Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794.Th. Rechnen Sie denn Güte und Ph. Ohne Zweifel; sie sind ja die vor- Th. Gesetzt also der Verpflichtete ent- Ph. Nicht im geringsten. Th. Oder macht es die Ausübung der Ph. Mich dünkt vielmehr das Gegen- D 5
Th. Rechnen Sie denn Guͤte und Ph. Ohne Zweifel; ſie ſind ja die vor- Th. Geſetzt alſo der Verpflichtete ent- Ph. Nicht im geringſten. Th. Oder macht es die Ausuͤbung der Ph. Mich duͤnkt vielmehr das Gegen- D 5
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Th. Rechnen Sie denn Guͤte und
Dankbarkeit unter die Handlungen der
Freundſchaft und des Wohlwollens?
Ph. Ohne Zweifel; ſie ſind ja die vor-
nehmſten.
Th. Geſetzt alſo der Verpflichtete ent-
deckte Fehler an ſeinem Wohlthaͤter, wuͤrde
dies jenen von ſeiner Dankbarkeit los-
ſprechen?
Ph. Nicht im geringſten.
Th. Oder macht es die Ausuͤbung der
Dankbarkeit weniger angenehm?
Ph. Mich duͤnkt vielmehr das Gegen-
theil. Denn wenn mirs an allen andern
Mitteln der Vergeltung fehlte, ſo wuͤrde
ich mich freuen, wenigſtens dadurch
meine Dankbarkeit gegen meinen Wohl-
thaͤter ſicher zeigen zu koͤnnen, daß ich
ſeine Fehler als ein Freund ertruͤge.
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Briefe zu Beförderung der Humanität. Bd. 3. Riga, 1794, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_humanitaet03_1794/66>, abgerufen am 16.02.2025. |