der Tugend aͤchter Freund und Kenner der Natur. — Verehrungswuͤrdges Rom! groß durch er- fochtne Kronen, Noch groͤßer durch den Geiſt geprieſ'ner Cice- ronen, O Rom, Europa ſelbſt, von deiner Herrſchaft Joch Vorlaͤngſt entlediget, ehrt dein Geſetze noch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0079" n="70"/> <lg n="8"> <l>Der alte Philoſoph, vertieft in Zahl und</l><lb/> <l>Sternen,</l><lb/> <l>Erhielt von dir die Kunſt, <hi rendition="#g">ſich ſelbſt be</hi>-</l><lb/> <l><hi rendition="#g">ſchaun zu lernen</hi>.</l><lb/> <l>Es ſah der Menſch das Licht, das laͤngſt in</l><lb/> <l>ihm gebrannt,</l><lb/> <l>Und das, vom Wahn umwoͤlkt, nur Traͤgheit</l><lb/> <l>nicht erkannt.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Da fuͤhlte ſich Athen, und lernte Platons</l><lb/> <l>Lehren,</l><lb/> <l>Des Weiſen von Stagyr, des Epiktets vereh-</l><lb/> <l>ren,</l><lb/> <l>Da trateſt du auch auf, erhabner Epikur,</l><lb/> <l>Der Tugend aͤchter Freund und Kenner der</l><lb/> <l>Natur. —</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Verehrungswuͤrdges Rom! groß durch er-</l><lb/> <l>fochtne Kronen,</l><lb/> <l>Noch groͤßer durch den Geiſt geprieſ'ner Cice-</l><lb/> <l>ronen,</l><lb/> <l>O Rom, Europa ſelbſt, von deiner Herrſchaft</l><lb/> <l>Joch</l><lb/> <l>Vorlaͤngſt entlediget, ehrt dein Geſetze noch.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [70/0079]
Der alte Philoſoph, vertieft in Zahl und
Sternen,
Erhielt von dir die Kunſt, ſich ſelbſt be-
ſchaun zu lernen.
Es ſah der Menſch das Licht, das laͤngſt in
ihm gebrannt,
Und das, vom Wahn umwoͤlkt, nur Traͤgheit
nicht erkannt.
Da fuͤhlte ſich Athen, und lernte Platons
Lehren,
Des Weiſen von Stagyr, des Epiktets vereh-
ren,
Da trateſt du auch auf, erhabner Epikur,
Der Tugend aͤchter Freund und Kenner der
Natur. —
Verehrungswuͤrdges Rom! groß durch er-
fochtne Kronen,
Noch groͤßer durch den Geiſt geprieſ'ner Cice-
ronen,
O Rom, Europa ſelbſt, von deiner Herrſchaft
Joch
Vorlaͤngſt entlediget, ehrt dein Geſetze noch.
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